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Missbrauchs-affare Spaltet Passionsspielort

By Wolfgang Otter
Tiroler Tageszeitung
June 9, 2012

http://www.tt.com/Tirol/4915470-2/missbrauchs-aff%C3%A4re-spaltet-passionsspielort.csp

Thiersee – Seit offentlich bekannt geworden ist, dass der verstorbene Pfarrer und Ehrenburger von Thiersee Buben sexuell missbraucht haben soll, gehen im Passionsspieldorf die Wogen hoch. Viele fragen sich: Kann jemand, der solche Ubergriffe getatigt hat, noch weiter Ehrenburger eines Dorfes sein? Der Gemeinderat von Thiersee hat sich (wie berichtet) nicht dazu durchringen konnen, diese Frage zu beantworten. Der Tagesordnungspunkt wurde nach einer zweistundigen hitzigen Debatte im Gemeinderat mit 7:8 abgesetzt.

Wie nicht anders zu erwarten, war das fur manche Betroffene zu wenig. Daher erwartet sich Burgermeister Hannes Juffinger, dass in einer der kommenden Gemeinderatssitzungen das Thema neuerlich behandelt wird.

Viele Thierseer sind entsetzt uber die Vorfalle, die sich vor 25 bis 30 Jahren ereignet haben sollen. Es gebe sogar Sportler, die fur eine Ehrung der Gemeinde vorgesehen sind und nun darauf verzichten wollen, solange der verstorbene Pfarrer noch Ehrenburger ist. Au?erdem sei das Vertrauen in die Kirche derart schwer erschuttert, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr zum Ministrantendienst schicken, wie ein Thierseer wissen will.

„Bei der Fronleichnams­prozession waren an die 20 Ministranten mit dabei, ich glaube, das sagt alles“, weist Ortspfarrer Franz Wenninger derartige Geruchte zuruck. Er hatte nach dem Tod des beschuldigten Geistlichen 2009 die Pfarre ubernommen. Und, wie er betont, auch sofort reagiert, als er von den Missbrauchsvorfallen erfahren habe, und die Vorwurfe an die Ombudsstelle der Erzdiozese weitergeleitet. Weiters will er sich nicht zum Fall au?ern.

Bei der Ombudsstelle wurden die Vorwurfe bestatigt und Bischofsvikar Pralat Hans Rei?meier sprach vor zwei Wochen bei einem Gottesdienst in Thiersee ganz klar von sexuellem Missbrauch von Minderjahrigen und entschuldigte sich namens der Erzdiozese dafur.

Es gebe Thierseer, die das nicht glauben konnen, „die konnen sich so etwas nicht vorstellen“, sagt der Burgermeister. Aber auch Eltern, die sich schamen, dass sie ihren Kindern damals nicht geglaubt haben. Denn Geruchte uber die Neigung des Pfarrers habe es genugend gegeben.

Fur Juffinger sei es kein Nachteil, dass vom Gemeinderat nicht gleich uber die Absprechung der Ehrenburgerschaft abgestimmt wurde. So konne sich die Stimmung abkuhlen, bevor neuerlich diskutiert werde. Wie er personlich abstimmen wird, lasst der Ortschef offen. Er erinnert aber daran, dass mit dem Tod an und fur sich die Burgerrechte ohnedies erloschen.

 

 

 

 

 




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