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Deutsche Priester Rebellieren Gegen Den Papst

By Peter Wensierski
Spiegel
June 15, 2012

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/177-priester-und-diakone-rebellieren-gegen-den-papst-a-838436.html

Papst Bendikt XVI.: "Immer wieder vertagt"

Sie protestieren mit ihrer Unterschrift: 177 Priester und Diakone fordern in einer Erklarung die katholische Kirche auf, erneut verheirateten Geschiedenen kunftig das Abendmahl zu gewahren. Deutschlands Katholikenchef Zollitsch droht den Rebellen mit harten Sanktionen.

Der deutsche Katholikenchef Robert Zollitsch droht, gegen mehr als 177 Priester und Diakone seines Erzbistums hart vorzugehen. Seine Untergebenen hatten sich erst vor wenigen Tagen in einer Erklarung offen zum Ungehorsam bekannt. Dabei geht es den rebellischen Priestern vor allem darum, dass sie Katholiken, die nach einer Scheidung erneut geheiratet haben, das Abendmahl austeilen wollen. Dies ist laut Kirchenrecht verboten, in Wahrheit jedoch gangige Praxis in vielen Gemeinden und nur eine von vielen Reformforderungen, die vom deutschen Papst Benedikt XVI. in Rom abgelehnt werden.

Die 177 Priester bezichtigen sich aber ausdrucklich, gegen die Order von oben zu handeln. Ein solches Bekenntnis hat es in dieser Dimension in Deutschland bislang noch nicht gegeben. Zollitsch und sein Generalvikar Fridolin Keck haben die Priester nun eindringlich ermahnt, ihre Unterschrift zuruckzuziehen.

In dem Schreiben an jeden einzelnen der 177 ungehorsamen Priester hei?t es drohend: "Ausdrucklich muss ich Sie darauf hinweisen, dass unsere Erzdiozese keine generelle und undifferenzierte Praxis billigen kann, die eigenmachtig gegen Vorgaben der Weltkirche versto?t." Mit der Unterschrift unter das Memorandum hatten sich die Pfarrer "bewusst uber das geltende Kirchenrecht hinweggesetzt", dies sei "unangemessen und nicht hilfreich".

"Unbarmherziges Verhalten gegenuber gutwilligen Katholiken"

Im Namen von Erzbischof Zollitsch, so fordert es Generalvikar Keck, "bitte ich Sie, das Dokument nicht zu unterzeichnen beziehungsweise eine gegebene Unterschrift zuruckzuziehen." Die Webseite der Rebellenpriester zeigt seit heute Nachmittag das Ergebnis des Drucks von oben live an. Um 16.30 Uhr zeigte sie 177 Unterzeichner, von denen einer seine Unterschrift zuruckgezogen hat.

Die Initiatoren des Priester-Memorandums wollen sich weiter zur Wehr setzen und werfen Papst und Kirche ein unbarmherziges Verhalten gegenuber gutwilligen Katholiken vor, denen mit dem Abendmahl bis ans Lebensende das vielleicht wichtigste Sakrament fur Glaubige verweigert wird. Wozu soll ich da noch Sonntags in die Kirche kommen? Das fragen sich schon lange die Betroffenen. "Die Menschen in den Gemeinden sollen erkennen, wo wir stehen", einigten sich die 13 Initiatoren und bekennen sich weiterhin dazu, trotz des Drucks auch erneut verheirateten Geschiedenen die Kommunion zu erteilen.

Ein Freiburger Pfarrer verweist auf den Fall einer Katholikin, die vor rund 50 Jahren ihre erste Ehe eingegangen war. Schon nach einem Jahr zerbrach die Beziehung; bald darauf fand die Frau einen neuen Mann. Mit dem ist sie nun schon fast funf Jahrzehnte lang verheiratet, darf aber nicht mehr zur Kommunion. Er teile deswegen, obwohl illegal, "mit gutem Gewissen" den Leib Christi auch an solche Katholiken aus.

Ein immer wieder vertagtes Problem

Ein 86-Jahriger, der erst vor kurzem sein diamantenes Priesterjubilaum feierte, ist auch mit dabei. Um der Menschen und der Kirche willen halt er eine Reform fur "dringend notwendig". Den unseligen Zustand, den au?erhalb der Kirche ohnehin niemand verstehe, durfe man nicht langer aufrecht erhalten. Das Problem habe die Kirche "immer wieder vertagt", sagt ein anderer Unterzeichner. Der Reformstau in der katholischen Kirche sei inzwischen immens hoch.

Doch Papst Benedikt XVI. hat erst vor kurzem alle Hoffnung zunichte gemacht, dass die Kirche den Ausschluss erneut verheirateter Geschiedener von der Kommunion uberdenken konnte. Die Verweigerung sei "ein gro?es Leiden der heutigen Kirche", doch die Kirche habe keine Patentrezepte dagegen.

Pfarrer Konrad Irslinger aus Freiburg zeigt sich von dem Drohbrief nicht uberrascht. "Jeder Pfarrer ist Manns genug sich zu entscheiden, was die Stunde ist." Er kennt Priester, die sich erst nach dem Lesen des Briefes von Zollitsch und Keck ausdrucklich zur Unterschrift entschlossen haben.

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