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Mit Voller Härte

By Michael Grottendieck
WN
June 16, 2012

http://www.wn.de/Muenster/Stadtteile/Hiltrup/Strafdekret-aus-Rom-gegen-MSC-Ordensangehoerigen-Mit-voller-Haerte

Das Kloster der Hiltruper Missionare

Münster-Hiltrup - Zwei Jahre nach dem Höhepunkt des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche liegen die Strafdekrete gegen zwei Angehörige der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu (MSC) vor.

Insbesondere den heute 68-jährigen Pater Hans-Georg W., der bis Februar 2010 als Seelsorger in Hiltrup tätig war, trifft die volle Härte des Strafdekrets aus Rom. Pater W. sowie ein anderer Pater hatten vor zwei Jahren eingestanden, in den 1970-er und 1980-er Jahren am Johanneum, einem Internat der MSC-Missionare im saarländischen Homburg, sich an Minderjährigen vergangen zu haben.

Pater W. wird, wie es wörtlich heißt, „hiermit dauerhaft jeglichen Dienstes in der Kirche enthoben und ihm geboten, ein Leben des Gebetes und der Buße innerhalb einer Kommunität der Ordensgemeinschaft zu führen, die ihm von seinem Provinzial zugewiesen wird". Pater W. könne „die heilige Messe feiern oder konzelebrieren, jedoch ohne Teilnahme der Gläubigen".

Für Priester gilt das als ausgesprochen harte Strafe, die auf Weisung der Glaubenskongregation des Heiligen Stuhls in Rom ausgesprochen wurde, wie Kenner der katholischen Kirche urteilen. Zugleich ist ihnen bewusst, dass außerhalb der Kirche, aber auch von Teilen der Laien, das Ausmaß der Strafe ganz anders empfunden werde könnte. Das hinge damit zusammen, „dass sich heute viele kein Bild mehr vom Leben eines Priesters oder Ordensmannes machen können". Die Lebenswelten hätten sich nach ihrem Eindruck „stark voneinander entfernt".

Der zweite verurteilte MSC-Missionar, Pater R., darf nur noch „dort eingesetzt werden, wo keine Möglichkeit eines unbeaufsichtigten Kontaktes mit Minderjährigen besteht". Aus dem Strafmaß wird somit deutlich, dass Pater W. die ungleich schwereren Taten zur Last gelegt werden. Kenntnis hat der Orden von „bis zu zehn Menschen, die als Kinder bzw. Jugendliche Opfer sexuellen Missbrauchs am Johanneum wurden". Der Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Pater Dr. Martin Kleer, berichtet auch von dem „mehrfachen bis vielfachen Missbrauch eines Opfers über einen längeren Zeitraum". Alle Fälle würden aus den 70er und 80er Jahren datieren „und werden weitgehend einem einzigen Täter angelastet".

Pater W. wurde 2010 vom Orden von allen priesterlichen Aufgaben suspendiert und in das weitgehend leer stehende MSC-Kloster in Oeventrop (Sauerland) geschickt. Nun wurde er in einem vom Generalsuperior der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu im Rom unterzeichneten Dekret „dauerhaft jeglichen Dienstes in der Kirche enthoben". Pater Provinzial Werner Gahlen bestätigt: „Die entsprechenden Maßnahmen sind getroffen und werden befolgt."

Auf der Homepage des Ordens sind die Strafdekrete ausführlich dargestellt. Aber nur wer die Seite aufsucht, stößt auf die entsprechenden Informationen. Die beiden Täter werden mit vollem Namen genannt. Kein Wort ist zu finden zu den vor zwei Jahren erhobenen Vorwürfen, dem Orden und der Leitung des Johanneums in Homburg könnten die Taten unmöglich verborgen geblieben sein. Es müsse Vorgesetzte gegeben haben, die in Kenntnis dieser Taten einen Mann wie Pater W. erneut mit der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrauten. So war der Ordensmann bis zum Februar 2010 neben seiner Arbeit in der Pfarrgemeinde St. Clemens auch an zwei Grundschulen in Hiltrup, der Clemens- sowie an der Paul-Gerhardt-Schule, tätig.

Mittlerweile haben sich drei Opfer an die Zentrale Koordinierungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz gewandt. Sie hätten „die empfohlene Zahlung" erhalten. Zwei Opfer befänden sich zudem in therapeutischer Behandlung, teilt der Orden mit.




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