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Deutscher Kardinal Beklagt Korruption Im Vatikan

The Spiegel
June 28, 2012

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kardinal-woelki-beklagt-geldwaesche-und-korruption-im-vatikan-a-841223.html

Rainer Maria Woelki: "Korruption bleibt ein Problem"

Die "VatiLeaks"-Affare erschuttert den Vatikan, nun spricht erstmals ein deutscher Kardinal klare Worte: Rainer Maria Woelki prangert Geldwasche, Korruption und Vorteilsnahme im Kirchenstaat an. Dass der wiederverheiratete Horst Seehofer vom Papst die Kommunion erhalten hat, verteidigt er.

Hamburg - Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki fordert "einen Prozess der Selbstreinigung" in der katholischen Kirche. Damit hat sich erstmals ein deutscher Kardinal im Zusammenhang mit der "VatiLeaks"-Affare geau?ert. Und er nimmt harte Worte in den Mund: In der "Zeit" spricht Woelki von Geldwasche, Korruption und Vorteilsnahme im Vatikan. Er bezeichnete es als besonders argerlich, wenn "im Raum der Kirche eine Bank schlecht agiert oder sogar Geldwasche passiert und finanzielle Unregelma?igkeiten geschehen. Das darf bei uns keinen Ort haben."

Hintergrund sind die Veroffentlichung von Unterlagen des Papstes sowie undurchsichtige Geldgeschafte im Umfeld des Vatikans und seiner Bank. In den vergangenen Monaten waren immer wieder interne Dokumente an italienische Medien weitergegeben worden, in denen es unter anderem um Korruption, Geldwasche und Kindesmissbrauch ging. In Anspielung auf die Veroffentlichung geheimer US-Botschaftsdepeschen auf der Enthullungsplattform WikiLeaks wurden die Vorgange im Kirchenstaat als "VatiLeaks" bezeichnet. Am 23. Mai wurde in Zusammenhang mit der Affare der Kammerdiener des Papstes festgenommen.

"Korruption bleibt ein Problem, in der Kirche arbeiten wir so gut wie moglich an seiner Uberwindung", sagte Woelki der Wochenzeitung. Er machte klar, dass sich die Schwierigkeiten nicht auf den Vatikan beschrankten: "Vorteilsnahme oder gar Korruption sind ohne Zweifel ein Problem, das schwer wiegt, auch bei uns in Deutschland."

Er wage "nicht zu sagen, dass das in Deutschland undenkbar ist". Innerhalb und au?erhalb der Kirche gebe es zwar ein Bemuhen um professionelle Aufsicht - "und doch ist immer wieder einmal das Fehlverhalten Einzelner oder Gleichgesinnter in Seilschaften zu beklagen". Woelki fugte hinzu: "Vor dem Hintergrund mussen wir uns bekennen und sagen, dass es Schuld und Schuldige gibt."

"Falscher Perfektionismus"

Woelki verteidigte die umstrittene Entscheidung des Papstes, dem bayerischen Ministerprasidenten Horst Seehofer bei einem Rom-Besuch die Kommunion zu erteilen. Benedikt XVI. habe "so gehandelt, wie es wohl jeder Seelsorger tut, der keinen zuruckweisen will", sagte der Kardinal.

Seehofer ist in zweiter Ehe verheiratet, und Wiederverheirateten ist nach katholischem Kirchenrecht ublicherweise der Zugang zu den Sakramenten verwehrt. Kurzlich hatten 177 deutsche Priester und Diakone die katholische Kirche in einer Erklarung aufgefordert, wiederverheirateten Geschiedenen kunftig das Abendmahl zu gewahren.

Seehofer hatte Berichten zufolge mit einer Delegation aus Bayern zum 85. Geburtstag von Benedikt XVI. an einer Heiligen Messe im Vatikan teilgenommen und dort vom Papst die Kommunion erhalten. "Wer bin ich, dass ich die 'katholischen' Lebensumstande von Horst Seehofer bewerte?", so Woelki, der seit 2011 Erzbischof von Berlin ist. "Heute leiden wir kirchlicherseits vielleicht manchmal an einem falschen Perfektionismus", sagte der Kardinal. "Es muss doch auch moglich sein, katholisch zu sein, ohne dass das bis ins Letzte immer uberpruft wird."

Woelki, der als au?erst konservativ gilt und seine Promotion bei einer vom umstrittenen Geheimbund Opus Dei gefuhrten Universitat einreichte, vermied es in dem "Zeit"-Interview, auf die Forderungen der Reformer einzugehen. Diese hatten nicht die Kommunion fur Seehofer an sich kritisiert, sondern vor allem die zugrunde liegende Doppelmoral.

 

 

 

 

 




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