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Netzwerk Katholischer Priester - Bistum München, Regensburg, Dresden Gegen Öffnung Der Personalakten Und Archive

By Johannes Schumacher
News4press.com
July 22, 2012

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Netzwerk Katholischer Priester - Bistum München, Regensburg, Dresden gegen Öffnung der Personalakten und Archive

Untersuchungen von Prof. Dr. Pfeiffer nicht mehr möglich - Katholische Kirche am Ende ihrer Glaubwürdigkeit - Heimkinderverband erwartet Mahnwachen

Das Netzwerk Katholischer Priester - Fotos - scheint einen großen Erfolg erreicht zu haben. Die Untersuchungen des Kriminologischen Institutes Niedersachen an Hand von Personalakten von Priester in der Katholischen Kirche über den Umfang der sexuellen Missbräuche wird es nicht geben. Das Institut muss wieder Mitarbeiter entlassen, die es für die Untersuchungen eingestellt hatte. Die Bistümer München, Regensburg und Dresden haben sich quer gelegt und bringen damit die Deutsche Bischofskonferenz - DBK - in erhebliche Erklärungsnöte. Die Enttäuschung und der Zorn der Opfer ist noch nicht abzusehen.

Die Deutsche Bischofskonferenz - DBK - hatte mit dem Kriminalistischen Forschungsinstitut Niedersachen, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, eine Vereinbarung abgeschlossen zur Öffnung der Personalakten. Der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige sollte anonymisiert untersucht werden. Unklar war immer noch, ob auch die bischöflichen Geheimarchive geöffnet werden, da insbesondere in diesen Archiven die "Verfehlungen" dokumentiert sein sollen.

Das Netzwerk Katholischer Priester hat die drei erzkonservativsten Bistümer München, Regensburg und Dresden überzeugt, dass sie aus der Vereinbarung aussteigen, weil sie den Datenschutz von Priester nicht mehr gewährleistet sehen. Insbesondere die Nichtöffnung der Personalakten von Nonnen sei nicht zu rechtfertigen und diskriminierend für die männlichen Geistlichen.

Im Bistum Dresden-Meißen waren im Februar 2011 sechs Missbrauchsopfer bekannt. Ein Seelsorger in Heidenau hatte sich 1970 an zwei Kindern vergangen. Ein Mädchen wurde vor 25 Jahren in Riesa von einem Kaplan missbraucht. In diesem Fall lief noch das kirchenrechtliche Verfahren bei der Kurie in Rom. Ein weiterer Fall in Panschwitz-Kuckau wurde aus Beweismangel eingestellt.

Im März 2010 berichtete die New York Times von einem wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteten Pfarrer namens Peter Hullermann, nachdem sich Eltern in Essen über den Pfarrer beschwert hatten, was dieser auch nicht abgelehnt hatte. Nach seiner Versetzung Anfang der 1980er Jahre war er in psychiatrischer Behandlung. Obwohl der Psychiater das Erzbistum München und Freising unter Leitung von Bischof Joseph Ratzinger eindringlich davor gewarnt hatte, den Priester wieder mit Kindern arbeiten zu lassen, wurde ihm erneut Kontakt zu Kindern ermöglicht. Fünf Jahre später, 1986, wurde er wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und 4000 Mark Geldstrafe verurteilt.

Daraufhin erfolgte erneut eine Versetzung und er konnte 21 Jahre lang weiter mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Gespräche von Eltern, die sich wegen des Küssens von Kindern besorgt zeigten, seien von Mitgliedern des Pfarrgemeinderats in Garching abgeblockt worden. Im September 2008, nachdem ein Missbrauchsopfer ihn aufgespürt hatte, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auf Anweisung von Erzbischof Reinhard Marx wurde im selben Jahr ein forensisch-psychiatrisches Gutachten erstellt und Hullermann in der Folge strikt untersagt, Kinder-, Jugend- und Ministrantenarbeit auszuüben. Außerdem wurde er in die Tourismusseelsorge nach Bad Tölz versetzt. Die Dienstanweisungen wurden Hullermann jedoch nicht schriftlich mitgeteilt. In den Akten fand sich lediglich ein Personalvermerk, und so konnte er weiterhin in Vertretung Jugendgottesdienste übernehmen.

Hullermann hatte insgesamt einen sehr guten Ruf in Garching an der ALz. Über den Informationsfluss zwischen den Gemeinden und kirchlichen Stellen gibt es widersprüchliche Meldungen. Einerseits hatte der Pfarrgemeinderat Garching laut Aussage eines ehemaligen Vorsitzenden keine Information über Hullermanns Vergangenheit, andererseits meinte ein ehemaliger Einwohner von Garching, Hullermanns Neigungen seien kein Geheimnis gewesen und berichtete von entsprechenden Schmierereien. Das Erzbistum widersprach auch Darstellungen aus Bad Tölz, wonach dort niemand Bescheid gewusst hätte. Demnach war der Pfarrverband vor Ort über Hullermanns Neigungen informiert worden. Aufgrund von Recherchen der Süddeutschen Zeitung suspendierte das Erzbistum München und Freising Anfang März 2010 den Pfarrer. Der Seelsorgereferent des Bistums, Prälat Josef Obermaier, trat zurück. Der damals zuständige Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Gerhard Gruber, übernahm die volle Verantwortung.

Nach einem Zwischenbericht der Sonderbeauftragten Dr. Birgit Böhm wurden im Bistum Regensburg seit 1945 insgesamt zehn Geistliche wegen sexueller Straftaten an 78 Opfern verurteilt. Ein Täter habe sich an allein 36 Opfern vergangen, ein weiterer an 12. Für diese Untersuchung wurden 2.300 Personalakten von Geistlichen, Diakonen, Pastoralreferenten und Religionslehrern der vergangenen 65 Jahre gesichtet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte 2011 noch in dem Fall eines Geistlichen aus Parkstein - Landkreis Neustadt -. Gegen zwei leitende Geistliche des Knabenchors Regensburger Domspatzen mussten in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen werden: Der erste wurde 1958 aus dem Dienst am Domspatzen-Gymnasium entfernt, der andere Geistliche wurde 1971 verurteilt. Im März 2010 wurde öffentlich bekannt, dass es mindestens noch bis ins Jahr 1992 sexuellen Missbrauch gegeben haben soll. In Metten wurde gleichfalls ein Tatverdächtiger bekannt, der mehrere Schüler missbraucht haben soll. In einem Behindertheim der Barmherzigen Brüder in Cham soll ein Ordensangehöriger sexuellen Kontakt mit mindestens drei Bewohnern gehabt haben. Der Beschuldigte zeigte sich am 3. Januar 2011 bei der Staatsanwaltschaft an.

Aus den Bistümern Dresden, Regensburg und München gibt es bereits Hinweise, dass erst dann die bischöflichen Personalakten und Geheimarchive geöffnet werden, wenn es zu richterlichen Anordnungen kommt. Die Katholische Kirche ist am Ende ihrer Glaubwürdigkeit. Die zahlreichen Opfer sexuellen Missbrauches durch Priester werden die Entscheidung der drei Bistümer nicht vergessen. Der Heimkinderverband Deutschland geht davon aus, dass es zahlreiche Mahnwachen vor den jeweiligen Verwaltungsgebäuden geben wird.

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