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Ex-Diktator Videla: Vatikan Wusste Von " Verschwundenen"

The Kipa
July 24, 2012

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Die Basilika "Nuestra Señora de Luján" in Argentinien

Buenos Aires, 20.7.12 (Kipa) Die katholische Kirchenführung in Argentinien und im Vatikan war nach Aussage des früheren Diktator Jorge Rafael Videla über die Fälle verschwundener Oppositioneller informiert. "In meinem Leben habe ich mit vielen Leuten darüber gesprochen. Mit der argentinischen Bischofskonferenz, nicht mit allen, aber mit einigen Bischöfen. Mit ihnen hatten wir viele Gespräche", sagte der 86-jährige Ex-General in einem Interview des argentinischen Magazins "El Sur".

Die Regierung habe auch mit dem Vatikanbotschafter Pio Laghi gesprochen. "Sie haben uns beraten, wie wir das Thema behandeln können", sagte Videla. Der 2009 verstorbene Kurienkardinal Laghi war von 1974 bis 1980 Nuntius in Argentinien.

Die Kirche habe das Überbringen der Todesnachrichten übernommen, sagte Videla. Sie habe sich dafür eingesetzt, dass die Angehörigen über den Verbleib der Verschwundenen informiert würden, auch wenn sie damit einen Teil des Risikos auf sich genommen habe. Wenn die Kirchenvertreter sicher gewesen seien, dass die Familien die Information nicht politisch nutzen würden, hätten sie ihnen mitgeteilt, dass sie ihren Angehörigen nicht länger suchen müssten, weil er tot sei.

Treffen von Kirchenvertreter mit Diktator 1978

Ende Mai hatten laut Medienberichten Vertreter der argentinischen Bischofskonferenz eingeräumt, von politischen Gewalttaten während der Militärdiktatur (1976-1983) gewusst zu haben. Die Tageszeitung "Pagina 12" berichtete von einem Treffen hoher Kirchenvertreter mit Diktator Videla am 10. April 1978. Daran hätten die Kardinäle Raul Primatesta und Juan Aramburu sowie Bischof Vicente Zaspe teilgenommen.

Die Bischöfe hätten der Junta einen Brief des Menschenrechtlers Emilio Fermin Mignone übergeben, der Aufklärung über das Schicksal Verschwundener forderte. Über das Treffens sei auch der Vatikan informiert worden, schrieb die Zeitung damals unter Berufung auf ein Schreiben der Kirchenleitung.

Mehr als 30.000 Tote

Während der argentinischen Militärdiktatur kamen nach Schätzungen mehr als 30.000 Menschen gewaltsam ums Leben. Viele wurden von Militärs entführt oder verhaftet, gefoltert und über dem offenen Meer aus dem Flugzeug abgeworfen. Videla war am 5. Juli zu weiteren 50 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht befand ihn in 35 Fällen für schuldig, Neugeborene von politischen Gefangenen zur Adoption durch Regierungsanhänger freigegeben zu haben. Videla verbüsst bereits mehrere Haftstrafen.




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