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Untreuer Papstdiener Wollte Gutes Tun

DW
August 14, 2012

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Paolo Gabriele, der Ex-Kammerdiener des Papstes, hatte eine Mission. Er wollte sich als "Verbindungsmann des Heiligen Geistes" gegen das Bose in der Kirche erheben, wie es in nun veroffentlichten Unterlagen hei?t.

Die Anklage wirft Gabriele vor, vertrauliche Unterlagen vom Schreibtisch des Papstes gestohlen und einige davon an die italienische Presse weitergegeben zu haben. Darin ging es um ein angebliches Mordkomplott gegen Benedikt XVI. und um umstrittene Geschafte der Vatikan-Bank IOR.

Die Ermittler haben aber noch mehr in Gabrieles Wohnung gefunden: einen Scheck uber 100.000 Euro, den eine spanische katholische Universitat fur den Papst ausgestellt hatte, einen Goldklumpen und eine seltene Ausgabe von Vergils Aeneis aus dem Jahr 1581.

Finanzielle Interessen?

Was hatte Gabriele vor mit den Geschenken, die fur den Papst bestimmt waren? Die Ermittler glauben nicht, dass er sich einen finanziellen Vorteil verschaffen wollte. Gabriele selbst gab an, dass die Gegenstande Benedikts XVI. bei ihm zuhause gefunden wurden, liege an seiner Unordentlichkeit. Der Scheck sei zusammen mit einem gro?en Stapel papstlicher Unterlagen bei ihm gelandet. Er habe den Eindruck gehabt, der Papst werde falsch informiert uber das, was um ihn herum geschehen sei. In den Akten ging es um Steuerprobleme, sexuellen Missbrauch von Kindern oder Verhandlungen mit "Kirchenrebellen", woruber Gabriele den Papst informieren wollte.

Unterwegs mit einer Mission

Als "Verbindungsmann es heiligen Geistes" habe er sich gegen das "Bose und die Korruption" erheben wollen, zitiert die Nachrichtenagentur Ansa den fruheren Butler. "Ich habe mich immer fur Geheimdienste interessiert und irgendwie war ich der Meinung, dass diese Rolle in der Kirche dem Heiligen Geist zufiel", sagte Gabriele. "In einer gewissen Weise habe ich mich als sein Werkzeug gesehen." Er sei sicher gewesen, dass ein Schock, auch uber die Medien, heilsam sein konnte, um die Kirche wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Doch sein eigenmachtiges Handeln hat der Kirche monatelang negative Schlagzeilen beschert. Durch die Veroffentlichungen eines Enthullungsjournalisten erfuhr die Offentlichkeit plotzlich, welche Machtkampfe und Intrigen sich im Umfeld des Papstes abspielen. Gabriele entschuldigte sich inzwischen schriftlich bei Benedikt XVI.

Vom treuen Diener zum Dieb

Paolo Gabriele arbeitete seit dem Jahre 2006 fur den Papst. Er hat ihm seine Koffer gepackt fur die apostolischen Reisen, hat ihn im Papamobil begleitet, durfte seine Aktentasche tragen und hatte ungehinderten Zugang zu den papstlichen Gemachern. Im Rahmen der Ermittlungen wurde Gabriele psychiatrisch untersucht. Das Ergebnis: der Familienvater hat seelische Probleme, aber er ist schuldfahig. Aus seinem Umfeld im Vatikan war zu horen, er habe den Papst sehr geliebt und es sei unvorstellbar, dass er ihn verraten habe. Diesen Widerspruch zwischen seinem engen Verhaltnis zu Benedikt XVI. und seinen Taten muss nun das Gericht bewerten. Gabriel drohen mehrere Jahre Haft. Allerdings konnte der Papst ihn begnadigen.

Gabriele war nicht allein

Zuerst hatten die Ermittler gedacht, Gabriele habe allein gehandelt. Doch nun hat das Gericht auch Anklage erhoben gegen einen Informatiker und engen Freund von Gabriele, Claudio Sciarpelletti. Der Vatikan hat den Mitarbeiter des Staatssekretariats vorubergehend von seinen Aufgaben beurlaubt. Allerdings sei er kein Komplize Gabrieles. Ihm wird lediglich vorgeworfen, die Ermittlungen behindert zu haben, sagte ein Vatikan-Sprecher. Deshalb durfte ihn nur eine geringe Strafe erwarten. Er befindet sich auch nicht in Haft.

Ob es noch weitere Verdachtige gibt - das mussen die Untersuchungen ergeben. Und die Zusammenhange der Vatileaks-Affare sind auch noch nicht vollstandig aufgeklart. Sind Gabrieles Motive, zu denen er sich geau?ert hat, uberzeugend? Die Ermittler vermuten, dass Gabriele zunachst mit gutem Gewissen gehandelt hat, dann aber als Teil eines Komplotts manipuliert wurde. Dieses Komplott hatte offenbar zum Ziel, die Nummer zwei im Vatikan, Kardinal Tarcisio Bertone, zu sturzen.

 

 

 

 

 




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