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Erzbischof Muller: Die Polarisierungen Uberwinden

Radio Vatikan
September 25, 2012

http://de.radiovaticana.va/Articolo.asp?c=621971



Erzbischof Gerhard Ludwig Muller will die Polarisierungen in der Kirche uberwinden helfen. Das sagte er im Interview mit Radio Vatikan. Mitte September beginnt im Vatikan traditionsgema? das Arbeitsjahr nach den Ferien, fur Erzbischof Muller ist es das erste Jahr in dieser Position in Rom. Er war am 2. Juli zum Prafekten der Glaubenskongregation ernannt worden. Pater Bernd Hagenkord hat mit ihm gesprochen.

Herr Erzbischof, ganz neu ist Ihnen die Glaubenskongregation ja nicht, sie sind ja bereits Mitglied gewesen, aber seit etwas uber 80 Tagen haben Sie das Amt des Prafekten inne. Sind Sie schon in Ihrem neuen Amt und in Rom angekommen?

„Mental bin ich glaube ich schon angekommen, aber die Bucher und manche Einrichtungsgegenstande mussen noch etwas warten. Aber letztlich kommt es ja darauf an, was man hier zu tun hat und welchen Einsatz man erbringt fur die Kirche. Wir wissen ja, dass viele Vorurteile gegen diese Kongregation bestehen. Aber die haben wenig mit der Realitat zu tun.“

Die Kongregation hat auch schwierige Aufgaben, im Gesprach waren jetzt der Konflikt mit den US-amerikanischen Schwestern und andere Dinge. Haben Sie das Gefuhl, dass Sie sich da schon eingearbeitet haben oder braucht das noch seine Zeit, bis die Dinge auf Ihrem Schreibtisch angekommen sind?

„Bei dem Posten, den ich erhalten habe, kann man nicht viel Zeit darauf verwenden, sich einzuarbeiten. Man muss glaube ich schon schwimmen konnen, bevor man ins Wasser geworfen wird. Es war ja kein volliger Neuanfang, als Bischof hat man ja auch viel mit diesen Fragen zu tun. Auch vorher schon als Theologe. Ich war ja auch funf Jahre als Mitglied der Glaubenskongregation tatig, insofern sind mir die Themen, die hier ankommen, nicht unvertraut.“

Auf Ihrem Schreibtisch liegen auch andere unschone Dinge, so gehort auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfalle in die Glaubenskongregation. Wie weit ist Ihrem Eindruck nach der Vatikan dabei?

„Wie immer sind wir an der Spitze: Es muss immer und uberall um die Menschen gehen, die Opfer solcher furchtbaren Ubergriffe geworden sind. Es muss auch um die Tater gehen, um vorbeugend – soweit das uberhaupt moglich ist – tatig zu sein. Trotzdem muss auch die Wurde des Taters gewahrt werden. Was in der Offentlichkeit im Sinne von Lynchjustiz gefordert wird, das ist eine Rechtsvorstellung, die auf dem Niveau von Hexenprozessen stehen geblieben ist. In Sachen Missbrauch gehen unsere Glaubenskongregation und in vielen Landern die einzelnen Bistumer sehr konsequent vor, und hier sind wir, wie ich glaube, beispielhaft.“

Sie beginnen Ihr erstes Arbeitsjahr gleich mit dem Paukenschlag Bischofssynode, aber Sie haben sicherlich auch personliche Vorstellungen. Was ware Ihr personlicher Wunsch fur dieses erste Jahr?

„Ich habe personlich naturlich Uberlegungen angestellt, wie ich diesen Posten ausfullen kann. Ich bin ja, so glaube ich, nicht vom Heiligen Vater hergerufen worden, um eine burokratische Stelle zu besetzen, sondern als Theologe. Deswegen habe ich die Uberlegungen angestellt, woran es im kirchlichen Leben krankt.

In vielen Landern gibt es eine Polarisierung: Traditionalisten gegen Progressisten oder wie man das immer nennen mag. Das muss uberwunden werden, wir mussen in der Kirche eine neue und grundlegende Einheit finden. Eine Einheit in Christus, nicht eine programmatisch hergestellte Einheit, die dann von einem Parteiredner beschworen wird. Wir sind nicht irgendwie eine menschliche Gemeinschaft um ein Parteiprogramm herum oder eine wissenschaftliche Forschergemeinschaft, sondern unsere Einheit ist uns geschenkt. Wir glauben an die eine in Christus geeinte Kirche. Und wenn man an Christus glaubt, wirklich glaubt, und die ganze kirchliche Lehre nicht nur instrumentalisiert und einzelne Punkte fur seine eigene Ideologie herausgreift, sondern sich vorbehaltlos auf Christus einlasst, dann ist auch die Einheit der Kirche wichtig. Dann wird die Kirche nicht, so wie es in vielen Stellen der Heiligen Schrift hei?t, durch Eifersucht und Geltungstrieb der einzelnen auseinander gerissen. Das ist eine Grundidee und ein Vorhaben von mir: die innerkirchlichen Spannungen zu reduzieren.“

 

 

 

 

 




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