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"Die Klare Lehre Der Kirche Zur Kenntnis Nehmen"

By Josef Bossart
The Kipa
December 20, 2012

http://kipa-apic.ch/index.php?pw=&na=0,0,0,0,d&ki=238035

Zurich, 11.12.12 (Kipa) Die osterreichische Internetzeitung kath.net wollte mit Abt Martin Werlen ein "sachbezogen-kritisches Interview" fuhren uber dessen viel beachtete Publikation "Miteinander die Glut unter der Asche entdecken", die Anfang November erschienen ist. Doch daraus wurde nichts. Kurzlich hat kath.net deshalb bloss die Fragen veroffentlicht - mit dem Hinweis, der Abt habe die schriftlich abgegebene Interview-Zusage nicht eingehalten. - Ausgewahlte Auszuge aus dem diesbezuglichen Mailverkehr zwischen Werlen und kath.net.

In der Redaktion von kath.net hatten sich drei ausgebildete Fachtheologen mit Werlens Schrift befasst und wahrend mehreren Stunden "genau durchstudiert", liess Chefredaktor Roland Noe Abt Martin Werlen am 28. November per E-Mail wissen. Auch habe man "einigen anderen Theologen und Professoren das Schreiben vorgelegt, die unsere Einschatzung, auch bei den Fragen, teilen".

Vorwurfe statt Fragen

Die Redaktion von kath.net hatte sich Fragen ausgedacht wie "Warum relativieren Sie diese hochste Ausubung des papstlichen Lehramtes mit der Frage: `Ist das Geschlecht der Person je eine Glaubensfrage? Gehort das zum unveranderbaren Glaubensgut?` und warum wollen Sie hier nicht die klare Lehre der Kirche zur Kenntnis nehmen?"

Eine andere Frage von kath.net an den Einsiedler Abt: "Sie mochten die Mitbestimmung der Diozese bei der Wahl eines Bischofs? Meinen Sie ernsthaft, dass dies zum Wohle der Kirche ist, wenn dann - von Medien angefeuert - jener Kandidat Bischof wird, der moglichst am beliebtesten ist? Ist so eine Forderung nicht unrealistischer Populismus?" Die elfte und letzte Frage von kath.net lautete schliesslich: "Warum erklaren Sie den Menschen nicht die wunderbare Frohbotschaft der Kirche, aber ohne Wenn und Aber?"

"Eher Behauptungen als Fragen"

Am 27. November hatte Werlen der kath.net-Redaktorin Petra Lorleberg auf die vereinbarte Zustellung der Fragen hin Folgendes geschrieben: "Mit grossem Interesse habe ich Ihre Fragen erwartet. Und ich machte mich daran, darauf Antwort zu geben. Und bald merkte ich: Es musste eine Publikation geschrieben werden mit dem Titel `Miteinander die Glut unter der Asche entdecken`. Ist unser Glaube nicht weit grosser und faszinierender, als Ihre Fragen verraten? Ihre Fragen sind eher Behauptungen, als dass sie auf den von mir verfassten Text eingehen wurden. Meine Begrundungen aus der reichen Tradition der Kirche nehmen Sie nie auf. Darum empfehle ich einfach die aufmerksame Lekture der Publikation `Miteinander die Glut unter der Asche entdecken`. Wurde ich auf Ihre Fragen antworten, wurde ich dazu beitragen, dass wir den bisherigen Weg einfach weitergehen und klagen."

Gleichentags, am 27. November, antwortete kath.net-Chefredaktor Roland Noe: "Sie haben uns ein Interview sogar schriftlich zugesagt, auch in der Form (schriftlich, Fragen, Antworten)… Warum machen Sie uns hier vorher eine Zusage, wenn Sie anscheinend jetzt das wieder de facto zuruckziehen?"

Tags darauf, am 28. November, schrieb Werlen an Noe: "Beim Lesen der Fragen muss ich davon ausgehen, dass die Publikation nicht gelesen wurde oder bewusst nicht gelesen werden will. Ich kann mit langeren Passagen aus der Schrift darauf antworten, wenn Ihnen das recht ist (…) Eine andere Moglichkeit: wir machen das Interview vor Ort im Kloster Einsiedeln."

"Sicherlich kein Interview in Einsiedeln"

Dieser Vorschlag wiederum veranlasste den kath.net-Chefredaktor gleichentags zu folgender Antwort: "Wir werden sicherlich kein Interview in Einsiedeln machen. Es wurden sich unsere Fragen dort nicht andern. Wir mussen daher davon ausgehen, dass Sie einfach unangenehmen und kritischen Fragen trotz Zusage ausweichen und nicht beantworten wollen und werden daraus auch entsprechende Schlusse ziehen."

Einige Stunden spater schrieb Werlen an Noe mit Verwunderung: "Gehen Sie mit anderen Amtstragern auch so um? Selbstverstandlich konnen Sie Ihre Fragen veroffentlichen, aber bitte auch meine gestrige Antwort. Das Angebot fur ein Gesprach in Einsiedeln besteht weiter."

Noes Antwort, ebenfalls am 27. November: "Wir werden mit Ihnen kein Gesprach in Einsiedeln fuhren, da Sie ja an einem Interview entgegen Ihren Zusagen kein Interesse haben. Wir werden daher am Donnerstag das Interview bringen und auch die negativen Begleitumstande, fur die Sie hier verantwortlich sind, unseren Lesern bekanntgeben."

Wie Frischs Brandstifter

Was dann auch geschah: Am 28. November veroffentlichte kath.net die Fragen an Werlen unter dem Titel "Abt Martin Werlen, (k)ein Dialog und 1. Petrus, Kapitel 3". Man wolle, schrieb kath.net dazu, "den Vorgang transparent" machen, bei dem Abt Martin Werlen ein Interview uber seine "umstrittene Schrift" zuerst schriftlich zu- und dann spater abgesagt habe. Die betreffende Stelle im ersten Petrus-Brief lautet ubrigens: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfullt."

Offensichtlich sind Abt Martin Werlen und die Redaktion von kath.net nicht von exakt derselben Hoffnung erfullt.

Einige Tage zuvor, am 23. November, hatte kath.net den Einsiedler Abt unter dem Titel "Der Brandstifter" bereits ins Visier genommen. Werlen agiere wie einer der Brandstifter in Frischs Theaterstuck "Herr Biedermann und die Brandstifter", schrieb Noe. Statt der Polarisierung zwischen Konservativen und Progressiven in der heutigen Kirche entgegenzuwirken, giesse der Abt weiter Ol ins Feuer.

Und schliesslich versteigt sich Noe zur kuhnen These, dass seit 2001, dem Amtsantritt von Werlen als Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln, die Klostergemeinschaft kontinuierlich schrumpfe. Seit 2001 hatten dort bloss sechs Monche die ewige Profess abgelegt. Wie anders sei da die Situation im osterreichischen Zisterzienserkloster Heiligenkreuz, wo die Klostergemeinschaft derart wachse, dass man wegen der Raumnot sogar anbauen musse. Noe: "Die Entwicklung von Heiligenkreuz zeigt klar, dass ein romtreuer Kurs fur Jugendliche, die einen geistlichen Beruf suchen, attraktiv ist."

"Im Vatikan sehr geschatzt"

kath.net, mit Sitz im osterreichischen Linz, sei zwar kein offizielles Medium der katholischen Kirche, werde "aber beim Vatikan, vielen Bischofen, Priestern und Glaubigen aufgrund der unabhangigen, aber dem kirchlichen Lehramt verbundenen Berichterstattung sehr geschatzt", heisst es im Impressum der Internetzeitung, die sich durch Spenden und Sponsoren finanziert. Und:"Das Redaktionsteam ist in Linz, Wien, Munchen, Rom und im Bistum Chur."

 

 

 

 

 




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