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Vatikan: Beim Vorgehen Gegen Missbrauch Geht „null-toleranz-politik“ Weiter

Radio Vatikan
February 6, 2013

http://de.radiovaticana.va/articolo.asp?c=662390



Beim Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker will der Vatikan seine „Null-Toleranz-Politik“ fortfuhren; die Sorge um die Opfer soll dabei weiter im Zentrum stehen. Das hat der neue vatikanische Missbrauchsbeauftragte Robert Oliver am Dienstagabend bei einer Konferenz in der papstlichen Universitat Gregoriana in Rom unterstrichen. Der US-Amerikaner war vom Papst am 20. Dezember als Nachfolger von Charles Scicluna, dem „Anwalt der Gerechtigkeit“ in der romischen Glaubenskongregation, eingesetzt worden. Auf der Konferenz wurden die Akten des gro?en Missbrauchssymposiums vorgestellt , auf dem sich im Februar 2012 Vertreter fast aller Bischofskonferenzen der Weltkirche uber Pravention und Folgen von sexuellem Missbrauch durch Kleriker austauschten.

Der Vatikan behandle jahrlich etwa 600 Missbrauchsvorwurfe, gab Oliver an. Die Tendenz sei rucklaufig, die meisten Falle bezogen sich auf den Zeitraum 60er bis 80er Jahre. Der bisherige Hohepunkt sei mit 800 neuen Vorwurfen im Jahr 2004 erreicht worden, so der Kirchenanwalt. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl auf 600 pro Jahr zuruckgegangen. Oliver lobte die internationale Missbrauchskonferenz von 2012 als wegweisend, was die Aufklarung und die Sensibilisierung fur das Thema betrifft:

„Ein gro?es Problem war schon immer, dass man bei Vorwurfen zuerst alles verneint und zuruckdrangt. Deshalb wurde mit der Konferenz von 2012 an der Gregoriana gro?e Arbeit geleistet, weil man das Missbrauchsproblem direkt ansprach. Denn die beste Pravention besteht darin, das Problem von vornherein zu kennen bzw. zu wissen, wie es zu Missbrauch kommen konnte. Wichtig war und ist, dass alle Kirchenmitarbeiter – egal in welcher hierarchischen Position – davon Kenntnis haben.“

Eine Herausforderung fur den Kampf der katholischen Weltkirche gegen Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen sind nicht nur kulturelle Unterschiede – so ist sexueller Missbrauch in asiatischen Gesellschaften zum Beispiel weitgehend ein Tabu -, sondern auch Unterschiede in den jeweiligen Gesetzgebungen der einzelnen Lander. So gibt es in Italien und Deutschland zum Beispiel keine Anzeigepflicht, in Frankreich aber schon. Ebenso muss noch geklart werden, wie sich die Zusammenarbeit der Kirchen und der staatlichen Behorden am besten verzahnen kann, um Missbrauch tatsachlich effektiv zu ahnden und uberhaupt zu verhindern. Dazu Oliver:

„Jeder Kulturkreis hat eine andere Art, mit Missbrauch umzugehen. Es ist aber wichtig, dass wir uns regelma?ig treffen und eine internationale Konferenz durchfuhren. Denn wir konnen durchaus viel voneinander lernen. Wichtig ist immer, dass die Wurde der Kinder gewahrt wird.“

In der Tat werde fur die katholische Kirche die Betreuung der Opfer von Missbrauch „an oberster Stelle“ stehen, versicherte der neue „Anwalt der Gerechtigkeit“.

Vor genau einer Woche hatten der Direktor des Munchner Zentrums fur Kinderschutz, Hubert Liebhardt, sowie der Leiter des Psychologischen Instituts an der Gregoriana, Jesuitenpater Hans Zollner, dem Papst die deutsche Ausgabe der Akten des letztjahrigen Symposiums ubergeben. Im Gesprach mit Radio Vatikan sagte Zollner, der einer der Hauptorganisatoren der aktuellen Missbrauchskonferenz ist:

„Fur uns war die Reaktion des Papstes sehr erfreulich und herzlich. Wir haben gemerkt, dass der Heilige Vater auf dieses Thema eingegangen ist und dass er auch derjenige war, der dieses Thema als erster – namlich als Prafekt der Glaubenskongregation – weiter verfolgt hat. Er hat sich lange vor irgendjemand anderem in der Kirche und auch in der Gesellschaft, vor uber 15 Jahren, des Themas angenommen.“

Zwischenbericht zur E-Learning-Plattform

Die zweite internationale Missbrauchskonferenz an der Gregoriana findet noch bis Freitag hinter verschlossenen Turen statt. Dort sollen unter anderem die Ergebnisse des Munchner Kinderschutzzentrums „Centre for Child Protection“ vorgestellt werden. In der Einrichtung wird in Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der Gregoriana und der Kinderpsychologischen Abteilung der Uniklinik Ulm ein E-Learning-Programm zur Missbrauchspravention entwickelt. Das Programm schult Mitarbeiter im kirchlichen Raum in Pravention und im Umgang mit sexuellem Missbrauch und wird kunftig in acht Landern auf vier Kontinenten erprobt. Au?er Deutschland und Italien sind diese Argentinien, Ecuador, Ghana, Kenia, Indien und Indonesien.

 

 

 

 

 




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