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DAS Katholische Sundenregister: Der Staat Muss Aufklaren, Nicht Die Kirche!

Ich Sag Mal
February 8, 2013

http://ichsagmal.com/2013/01/18/das-katholische-sundenregister-der-staat-muss-aufklaren-nicht-die-kirche/

Es lauft eigentlich immer nach dem gleichen Muster ab: Eine kirchliche Institution weist ein Vergewaltigungsopfer ab und gibt sich nach der Aufdeckung dieses Skandals zerknirscht, spricht von Missverstandnissen, Einzelfallen, gelobt Besserung und beruhigt die Offentlichkeit mit Aufklarungsaktionismus. Man konnte auch von Camouflage sprechen. Was die zwei Cellitinnen-Krankenhauser bei der Abweisung eines Notfallopfers praktiziert haben, beruhe angeblich auf einer falschen Interpretation von neuen Richtlinien, die ein klinisches “Ethikkomitee” in Abstimmung mit Kolns Erzbischof Joachim Meisner im November verabschiedet habe.

Das Erzbistum Koln verkundete nun gegenuber Medien sein festes Vertrauen, dass der Trager der Krankenhauser “die Gesamtsituation vollstandig aufklaren und gegebenenfalls Ma?nahmen ergreifen wird, um eine Wiederholung eines solchen sehr bedauerlichen Einzelfalls auszuschlie?en.” Bei solchen bigotten Beschwichtigungs-Schwurbeleien bekomme ich mittlerweile einen Brechreiz.

Die Trager von Krankenhausern, Schulen oder Kindergarten haben gar nichts aufzuklaren. Als Befangene und Betroffene durfen sie sich nicht anma?en, auch noch selbst fur Aufklarung zu sorgen. Im Falle der katholischen Krankenhauser in Koln mussen jetzt standes- und strafrechtliche Verfahren eingeleitet werden. Aufklaren kann nur der Staat und nicht eine Institution, die sich als Staat im Staate organisiert und die Offentlichkeit manipuliert. Bleibt zu hoffen, dass das NRW-Gesundheitsministerium sich von der katholischen Lobby nicht einlullen lasst und harte Konsequenzen einleitet, die bis zum Entzug der Betriebserlaubnis reichen konnen. Entsprechende Forderungen hat der Landesvorsitzende der NRW Grunen, Sven Lehmann, ins Spiel gebracht.

Gleiches gilt fur die Aufarbeitung der Missbrauchsfalle in den vergangenen Jahrzehnten. Auch hier sollte die Bundesjustizministerin tatig werden und nicht die katholische Bischofskonferenz, die das Zerwurfnis mit dem Kriminologen Pfeiffer in bigotter Art und Weise jetzt dem unabhangigen Aufklarer in die Schuhe schiebt. Die Kirche will in allen strafrechtlich relevanten Fallen Herr des Verfahrens bleiben, Aufklarung kontrollieren und steuern. In meinem privaten Umfeld habe ich das hautnah miterlebt.

Ich wei? nicht, wie viele Betroffene von sexuellem Missbrauch der FAZ-Redakteur Daniel Deckers uberhaupt kennt. Ob er sie aufgesucht und mit ihnen gesprochen hat. Ich konnte ihm einige Falle nennen, die sich in den vergangenen zwei Jahren zugetragen haben. Wie kann er dann in seinem heutigen Leitartikel folgenden Satze schreiben:

“Eines muss man den katholischen Bischofen in Deutschland lassen: Sie haben es versucht. Anders als die Odenwaldschule, anders als der Deutsche Olympische Sportbund, anders als die Kultusministerien der Lander und auch anders als die Evangelische Kirche in Deutschland haben sie vor zwei Jahren (!) ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um Art und Ausma? sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in ihrem Verantwortungsbereich auf die Spur zu kommen. Als die Bischofe im Jahr 2002 erste Leitlinien zum Umgang mit Fallen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche verabschiedeten, war die katholische Kirche zudem die einzige Institution in Deutschland, die uber ein solches Regelwert verfugte. Daran hat sich bis heute nichts geandert”, so Deckers.

Und wer heute noch von einem Verein von Dunkelmannern spreche, wurde etwas kolportieren. Deckers schreibt, dass der Kern solcher Vorhaltungen von “interessierter Seite kolportiert werden”.

Bei solcher Dreistigkeit eines FAZ-Schreiberlings, der die katholische Kirche “beobachtet”, bekomme ich eine ungeheure Wut. Man fuhlt sich verarscht von diesem Schreibtisch-Journalisten. Begeben Sie sich in die Realitat, Herr Deckers. Es gibt nur eine Antwort auf die Missbrauchsfalle: Der Staat muss aufklaren und nicht die Betroffenen. Das gilt auch fur die disziplinarischen Konsequenzen fur das Personal von Schulen, Kindergarten und Krankenhausern, die in katholischer Tragerschaft organisiert sind. Nicht irgendwelche Ordens-Geistliche oder von der katholischen Kirche eingesetzte “Experten” mussen aufklaren, der Staat muss es tun!

Siehe auch:

 

 

 

 

 




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