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"EIN Schrecklich Verzagter Charakter"

T Online
February 11, 2013

http://nachrichten.t-online.de/papst-ruecktritt-benedikt-xvi-war-verzagt-und-pessimistisch/id_62119928/index

"Ein schrecklich verzagter Charakter"

Geahnt hatten es Vatikan-Insider schon lange: Papst Benedikt XVI. - ehemals Josef Ratzinger - wurde vermutlich nicht bis zum bitteren Ende durchhalten. Was jedoch treibt das Oberhaupt der katholischen Christenheit zu einem Schritt, den sich seit 1294 kein Pontifex mehr zu gehen gewagt hat?

Christian Feldmann, Ratzinger-Biograf aus Regensburg, ist einer der Experten, die mit dem Rucktritt gerechnet hatten. "Benedikt war schon immer ein schrecklich verzagter Charakter", so Feldmann zu t-online.de. Der Papst sei einerseits bescheiden, vor allem aber "sehr angstlich sowie zum Ruckzug und zum Pessimismus neigend".

Seine Betrachtung der Welt sei keineswegs "sieghaft-hoffnungsfroh", sondern skeptisch, was den Fortgang der Dinge und den Charakter des Menschen angehe. Sein Handeln sei gepragt von der Angst vor einem Dammbruch, dem Moment, an dem alles in seiner Kirche auseinanderlauft.

Depressionen - ein Thema, das viele im Zusammenhang mit Benedikts geplantem Rucktritt ins Gesprach bringen - will Feldmann dem Kirchenoberhaupt nicht unterstellen. Wohl aber die Neigung, "hohe Mauern" zu errichten.

"Das hat sich seit Jahrhunderten niemand mehr getraut"

Doch warum gerade jetzt? "Da gibt es vor allem zwei Grunde", sagt Feldmann. Zum einen habe Benedikt mit seinem jungsten Buch uber die Kindheit Jesu seine Trilogie zu dem Religionsstifter abgeschlossen.

"Au?erdem hat er seinen Privatsekretar Georg Ganswein mit einem Erzbischofstitel ausgestattet - das bedeutet, der ist jetzt auch versorgt."

Feldmann, der die Vita des Papstes bei der Recherche zu seinem Buch "Papst Benedikt XVI." untersucht hat, bringt dem 85-Jahrigen aber auch Respekt entgegen: "Das hat sich seit Jahrhunderten niemand mehr getraut", so der Theologe und Journalist. Seit Papst Coelestin V. im Jahr 1294 wegen Uberforderung aufgab, wurden zwar mehrere Papste des Amtes enthoben.

"Dennoch", sagt Feldmann, "galt wie ein Naturgesetz der Leispruch: Der Papst muss durchhalten." Benedikt habe mit seinem Schritt einen Befreiungsschlag gelandet, der sehr positiv zu sehen sei. "Kirchengeschichtlich ist das eine tolle Leistung", so Feldmann. "Sie zeigt Gro?e."

Jetzt werde Benedikt wohl in Rom bleiben, glaubt der Experte. Alles andere sei sicherheitstechnisch nicht zu verantworten.

Uber Nachfolger will der Autor noch nicht spekulieren. Vermutlich sei nun aber ein Italiener an der Reihe: "Ich furchte, fur einen Papst aus der Dritten Welt ist es noch zu fruh."

 

 

 

 

 




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