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Geplatzte Studie Zum Missbrauch: Kinderschutzbund Spricht Kirche Willen Zur Aufklarung Ab

Spiegel
February 12, 2013

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/geplatzte-studie-zum-missbrauch-kinderschutzbund-kritisiert-bischoefe-a-876684.html

Hamburg - Der Prasident des Kinderschutzbunds, Heinz Hilgers, hat der katholischen Kirche nach dem Stopp des Forschungsprojekts uber Kindesmissbrauch den Willen zur Aufklarung abgesprochen. "Ich habe den Verdacht, dass starke Krafte in der katholischen Kirche jetzt nach der Methode Vergessen-und-Vergeben arbeiten", sagte Hilgers der "Saarbrucker Zeitung". "Es gibt derzeit keine Missbrauchsskandale, uber die offentlich berichtet wird, und deshalb glaubt man in Kirchenkreisen jetzt offenbar, den Mantel des Schweigens daruber hangen zu konnen."

Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist nach einem Zerwurfnis zwischen der Kirche und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen vorerst gescheitert. Der Leiter des Instituts, Christian Pfeiffer, will das Forschungsprojekt trotzdem fortsetzen - auch ohne Unterstutzung der Bischofe. Die wiederum suchen nun nach einem neuen Projektpartner.

Grunen-Fraktionschefin Renate Kunast sprach von einem "Schlag ins Gesicht der Opfer". Es musse schnell ein neuer Weg fur die ruckhaltlose Aufklarung gefunden werden, verlangte sie in der "Neuen Osnabrucker Zeitung".

Pfeiffer halt indes an seinem Vorwurf der Zensur fest. "Die katholische Kirche wollte offenbar ein Gutachten ganz nach ihrem Geschmack." Die Hauptwiderstande seien aus der Diozese Munchen und Freising gekommen, in der Papst Benedikt XVI. einst Erzbischof war. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass dieser Zusammenhang eine Erklarung sein konnte.

Die Bischofe weisen den Zensurvorwurf von sich. Die Bischofskonferenz hat Pfeiffer nach Angaben von deren Sprecher Matthias Kopp eine strafbewehrte Unterlassungserklarung zustellen lassen. Demnach hat Pfeiffer bis Donnerstagmittag Zeit, die Erklarung zu unterzeichnen, andernfalls wolle die Bischofskonferenz eine einstweilige Verfugung vor Gericht erwirken.

Kopp nannte den Vorwurf der Zensur im "Mannheimer Morgen" absurd: "Der Wechsel des Projektpartners, den wir jetzt vollziehen, hat ausschlie?lich personliche Grunde im Zerwurfnis mit dem Projektleiter." Er verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Aufarbeitung sei an kirchlichem Widerstand gescheitert. "Es gibt kein Bistum, das aus dem Projekt ausgestiegen ist", sagte er.

Der Munsteraner Theologe Klaus Muller vermutet dagegen einen Machtkampf unter den Bischofen hinter dem vorlaufigen Scheitern des Projekts. Insbesondere konservative Geistliche hatten Angst vor den Ergebnissen der umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung, sagte der Wissenschaftler vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" an der Universitat Munster. "Es kann nur daran liegen, dass die Seite der Bischofe, die diese Form der Aufklarung fur richtig halten, unter massivem Druck der konservativen Krafte steht."

 

 

 

 

 




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