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Deutsche Bischofe Haben Viel Gesprachsstoff

Deutsche Welle
February 18, 2013

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Wunscht einen jungeren Papst: Bischof Karl Lehmann (AP Photo/Max Collin Heydenreich) Bischof Karl Lehmann

Von der Wahl des nachsten Papstes bis zur "Pille danach" - bei ihrer Fruhjahrsversammlung dieses Jahr in Trier haben die deutschen katholischen Bischofe viel zu besprechen. Nicht zuletzt die Lage ihrer Kirche.

Die Tagung wird wohl eine Mischung aus Ungewissheit, Problemdiagnosen und Gebeten. Zunachst jedoch steht die Wahl eines neuen Papstes an. Von den 66 Mitgliedern der Bischofskonferenz werden vier im Marz nach Rom reisen und als Kardinale zur Papstwahl ins Konklave einziehen. Dazu zahlen der fruhere Konferenz-Vorsitzende aus Mainz, Bischof Karl Lehmann (76), der Kolner Erzbischof Joachim Meisner (79), der Munchner Erzbischof Reinhard Marx (59) und der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (56).

Ungewohnlich offen formulieren die deutschen Bischofe derzeit ihre Wunsche und Erwartungen an den Nachfolger Benedikts XVI. Dieser solle deutlich junger und konne auch ein Nicht-Europaer sein. Kritik richtet sich gegen das italienisch gepragte System der Kurie. So beklagte Bischof Lehmann einen "Zentralismus". Er sprach von Enttauschung und Einsamkeit bei Benedikt und verwies auf einen Mangel an guten Mitarbeitern in Benedikts direktem Umfeld. Nichts desto trotz: Eine direkte oder indirekte Weisung oder einen expliziten Namenswunsch fur die Papstwahl werden die in Trier versammelten Bischofen ihren Rom-Fliegern nicht mitgeben. Das verbietet sich.

Sexueller Mi?brauch unaufgeklart

Doch drangen in Trier auch deutsche Fragen auf Klarung. So ist die kirchliche Aufarbeitung der sexuellen Gewalt in kirchlichen Einrichtungen zuletzt ins Stocken geraten. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die erst 2011 begonnene Zusammenarbeit mit dem hannoverschen Kriminologen Christian Pfeiffer eingestellt. Der Wissenschaftler wollte durch bundesweite Studien die Biographien von Tatern in den Blick nehmen und daraus Konsequenzen fur Theologenausbildung und kirchliche Praxis erarbeiten.

Nach den jungsten Skandalen treten immer mehr Glaubige aus der katholischen Kirche aus

Doch Amtskirche und Kriminologe verhakten sich und streiten seither juristisch. Sprecher der Opfer, Medien, aber auch Politiker zeigten sich irritiert und enttauscht uber den Eklat. Eine Woge der Emporung ging durch das Land. So ist die Erwartung gro?, dass in Trier, dessen Bischof Stephan Ackermann beim Thema Missbrauchsaufarbeitung die Federfuhrung inne hat, erkennbar wird, wie die Bischofe nunmehr die versprochene Aufarbeitung leisten wollen.

Nur wenige Tage nach dem Missbrauchsthema machte gleich noch ein Skandal im Umfeld der katholischen Kirche von sich reden: In Koln hatten zwei katholische Krankenhauser einem Vergewaltigungsopfer arztliche Hilfe verweigert. Offensichtlich furchteten die Arzte, der Frau eine "Pille danach" zur Verhinderung einer moglichen Schwangerschaft verschreiben zu mussen. Der Vorgang sorgte fur bundesweite Emporung. Inzwischen hei?t es, dass auch katholische Kliniken - trotz ihres strikten Neins zur Abtreibung - bei Vergewaltigungsopfern die "Pille danach" einsetzen konnten.

Die Pille danach unofem von Hexal, aufgenommen am Freitag (16.10.2009) in einer Apotheke in Koln. Die Pille danach sollte in Deutschland rezeptfrei abgegeben werden, fordert das Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Foto: Rolf Vennenbernd dpa/lnw +++(c) dpa - Report+++ Schlecht furs katholische Image: Der Streit um die "Pille danach"

Beide Themen - die schleppende Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und die Haltung zur "Pille danach" verscharften den Vertrauensschwund in die katholische Kirche. Au?erdem schwelt eine Debatte uber besondere rechtliche Regelungen fur die Kirchen, beispielsweise im Arbeitsrecht. Der Ausgang dieser Debatte ist offen. Nur mit klugem Agieren konnen die Bischofe den drohenden Imageschaden eindammen. Derzeit zahlt die katholische Kirche in Deutschland knapp 24,5 Millionen Glaubige, Tendenz deutlich fallend.

Noch mehr "hei?e Eisen"

Beinah in den Hintergrund geraten Fragen, die innerkirchlich als "hei?e Eisen" gelten: Da ware der sogenannte Dialogprozess, bei dem Bischofe und Laien seit 2010 uber Reformfragen wie etwa den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder mehr okumenische Offenheit verhandeln. Da ware die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Dazu planen die Bischofe einen gesonderten Studientag. Thema unter anderem: "Frauen in kirchlichen Fuhrungspositionen". Doch konkrete Pladoyers fur eine starkere Einbindung von Frauen wird es aus Trier wohl kaum geben.

Seit einigen Jahren tagen die katholischen Bischofe bei ihren Vollversammlungen abgeschottet von der medialen Offentlichkeit. Undenkbar ist, dass Journalisten den Beratungen direkt lauschen konnten wie etwa bei den Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland. So werden Tagungsergebnisse wohl erst am Donnerstag bei der abschlie?enden Pressekonferenz vorgestellt.

 

 

 

 

 




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