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Skandal-kardinal Soll Aus Konklave Fliegen

By Vatikan-korrespondent Albert
The Bild
February 21, 2013

http://www.bild.de/politik/ausland/benedikt-16/skandal-kardinal-soll-aus-konklave-fliegen-29203768.bild.html

Kardinal Roger Mahony

Von Vatikan-Korrespondent ALBERT LINK

In wenigen Tagen wird in der Sixtinischen Kapelle ein neuer Papst gewahlt. 117 Kardinale haben die Aufgabe, das nachste Oberhaupt der Katholiken zu bestimmen. Der Bestmogliche soll es sein, ein Diener Gottes, der die Kirche ins 21. Jahrhundert fuhrt und die gespaltene Kirche aus Reformern und Konservativen eint.

Nun gerat ein Kardinal ins Fadenkreuz: Roger Mahony (76), ehemaliger Erzbischof von Los Angeles. Er hat bei der Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals padophile „Mitbruder“ gedeckt. Er wurde zwar von der Kirche durch Entzug vieler Verantwortlichkeiten abgestraft, durfte aber Kardinal und somit Teilnehmer am Konklave bleiben.

Laienorganisationen und Opferverbande sind emport: Mahony soll 129 Missbrauchsfalle in seinem Verantwortungsbereich gedeckt haben. Noch am Samstag wird er sich dafur in einer Anhorung verantworten mussen.

Trotzdem wirkt er voller Freude auf das Konklave und seine Reise nach Rom, schreibt per Twitter-Botschaft: „Eure Gebete werden notig sein, damit wir den besten Papst fur die Kirche von heute und morgen wahlen konnen.“

„Bleib zu Hause, Kardinal!“ ist eine unzweideutige Internet-Petition uberschrieben, die die Glaubigen-Organisation „Catholics United“ ins Leben gerufen hat. „Sie haben keine Glaubwurdigkeit und keine Stimme mehr in unserer Kirche“, hei?t es in dem Unterschriften-Aufruf, der sofort internationale Unterstutzer fand.

Selbst Bischofe stellen in Rom jetzt ganz unverblumt die Frage, ob Mahony sein Aufkreuzen mit seinem Gewissen vereinbaren konne.

Die Tone werden scharfer: Ein Vatikan-Ermittler warf dem seiner offentlichen Pflichten entbundenen Glaubensbruder in einem Interview am Mittwoch „Arroganz“ und „fehlende Demut“ vor.

Hintergrund: Kirchenrechtlich ist der Ausschluss eines wahlberechtigten Kardinals in einer Blitzaktion quasi unmoglich.

Die einzige Moglichkeit, der Kirche die Blamage (und mogliche Demonstrationen vor den Mauern des Vatikan wahrend des Konklaves) zu ersparen, ist ein freiwilliger Verzicht – der gleichzeitig den gro?tmoglichen Gesichtsverlust bedeutet.

Zwei weitere Kardinale im Visier

Damit konnte der umstrittene Kirchenmann womoglich ein Beispiel setzen fur zwei weitere „Purpurtrager“, die sich ebenfalls den Aufklarungs- und Transparenz-Vorgaben von Benedikt XVI. widersetzt haben, und denen die Tater und das Kirchen-Image aus falsch verstandener Loyalitat wichtiger waren als die Opfer: Der Belgier Godfried Danneels (79) und der Ire Sean Brady (73).

Wohlgemerkt: Tater sind sie nicht. Es sind altgediente Manner, die die Zeichen der Zeit nicht mehr verstehen konnten oder wollten.

„Der gro?te Angriff auf die Kirche kommt heute aus dem Inneren der Kirche selbst – durch die Sunde“, hatte Benedikt XVI. auf dem Hohepunkt des Missbrauchsskandals klar gestellt, als erste Kirchenmanner die Schuld fur den Skandal auf die Medien abschieben wollten. Und weiter: „Die Vergebung ersetzt nicht die notwendige Gerechtigkeit.“

Es kommt selten vor, dass sich die Kritiker hochster kirchlicher Wurdentrager ausgerechnet auf den Heiligen Vater berufen konnen. Auf den ersten Papst in der Geschichte, der sich mehrfach mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche getroffen hat, um deren Schmerz zu teilen.

Benedikt XVI. war es auch, der nach einem der gro?ten Missbrauchsskandale in den USA den richtigen Mann zum „Aufraumen“ geschickt hat: den Erzbischof von Boston (USA), Kardinal Sean O’Malley (68).

Der Kapuziner mit dem wei?en Bart ist ein Vorbild bei der Missbrauchs-Aufarbeitung. Er wird ebenfalls im Konklave sitzen – mit dem gleichen Stimmrecht ausgestattet wie Mahony, Danneels und Brady.

O'Malley ist einer der wenigen Geistlichen, die Papst Benedikt XVI. nicht zweimal bitten musste, als er „null Toleranz“ gegen Tater und gro?tmogliche Wiedergutmachung fur die Opfer einforderte.

O’Malley verkaufte sogar, kaum dass er in Boston angekommen war, seinen erzbischoflichen Palast, um Opfern eine anstandigere Entschadigung bezahlen zu konnen. Er selbst bezog ein karges Zimmer in einem Priesterseminar. Seitdem gilt er weit uber die Bistumsgrenzen hinaus als einer der glaubwurdigsten Kirchenmanner.

 

 

 

 

 




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