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Ranghochster Britischer Kardinal Tritt Zuruck

Die Welt
February 25, 2013

http://www.welt.de/politik/deutschland/article113888505/Ranghoechster-britischer-Kardinal-tritt-zurueck.html

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Der Erzbischof von Edinburgh, Kardinal Keith O'Brien, ist zurückgetreten. Auch an der Papstwahl nimmt er nicht teil. Zuvor war über "unangemessenes Verhalten" gegenüber Priestern berichtet worden.

Der ranghöchste Würdenträger der katholischen Kirche in Großbritannien, Kardinal Keith O'Brien, ist zurückgetreten. Das teilte die katholische Kirche von Schottland am Montag mit. Papst Benedikt XVI. habe das Rücktrittsgesuch bereits am 18. Februar angenommen, hieß es in der Mitteilung, die auf Berichte über "unangemessenes Verhalten" O'Briens im Umgang mit Glaubensbrüdern folgte. O'Brien selbst teilte mit, der Papst habe den Rücktritt O'Briens als Erzbischof von Edinburgh und Saint Andrews auf den 25. Februar festgesetzt.

Laut Radio Vatikan hat der Papst den Amtsverzicht unter Berufung auf den Kirchenrechtskanon 401, Paragraf 1, angenommen. Der Paragraf schreibt Diözesanbischöfen vor, mit Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anzubieten; O'Brien erreicht dieses Alter am 17. März.

O'Brien zählte zu den ursprünglich 117 Kardinälen, nach dem Verzicht des Bischofs von Jakarta Julius Riyadi Darmaatmadja (78) aus Gesundheitsgründen nun nur noch 115 Kardinäle, die an der Wahl eines neuen Papstes nach der Rücktrittsankündigung Papst Benedikts teilnehmen sollten. Er erklärte nun aber, er werde nicht an dem Konklave zur Papstwahl teilnehmen.

Mehrere Priester erhoben einem Zeitungsbericht zufolge schwere Vorwürfe gegen O'Brien. Dieser habe bei diversen nächtlichen Aktivitäten "unangemessenes Verhalten" an den Tag gelegt, berichtete die Sonntagszeitung "The Observer" über eine angebliche Beschwerde an den Vatikan. Demnach geht es um Vorkommnisse vor 33 Jahren, die drei amtierende und ein ehemaliger Priester gemeldet hätten.

Zölibat-Zweifler

O'Brien war der einzige Brite im Konklave – und schon lange einer der umstrittensten Würdenträger innerhalb der katholischen Weltgemeinde. Seine Einlassungen zum Zölibat mögen das Fass nun womöglich zum Überlaufen gebracht haben. Er selbst, so sagte er dem britischen Sender BBC, habe zwar nie über die Möglichkeit einer Heirat nachgedacht. Aber er wäre "sehr froh, wenn andere die Möglichkeit hätten, in Erwägung zu ziehen, ob sie heiraten können oder sollen." Der oberste schottische Katholik hat damit nicht weniger als den Zölibat öffentlich infrage gestellt, das Heiratsverbot für katholische Priester.

"Ich würde es begrüßen, wenn folgende Priestergenerationen die Wahl hätten." Ihm sei klar geworden, dass es vielen Priestern sehr schwerfalle, mit dem Zölibat zu leben, sagte der 74-Jährige. Sie fühlten, dass sie einen Begleiter brauchen, eine Frau, die sie heiraten könnten und eine Familie mit ihr gründen könnten. "In anderen Kirchen dürfen Priester heiraten", sagte er und fügte an, dass das Gebot der Ehelosigkeit für Priester offensichtlich keine göttliche Grundlage habe und der nächste Papst diesen Kasus diskutieren könne.

Der solle O'Brian zufolge auch lieber aus einem Land kommen, in dem der katholische Glaube in der Blüte stehe. "Wir hatten jahrhundertelang europäische Päpste", sagte O'Brien, und es gebe exzellente Kardinäle aus anderen Regionen der Welt. Er beklagte, dass der christliche Glaube in Europa nicht mehr so lebendig sei, wie er früher einmal war. In anderen Regionen der Welt dagegen wachse der katholische Glaube. "Von diesen Ländern könnte Europa jetzt lernen."




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