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Rom: "Vorkonklave" Klart Erste Fragen Fur Papstwahl

The Krone
March 4, 2013

http://www.krone.at/Nachrichten/Rom_Vorkonklave_klaert_erste_Fragen_fuer_Papstwahl-Treffen_der_Kardinaele-Story-353219



Im Vatikan haben am Montag die sogenannten Generalkongregationen zur Vorbereitung des Konklaves fur die Wahl eines neuen Papstes begonnen. Die Kardinale versammelten sich am Vormittag erstmals im Apostolischen Palast, am Nachmittag einigte man sich dann zunachst auf eine Gru?botschaft an den emeritierten Papst Benedikt XVI.. Im Zentrum des "Vorkonklaves" stehen die Missbrauchsskandale, die Schieflage der Vatikanbank IOR und der "Vatileaks"- Fall.

Die Versammlung einigte sich auf eine Botschaft der "Zuneigung und Dankbarkeit" fur den emeritierten Papst Benedikt XVI. Wie Lombardi sagte, brachte Kardinaldekan Angelo Sodano den Vorschlag fur die Gru?botschaft in die Generalkongregation ein. Der Vorschlag sei einstimmig angenommen worden. Die erste Kongregation sei in einer "ruhigen und konstruktiven Atmosphare" verlaufen, sagte Lombardi.

Vorbereitungen zur Papstwahl offiziell begonnen

Bei den am Montag begonnenen Sitzungen mussen alle anfallenden Amtsgeschafte der Kirche behandelt werden. An diesem "Vorkonklave" beteiligen sich auch Dolmetscher aus dem Staatssekretariat, die zu Verschwiegenheit verpflichtet sind. Wie viele Treffen es bis zum Beginn des Konklaves geben wird, ist offen.

Ein Termin fur den Beginn des Konklaves soll festgelegt werden, wenn die 115 erwarteten wahlberechtigten Kardinale, die junger als 80 Jahre sein mussen, im Kirchenstaat eingetroffen sind. Etwa 15 Kardinale seien noch ausstandig. Sie sollten bis Mittwoch in Rom sein, hie? es im Vatikan.

Mitfavorit Dolan: "Wichtige Woche"

Der Erzbischof von New York, Timothy Dolan (Bild 2), zeigte sich uberzeugt, dass es zu einer raschen Wahl eines neuen Papstes kommen wird. "Diese Woche wird sehr wichtig sein. Ich will mit all meinen Brudern sprechen und sie besser kennenlernen. Viele kenne ich nur von den Buchern, die sie geschrieben haben", sagte Dolan im Interview mit der Mailander Tageszeitung "Corriere della Sera". Der 63- jahrige Kardinal zahlt zu den aussichtsreichsten Papst- Kandidaten.

Die Verhandlungen vor Beginn der Papst- Wahl werden jedoch stark von drei heiklen Themen beeinflusst, die den Vatikan seit Monaten belasten: die Missbrauchsskandale, die Vatikan- Bank IOR und der Fall "Vatileaks".

Affare O'Brien uberschattet Gesprache

Die Affare rund um das Oberhaupt der Katholiken in Gro?britannien, Kardinal Keith O'Brien, ist nur ein Beispiel fur die Diskussionen vor dem Konklave. O'Brien war nach Vorwurfen des unangemessenen Verhaltens gegenuber jungen Priestern zuruckgetreten und nimmt daher nicht am Konklave teil. Am Sonntag hatte er schriftlich um Vergebung gebeten (siehe Infobox). Der Vatikan kundigte am Montag eine interne Untersuchung gegen O'Brien an.

Uberhaupt war das achtjahrige Pontifikat unter Benedikt XVI. stark von den weltweiten Missbrauchsskandalen gepragt. Das heikle Thema der Padophilie durfte die Wahl eines Nachfolgers Benedikts ma?gebend beeinflussen. Mindestens funf Papst- Wahler sind wegen ihres umstrittenen Umgangs mit Missbrauchsskandalen unter Druck geraten.

Der bekannteste ist der fruhere Erzbischof von Los Angeles, Roger Mahony (Bild 3), der beschuldigt wird, Missbrauchsvorwurfe gegen Priester seiner Diozese vertuscht zu haben. Dolan verteidigte seinen amerikanischen Kollegen am Montag. "Mahony ist sehr gut", sagte Dolan am Rande der Generalkongregation.

Ein ahnlicher Verdacht trifft den belgischen Kardinal Godfried Danneels. Vor drei Jahren hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht und seinen Computer beschlagnahmt, um festzustellen, ob er uber Missbrauchsfalle in der belgischen Kirche zwischen den 60er- und 80er- Jahren informiert war. Auch der irische Primas Sean Brady wurde beschuldigt, die Skandale rund um padophile Priester in seiner Heimat verheimlicht zu haben.

Schonborn durch Skandale im Vorteil?

"Das Thema Missbrauchsskandale wird im Konklave eine Rolle spielen und Spitzenfiguren im Kampf gegen die Padophilie wie den Wiener Erzbischof Christoph Schonborn und den Bostoner Kardinal Sean O'Malley bei der Papst- Wahl begunstigen", meint Iacopo Scaramuzzi, Vatikan- Experte der Nachrichtenagentur TMNews.

Auch die Zukunft der skandalumwitterten Vatikanbank IOR wird die Verhandlungen um die Wahl des neuen Papstes beeinflussen. Seit Mitte Februar hat die Bank zwar einen neuen Chef, den 54 Jahre alten deutschen Finanzexperten Ernst von Freyberg, die Affare ist aber keineswegs ausgestanden. Der Vatikan steht unter Beobachtung des Anti- Geldwasche- Ausschusses "Moneyval" des Europarates, der dem Kleinstaat noch im vergangenen Sommer zwar normative Fortschritte attestiert, doch zugleich bemangelt hatte, dass die konkrete Kontrolle unzureichend geblieben sei.

Kommt "Manager- Papst"?

Diese heikle Frage konnte das Konklave dazu veranlassen, sich fur einen "Manager- Papst" mit praktischem Sinn und Kompetenzen im Finanzbereich zu entscheiden, der sich verstarkt um mehr Transparenz in den Geldangelegenheiten des Vatikans kummern konnte. Zu den aussichtsreichsten Papst- Kandidaten zahlen nicht zufallig zwei Mitglieder des IOR- Aufsichtsrats: der Brasilianer Odilo Pedro Scherer und der indische Kardinal Telesphore Toppo.

Das Konklave wird auch von der sogenannten "Vatileaks"- Affare um gestohlene papstliche Dokumente belastet. Immer wieder kursieren Geruchte uber einen Zusammenhang zwischen den vertraulichen Berichten dreier Kardinale uber den Fall "Vatileaks" und den Amtsverzicht Benedikts XVI. Die Kardinale hatten dem Papst im vergangenen Juli sowie am 17. Dezember die Ergebnisse ihrer Untersuchungen mitgeteilt (siehe Infobox).

Darin sollen Sex und Korruption im Vatikan eine spektakulare Rolle spielen, berichtete die romische Tageszeitung "La Repubblica" ohne genaue Quellenangaben. Das im Report der drei Kardinal- Kommissare gezeichnete Bild vom Zustand der romischen Kurie sei so dramatisch gewesen, dass sich Benedikt XVI. daraufhin definitiv zum bereits angedachten Rucktritt entschlossen habe. Von homosexuellen Seilschaften, die auch Geschafte machen sollen, war die Rede. Der Vatikan reagierte emport und sprach von Verleumdungen und ungepruften Geruchten, die das Konklave beeinflussen konnten.

Neuer Papst soll Geheimbericht erhalten

Die drei emeritierten Kardinale Julian Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi, Mitglieder der im Fall "Vatileaks" ermittelnden Kommission, werden Benedikts Nachfolger ihren Geheimbericht weitergeben. Die drei Purpurtrager konnten jedoch schon bei den am Montag begonnenen Generalkongregationen den Kardinalen uber den Inhalt des Dossiers berichten, was wiederum die Papst- Wahler bei der Suche eines Nachfolgers beeinflussen konnte, meinen Vatikan- Insider.

Benedikt XVI. hatte am 11. Februar uberraschend seinen Rucktritt angekundigt. Das Pontifikat des 85- jahrigen Deutschen endete am Donnerstag um 20.00 Uhr. Mit Beginn der Sedisvakanz ging die Leitung der katholischen Kirche und des Vatikanstaats vorubergehend an das Kardinalskollegium uber, also letztlich an alle 209 derzeit lebenden Kardinale. Nach dem Willen des Vatikans soll es bis Ostern einen neuen Papst geben.

Falscher Bischof begehrte Einlass

Unmittelbar vor dem Start der Glaubenskongregationen am Montag war es zu einem kuriosen Vorfall gekommen: Ein als Bischof verkleideter Mann mischte sich unter die Kardinale, die sich vor dem Audienzsaal Paul VI. versammelt hatten. Der falsche Bischof trug ein Kreuz, einen lila Schal und ein zu kurzes Bischofsgewand, berichteten italienische Medien. Daran konnten die Sicherheitskrafte erkennen, dass es sich nicht um einen Geistlichen handelte. Vor laufenden TV- Kameras wurde der falsche Bischof von den Sicherheitskraften aus dem Vatikan ausgewiesen.

 

 

 

 

 




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