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Umgang Mit Missbrauch Bei Papstwahl: Die Fehlbaren

By Barbara Hans
The Spiegel
March 12, 2013

http://www.spiegel.de/panorama/wie-das-thema-sexueller-missbrauch-die-papstwahl-bestimmt-a-888179.html

Papstwahl in Rom: Frage der Glaubwürdigkeit

Kardinal Bertone: "Eine Krankheit, die alle sozialen Gruppen betrifft"

Erzbischof Dolan: Gelder angeblich umgeleitet

Kardinal Scola: Sorge um das Ansehen der Kirche

Kardinal Scherer: "Eine Kultur des Moments" ist in die Kirche eingedrungen


Kardinal Maradiaga: "Die Kirche nicht auf eine solche Art behandeln"

Aufklärer oder Vertuscher: Bei der Wahl des neuen Papstes ist ein Thema von besonderer Bedeutung, der Umgang mit sexuellem Missbrauch. Der Skandal brachte die Kirche in Misskredit, die Kardinäle in Rom schwanken zwischen Offenheit und Leugnung. Wer vertritt welche Position?

Das Thema bestimmte die Agenda, bevor es überhaupt richtig losgegangen war in Rom. Der schottische Kardinal Keith O'Brien hätte eigentlich gemeinsam mit 115 anderen Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle das neue Kirchenoberhaupt wählen sollen, doch dann holte ihn die Vergangenheit ein. Genauer gesagt: einige "unangemessene" Annäherungsversuche, die Geistliche nun, Jahre später, publik gemacht hatten.

Sex und Zölibat vertragen sich nicht gut, zumindest dann nicht, wenn sie öffentlich werden. O'Brien trat zurück und die Kirche sprach wieder einmal über ihren Umgang mit der Sexualmoral und die Verfehlungen von Geistlichen, die ihre Macht und Untergebene missbrauchten. Vor dem Konklave hatte die Kirche erneut ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil einer ihrer obersten Würdenträger Moral mit Doppelmoral verwechselte.

Die kirchliche Sexualmoral ist rigide, so rigide, dass selbst Geistliche immer wieder an ihr scheitern. Die Lustfeindlichkeit erscheint besonders heuchlerisch, weil viele Kirchenvertreter selbst nicht nach diesen Maßstäben leben. Weil sie Kinder zeugen und in Beziehungen leben. Und die Kirche dies duldet und sogar Alimente zahlt - so lange nur geschwiegen wird. Das Thema hat eine enorme Sprengkraft, Glaube und Glaubwürdigkeit haben viel miteinander zu tun.

Und Glaubwürdigkeit hat die Kirche vor allem durch ihren Umgang mit sexuellem Missbrauch eingebüßt. Es geht um das Ausnutzen von Macht - in vergangenen Jahrzehnten gar um das Ausnutzen der Allmacht, die einem Geistlichen zugesprochen wurde. Priester galten als unfehlbare Autoritäten.

Für die Wahl des neuen Papstes ist der Umgang mit dem Thema Missbrauch entscheidend. Weil sexuelle Gewalt die Kirche härter trifft als andere Institutionen. Weil Vertrauen die Währung der katholischen Kirche ist. Viel davon hat sie verspielt: indem sie Missbrauchsfälle vertuschte, Täter versetzte, statt die Fälle aufzuklären. Indem sie sich mehr den Geistlichen zuwandte als den Opfern, denen oft kein Glauben geschenkt wurde.

Wie gehen die Papabili, denen gute Chancen auf die Nachfolge Benedikts XVI. zugesprochen werden, und andere Kardinäle mit dem Thema um? Wenn das Konklave ab Dienstag den neuen Papst wählt, wird dies eine entscheidende Rolle spielen.

Wer hat das Thema verharmlost und sich so disqualifiziert? Wer an der Aufklärung mitgewirkt? Es geht um nicht weniger als die Frage, wie glaubwürdig der neue Papst ist.

Kardinal Tarcisio Bertone, Italien

Der Missbrauchsskandal in Deutschland war auf dem Höhepunkt, als Tarcisio Bertone den Satz sagte, der ihn weltweit in Misskredit brachte. Während eines Besuchs in Chile 2010 äußerte der Italiener, Soziologen und Psychiater hätten bewiesen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Zölibat und Pädophilie gebe. "Vielmehr haben viele andere bewiesen und mir das vor kurzem gesagt, dass es eine Verbindung zwischen Homosexualität und Pädophilie gibt. Es handelt sich um eine Krankheit, die alle sozialen Gruppen betrifft. Priester prozentual in geringerem Maß."

Vatikan-Sprecher Lombardi sah sich genötigt, die Äußerungen zu kommentieren: Der von Bertone hergestellte Zusammenhang beziehe sich nur auf den innerkirchlichen Bereich. Die Kirchenleitung erhebe nicht den Anspruch, generelle Behauptungen über psychologische und medizinische Sachverhalte aufzustellen. Der Fall birgt Brisanz, denn als Kardinalstaatssekretär ist Bertone verantwortlich für politische und diplomatische Tätigkeiten des Vatikans. Er sagte damals außerdem, die Kirche habe nie versucht, Missbrauchsfälle zu verheimlichen oder Ermittlungen zu verhindern.

Bertone bezeichnete im Jahr 2002 die hohen Entschädigungszahlungen der US-Kirche an Missbrauchsopfer als merkwürdig, es handele sich schließlich um die Missetaten "einzelner Individuen". Bertone widersprach zudem der Forderung der US-Kirche, ein Bischof müsse die Polizei über Missbrauchsanschuldigungen informieren. "Wenn ein Priester sich nicht mehr seinem Bischof anvertrauen kann, weil er fürchten muss, denunziert zu werden, dann gibt es keine Freiheit des Gewissens mehr", sagte er dem inzwischen eingestellten katholischen Magazin "30 Giorni". Bertone steht in der katholischen Kirchenhierarchie an zweiter Stelle und ist daher einer der Papabili.




Kardinal Timothy Dolan, New York, USA

Erst vor wenigen Wochen ist Kardinal Dolan wegen eines Missbrauchsskandals in die Kritik geraten: Bevor er Erzbischof von New York wurde, war Dolan Erzbischof von Milwaukee, Wisconsin. In dieser Zeit sollen in der Erzdiözese von Milwaukee 55 Millionen Dollar in einen Friedhofsstiftung umgeleitet worden sein, damit sie nicht an Missbrauchsopfer ausgezahlt werden mussten. Außerdem soll Dolan Details über Täter zurückgehalten haben. Drei Stunden lang wurde der Kardinal vor wenigen Wochen deshalb unter Eid vernommen. Dolan gilt als Papabile, als einer der Favoriten bei der Papstwahl.

 




Kardinal Angelo Scola, Italien

Kardinal Scola gehört zu den Geistlichen, die sich vor allem um ein angebliches Opfer des Missbrauchsskandals sorgen: die Kirche selbst. Scola sprach von "lügnerischen Anschuldigungen" und fürchtete, die Kirche könne als solche diskreditiert werden. Die Kirche sah er einer "inquisitorischen Erniedrigung" ausgesetzt.

Scola gilt als einer der Favoriten bei der Papstwahl. Laut "Repubblica" soll er in den Vorgesprächen bereits etwa 40 der notwendigen 77 Stimmen für eine Zweidrittelmehrheit für sich gewonnen haben.




Kardinal Odilo Scherer, Brasilien

Kardinal Scherer werden gute Chancen auf die Nachfolge Benedikts zugesprochen: Als Erzbischof von São Paulo ist er mit den Problemen Lateinamerikas vertraut, er engagiert sich für die Armen und mehr Verantwortung von Laien innerhalb der Kirche. Scherer, dessen Vorfahren aus dem Saarland stammen, verteidigte das Vorgehen Benedikts im Missbrauchsskandal. Doch auch die Gesellschaft habe eine Mitschuld an den Zuständen der Kirche. Eine "Kultur des Moments" sei in die Kirche eingedrungen und habe sie infiziert, sagte er in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" 2010. Dadurch sei "der Geist der Welt in die Kirche gekommen, obwohl diese die Welt mit dem Geist des Evangeliums durchdringen sollte."

In einem Gespräch mit der brasilianischen Zeitung "O São Paulo" sagte er im selben Jahr: "Die Kirche bestreitet das Leid nicht, das ihre eigenen Mitglieder über sie und andere Personen gebracht haben - sie bedauert es unendlich." Die Kirche bringe es ihren Mitgliedern nicht bei, Straftaten zu begehen, sie wolle die Taten auch nicht vertuschen, "es gibt keine andere Möglichkeit, als dass jeder einzelne sich vor Gott und menschlichen Gerichten für sein Handeln verantworten muss."

 




Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga, Honduras

Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga war ein vehementer Gegner einer Berichtspflicht Geistlicher. 2002 sagte er: "Für mich wäre es eine Tragödie, die Rolle eines Pastors auf die eines Polizisten zu reduzieren. Wir sind sehr unterschiedlich. Ich würde eher selbst ins Gefängnis gehen, als einem meiner Priester zu schaden."

Der Konservative ist ein scharfer Kritiker der Medien. Die Berichterstattung nach dem Missbrauchsskandal in der US-Kirche verglich er 2002 mit den Verfolgungen im Römischen Reich unter Kaiser Nero und durch Hitler und Stalin. Der Kardinal wurde 2005 als Nachfolger Johannes Paul II. gehandelt.

 




Kardinal Seán O'Malley, Boston, USA

Kaum ein Kardinal hat derart intensive Erfahrungen mit dem Thema Missbrauch gemacht wie Seán O'Malley: Er wurde immer dann gerufen, wenn die Lage besonders schwierig war, es viel aufzuarbeiten gab. In der Diözese Fall River war er Anfang der neunziger Jahre mit 101 Pädophilie-Beschwerden gegen Priester konfrontiert. O'Malley erarbeitete sich einen Ruf als exzellenter Krisenmanager.

2002 wechselte er als Bischof nach Palm Beach - um dort den Pädophilie-Vorwürfen gegen seine Vorgänger nachzugehen. Am 1. Juli 2003 wechselte O'Malley schließlich nach Boston, wo es zahlreiche Missbrauchsvorwürfe gegeben hatte. Schon bei seiner Einführung ins Amt bat er die Opfer um Vergebung. Bereits einen Monat später sagte die Erzdiözese den Opfern insgesamt 85 Millionen Dollar zu. O'Malley verkaufte den Bischofspalast in Boston, um das Geld aufbringen zu können. O'Malley gilt als einer der Favoriten bei der Wahl des Papstes.




Kardinal Leonardo Sandri, Argentinien

Der Moment, der Kardinal Sandri für das Papstamt disqualifizieren könnte, liegt bereits eine Weile zurück. 2004 arbeitete er gemeinsam mit Angelo Sodano im Staatssekretariat im Vatikan. Sodano unterstützte den Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel, der später des mehrfachen Kindesmissbrauchs überführt wurde. Maciels 60. Geburtstag wurde seinerzeit in Rom gefeiert. Sandri las einen Dankesbrief des Papstes Johannes Paul II. vor. Sandri selbst wird nicht nachgesagt, in enger Beziehung zu Maciel gestanden zu haben. Dennoch war er es, der die Lobesrede verlas. Sandri gilt als Papabile: Mit 69 Jahren ist er im richtigen Alter. Er wurde in Argentinien geboren, lebte aber lange in Italien und gilt als Macher, dem es gelingen könnte, die Kurie zu reformieren.




Kardinal Luis Antonio Tagle, Philippinen

Der 55-jährige Tagle ist einer der jüngsten Aspiranten auf die Papst-Nachfolge. Er gilt als charismatisch und hat sich innerhalb der katholischen Kirche Asiens dafür eingesetzt, hart gegen den Missbrauch durch Geistliche vorzugehen. Bei einer Tagung zum Thema sexuelle Gewalt an der päpstlichen Universität Gregoriana hielt er einen Vortrag.




Kardinal George Pell, Australien

Pell wurde 1993 vorgeworfen, Opfer sexuellen Missbrauchs Geld geboten zu haben, wenn sie sich im Gegenzug verpflichten, über das Geschehene zu schweigen. Ihm selbst wurde damals auch vorgeworfen, in den sechziger Jahren einen zwölfjährigen Jungen missbraucht zu haben. Pell weist beide Vorwürfe zurück, tritt aber vorübergehend von seinem Amt zurück. Später wird er von den Vorwürfen freigesprochen.

2012 sagt er, Priester, denen andere Geistliche den Missbrauch eines Kindes gestanden haben, sollten sich an das Beichtgeheimnis und die Vorgaben der Kirche halten. Pell ist der Meinung, die katholische Kirche selbst sei zum Opfer gemacht worden - indem es in den Medien eine Hetzkampagne gegen sie gegeben habe. Das Missbrauchsproblem werde übertrieben groß dargestellt. "Weil es eine Medienkampagne gibt, die sich auf uns konzentriert, heißt das nicht, dass wir tatsächlich die Schuldigen sind", sagte er in Sydney im November 2012. Studien würden belegen, dass das Ausmaß des Missbrauchs in den Reihen der Kirche nicht so groß sei wie unterstellt. Es sei nicht wahr, dass man den Missbrauch innerhalb der Kirche habe vertuschen wollen und Täter in andere Gemeinden versetzt habe, sagte er.

Dem Sender Seven Networks sagte er nach Benedikts Rücktritt in einem Interview, pädophile Priester und sexueller Missbrauch seien nicht das größte Problem der Kirche. Dies sei vielmehr "die Ausbreitung von Unglauben in der Ersten Welt". Pell ist der einzige Kardinal aus Ozeanien. Als "höchst unwahrscheinlich" bezeichnete er seine Chance, neuer Papst zu werden.




Kardinal Christoph Schönborn, Österreich

Schönborn war einer der Ersten, die sich im Missbrauchsskandal positionierten, er gilt als der wohl mutigste Kämpfer für die Aufklärung. Da er so klar Stellung bezog, musste er sogar zum Rapport nach Rom. Schönborn hatte sich mit Kardinal Angelo Sodano angelegt und ihm vorgeworfen, die Missbrauchsopfer beleidigt zu haben, indem er ihre Kritik an der Kirche als "Geschwätz" abgetan hatte.

Außerdem warf er Sodano mangelnde Unterstützung im Fall des österreichischen Erzbischofs Hermann Groër vor. Als 1995 der schwere Missbrauch von Internatsschülern durch Groër bekannt wurde, verhinderte das Umfeld des damaligen Papstes Johannes Paul II. eine Untersuchungskommission. Um Sodano gebe es eine "Vertuschungsfraktion" kritisierte Schönborn. Für seine Kritik wurde er von Benedikt XVI. gerügt: Nur der Papst dürfe Kardinäle zurechtweisen, sonst niemand. Schönborn gilt als einer der Favoriten für die Nachfolge Benedikts XVI.

Kardinal Dominik Duka, Tschechische Republik

Im März 2010 äußerte sich Duka anlässlich der Missbrauchsfälle in Irland und dem entsprechenden Papstbrief selbst in einem Pastoralbrief. Er schrieb: "Nur zehn Prozent der Anschuldigungen können bewiesen werden." Der Missbrauchsskandal in Irland sei forciert worden durch "militanten Atheismus", der das Ziel verfolge, der Kirche finanziell zu schaden. "Es handelt sich ganz offenbar um eine Kampagne, die es zum Ziel hat, die Kirche um ihre Position zu bringen, die sie seit Menschengedenken auf den Gebieten Erziehung und Bildung innehat."

Die Opferorganisation Snap hatte Duka beschuldigt, "Missbrauchsopfer nicht unterstützt zu haben". Duka habe Fälle priesterlicher Pädophilie verharmlost. Die tschechische Bischofskonferenz wies die Vorwürfe zurück. Die Behauptungen der Opferorganisation seien "völliger Unsinn". Duka werden keine besonderen Chancen auf die Nachfolge des Papstes zugesprochen.

 




Kardinal Marc Ouellet, Canada

Als Präfekt der Bischofskongregation steht Kardinal Ouellet in Kontakt mit Bischöfen aus aller Welt. Während der Missbrauchskonferenz 2012 an der päpstlichen Universität Gregoriana hielt er den Buß-Gottesdienst. "Der erste Schritt auf dem Weg der Heilung und Erneuerung besteht darin, zuzuhören und den Opfern zu glauben", predigte er. Eine solche Liturgie hatte es nie zuvor in Rom gegeben.

In Vertretung des Papstes reiste Ouellet nach dem Missbrauchsskandal nach Irland und sprach dort mit Opfern. Er bat um "Vergebung von Gott und den Opfern für die schwere Sünde des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Kleriker". Während der Reise sagte er: "Wir haben erfahren, dass die Antwort mancher Kirchenbehörden auf diese Verbrechen oft unzureichend und ineffizient war, trotz klarer Anweisungen im Kirchenrecht." Anfang März sagte Ouellet in einem Interview mit dem Sender CBS, die Kirche habe aus ihren Fehlern gelernt. Ouellet wird seit einigen Jahren für das Amt des Papstes gehandelt. Durch seine Position ist er mit der Situation der Kirche in verschiedenen Ländern vertraut und könnte daher viele Stimmen auf sich vereinen.




Kardinal Peter Turkson, Ghana

Peter Turkson werden gute Chancen zugesprochen, der erste schwarze Papst der Geschichte zu werden. Er stammt aus Ghana und in ganz Afrika scheint es praktisch keine Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche zu geben - zumindest wenn man den Berichten Glauben schenkt. Tatsächlich dürfte es eher so sein, dass die Fälle bislang nicht an die Öffentlichkeit gedrungen sind, da der Einfluss der Kirche so groß - und die Justiz vielerorts sehr schwach ist. Sexuelle Gewalt ist in vielen afrikanischen Ländern ein Tabu.

Auf die Frage der CNN-Journalistin Christiane Amanpour, ob der Missbrauchsskandal sich auch nach Afrika ausbreiten könne, sagte Turkson, in Afrika gebe es keine Sexskandale innerhalb der Kirche, weil es in afrikanischen Kulturen kaum Homosexualität gebe. Turkson wurde dafür kritisiert, Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt zu haben.




Kardinal Norberto Rivera Carrera, Mexiko

Es gab immer wieder Behauptungen, Kardinal Norberto Rivera Carrera decke pädophile Priester - indem er ihnen ein neues Leben ermögliche, jenseits der mexikanischen Grenze. Carrera soll einen Austausch mit pädophilen Geistlichen aus US-Diözesen vorangetrieben haben, die wegen Sexualdelikten gesucht wurden. Er bestreitet dies. Ein Sprecher des mexikanischen Bischofs wies die Vorwürfe 2005 zurück: Einen Austausch Geistlicher gebe es nicht, entsprechende Vorwürfe grenzten an üble Nachrede.

Dem Geistlichen Nicolas A., dem zahlreiche Vergehen vorgeworfen wurden, schrieb Carrera ein Empfehlungsschreiben für seine Versetzung nach Los Angeles. Darin hieß es, der Geistliche A. wolle einen Ortswechsel aus "familiären und gesundheitlichen Gründen", so die "New York Times". In einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten soll A. Dutzende Kinder missbraucht haben. Der Zeitung "La Prensa" sagte Carrera, er habe zwar von "Vorwürfen der Homosexualität" gegen A. gewusst, nicht aber von Pädophilie.




Kardinal Roger Mahony, früherer Erzbischof von Los Angeles, USA

Kardinal Mahony war einer der Männer, die dafür sorgten, dass das Thema Missbrauch auch das Konklave beeinträchtigte: Initiativen hatten sich dafür starkgemacht, dass Mahony nicht nach Rom reisen und nicht den neuen Papst wählen darf. Denn Mahony hat als Erzbischof von Los Angeles mindestens 120 Missbrauchsfälle vertuscht. Doch Mahony dachte nicht an Verzicht. In seinem privaten Blog schrieb er, er freue sich auf die Reise nach Rom, um "Papst Benedikt XVI. für seinen beseelten Dienst zu danken und mich an der Wahl seines Nachfolgers zu beteiligen." Das wird er ab diesem Dienstag tun. Der Vatikan selbst äußerte Unbehagen über Mahonys Umgang mit dem Thema Missbrauch. Er dürfte kaum Chancen bei der Papstwahl haben.

 

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