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Missbrauchsskandal Uberschattet Papst-Wahl

By Nadja Erb
Frankfurter Rundschau
March 13, 2013

http://www.fr-online.de/missbrauch/katholische-kirche-usa-missbrauchsskandal-ueberschattet-papst-wahl,1477336,22096094.html

Kardinal Roger Mahoney (links) bei seiner Ankunft zum Konklave im Vatikan.

Die Erzdiözese Los Angeles zahlt Opfern sexuellen Missbrauchs knapp zehn Millionen Dollar Entschädigung. Der Fall wirft seine Schatten bis nach Rom. Denn der frühere Erzbischof von L.A., der den Skandal jahrelang vertuscht haben soll, gehört dem Konklave an.

Vier Männer hatten den früheren Priester Michael B. beschuldigt, sie sexuell missbraucht zu haben. Nun hat die Erzdiözese offenbar einem Vergleich zugestimmt, um weitere Ermittlungen gegen B. abzuwenden. Sie zahle 9,9 Millionen Dollar (7,7 Millionen Euro) Entschädigung an die Männer, damit diese ihre Klage zurückzögen, berichtet die L.A. Times unter Berufung auf Anwälte der Kläger.

Der Beschuldigte ist den Ermittlern kein Unbekannter. Er soll über drei Jahrzehnte hinweg bis zu 23 Jungen missbraucht haben. Deshalb war er bereits im Jahr 2000 aus dem Priesteramt ausgeschlossen und später zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Zwei der Kläger in dem aktuellen Verfahren sind der L.A. Times zufolge Brüder eines Jungen, der bereits früher gegen B. aussagte. Weitere Zivilprozesse sollen folgen. Die Kirche hat bereits signalisiert, auch weiteren Opfern Entschädigungen zahlen zu wollen.

Mahoney deckte auch B.

Der aktuelle Vergleich ist der erste, seit die Erzdiözese interne Unterlagen zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester veröffentlicht hat. Ende Januar stellte sie rund 12.000 Aktenseiten ins Netz. Darin geht es um Daten zu Vorwürfen gegen 124 Priester, darunter auch Michael B. Und auch ein weiterer Name taucht in den Akten immer wieder auf: der von Kardinal Roger Mahoney, von 1985 bis 2011 Erzbischof von L.A. und derzeit einer von 117 Kirchenfürsten, die den neuen Papst wählen

Michael B. soll Mahoney bereits 1986 den Missbrauch von zwei Jungen gestanden haben. Mahoney sandte ihn danach zu einem Therapizentrum, holte ihn aber später wieder in den Dienst zurück. Nach seiner Rückkehr soll B. weitere Kinder missbraucht haben. Der Fall B. ist nicht der einzige, bei dem Mahoney vorgeworfen wird, Missbrauch in seiner Diözese vertuscht, verdächtige Priester weiterbeschäftigt und andere ins Ausland versetzt zu haben, um sie strafrechtlicher Verfolgung zu entziehen.

Oliver O., ein wegen Kindesmissbrauch verurteilter Priester der Diözese, beschuldigte Mahoney im Dokumentarfilm "Deliver us from evil", ihn an einen Posten versetzt zu haben, bei dem ihm weiter Kinder ausgeliefert waren. Und das obwohl Mahoney von O.'s Pädophilie wusste. Bereits 2007 hatte sich die Erzdiözese mit 500 mutmaßlichen Missbrauchsopfern auf einen Vergleich in Höhe von 660 Millionen Dollar (heute 487 Millionen Euro) geeinigt.

Wegen seiner Verstrickung in einen der größten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche weltweit wurde Mahoney in seiner Diözese inzwischen von allen kirchlichen Aufgaben und Ämtern befreit. Doch das hält den 77-Jährigen nicht davon ab, bei der Wahl des nächsten Papstes mitzumischen. Trotz massiver Proteste - das Netzwerk Catholics United etwa hat mehr als 40.000 Unterschriften gegen seine Teilnahme am Konklave gesammelt - weilt Mahoney inzwischen in Rom.

Weiteres Konklave-Mitglied verstrickt

Mit Kardinal Domenico Calcagno aus dem italienischen Savona ist zudem ein weiteres Mitglied des Konklave in eine Missbrauchsaffäre verstrickt. Einer seiner Priester hat gestanden, von 1980 bis 2005 mehrere Kinder missbraucht zu haben - Calcagno soll davon gewusst und den damaligen Kardinal Joseph Ratzinger um Rat gefragt haben.

Schon Papst Benedikt XVI. wurde also, ebenso wie seinem Vorgänger Johannes Paul II., vorgeworfen, den Missbrauch in der Kirche mit vertuscht und zu wenig dagegen unternommen zu haben. Dass die Wahl seines Nachfolgers von Kirchenfürsten wie Mahoney und Calcagno vorgenommen wird, dürften die Missbrauchsopfer weltweit als Affront empfinden.




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