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Ein Diktatoren-freund Als Konkurrent Ratzingers

Der Standard
March 15, 2013

http://derstandard.at/1311802900216/Ein-Diktatoren-Freund-als-Konkurrent-Ratzingers

Papstwahl 2005: Es hatte schlimmer kommen konnen

Papst Benedikt XVI. ist stockkonservativ. Aber es hatte schlimmer kommen konnen. Laut La Stampa, der in Sachen Vatikan verlasslichsten Tageszeitung, erwuchs 2005 dem damals obersten Glaubenshuter der katholischen Kirche ein auch politisch ultrarechter Kardinal aus Argentinien als ernstzunehmender Konkurrent.

Laut Mitschrift eines italienischen Kardinals sei Ratzingers Anhangerschaft zwar auf uber siebzig Wahler angewachsen, zu wenig jedoch fur die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Vierzig Stimmen hatte namlich Jorge Mario Bergoglio, heute 75-jahriger Erzbischof von Buenos Aires, erreicht. Auch seine Fangemeinde wuchs - erst nach intensiven Beratungen soll der Sudamerikaner "verzichtet" haben. Ratzinger war dann nach 26 Stunden gewahlt.

Nachtraglich betrachtet hat der katholische Teil der Welt mit der Wahl Ratzingers vielleicht ziemliches Gluck gehabt. Der Jesuit Bergoglio unterscheidet sich theologisch kaum von Benedikt. Politisch jedoch ist er fragwurdig: Er tolerierte die argentinische Militardiktatur und fand nie auch nur ein Wort der Kritik an der Ermordung tausender Regimegegner. Dass so ein Mann unter den Kardinalen auf 40 Stimmen kam, ist eigentlich ein Alarmzeichen. 115 Kardinale waren damals wahlberechtigt - 40 keine klaren Verteidiger der Menschenrechte.

Aber ein weiterer Aspekt wird in einigen Kommentaren zu diesem Bericht angemerkt. Noch nie hat ein nichteuropaischer Kardinal bei einer Papstwahl so viele Stimmen erhalten. Das bedeutet, der Wille, es einmal mit einem Mann aus Sudamerika zu versuchen, wachst; Profilierte gibt es jedoch kaum.

Der bekannteste, Rodriguez Maradiaga, der 69-jahrige Erzbischof von Honduras (er trat vor einigen Jahren beim Standard-Montagsgesprach auf) durfte wegen seiner scharfen Haltung gegen US-Konzerne nicht mehrheitsfahig sein. Andererseits wird man sich kaum zum dritten Mal auf einen Mitteleuropaer verstandigen, weshalb die Chancen von Christoph Schonborn, dem Wiener Erzbischof, gering sind.

Was wiederum die italienischen Kandidaten starkt - und zwar die residierenden Erzbischofe, weil die Kurienkardinale allesamt bereits zu alt sind. Sollte der trotz seiner 84 Jahre relativ robuste Benedikt uberraschend das Zeitliche segnen mussen, gilt der neue Erzbischof von Mailand, der 70-jahrige Angelo Scola, als Favorit. Scola ist ein international anerkannter Theologe, betreibt eine Website und hat viel Charisma.

Auf der noch konservativeren Seite (um nicht zu sagen: rechts der Wand) hat sich der optisch an den Pacelli-Papst erinnernde Erzbischof von Genua, seit 2007 Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, Angelo Bagnasco (68), platziert. Seine bisher profilierteste Aussage: Homosexuelle seien mit Padophilen vergleichbar. Der Mann hatte zweifellos Chancen.

Keine Chancen hatte der von einigen "Progressiven" forcierte und intellektuell debattierende Erzbischof von Lyon, Philipp Barbarin (61). Er hat die Abschaffung des Pflichtzolibats verlangt. Das ist ein riesiges Minus. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.8.2011)

 

 

 

 

 




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