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Zweiter Bericht Zur Aufarbeitung Offengelegt

By Ebba Hagenberg-Miliu
Christian Berzins
March 16, 2013

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bad-godesberg/godesberg-zentrum/Zweiter-Bericht-zur-Aufarbeitung-offengelegt-article1005978.html

[Grenzverletzungen im AKO Pro Scouting am Aloisiuskolleg Bonn – Bad Godesberg]

BAD GODESBERG. Den zweiten Aufklarungsbericht zu den Missbrauchsfallen am Aloisiuskolleg (Ako), speziell zu den "Grenzverletzungen im Ako-pro-Scouting", prasentierte am Freitag Ako-Rektor Pater Johannes Siebner. Er habe den von Arnfried Bintig verfassten 135 Seiten langen Bericht mit Besturzung gelesen. "Ich bin erschuttert, was wir hier erfahren. Ich bin beschamt ob der vielen Einzelschicksale und ob der perfiden und brutalen Vorgehensweise des ehemaligen Leiters des Ako-pro-Seminars uber so lange Zeit."

Im Aloisiuskolleg prasentieren (von links) Annette Haardt-Becker, Arnfried Bintig, Robert Wittbrodt, Johannes Siebner und Dirk Steuber den zweiten Aufklarungsbericht zu den Missbrauchsfallen vor. Foto: Ronald Friese

Der Bericht handelt von sexualisierten Gesprachen, Aufforderungen zu sexuellen Handlungen bis zu direkten sexuellen Ubergriffen. Er schildert Dinge, die ein in der Verantwortung stehender Bonner Padagoge uber Jahre ungeahndet von Schutzbefohlenen erzwungen haben soll. Der Bericht schildert das Leid, die Traumatisierung, das Gezeichnetsein von Opfern und ihren Angehorigen bis heute.

Wie berichtet, hatte der vergangenes Jahr verfasste Abschlussbericht von Julia Zinsmeister dem Ende 2010 aus Ako- und Ako-pro-Diensten ausgeschiedenen Mann vorgeworfen, an der Bildungseinrichtung ein geschlossenes System von Lieblingen und Verlierern betrieben sowie sich Grenzverletzungen bis zum strafbaren sexuellen Missbrauch schuldig gemacht zu haben. Doch Zinsmeister hatte bekannt, das Thema Ako-pro nur mit hei?er Nadel gestrickt zu haben.

Die Betroffenen rebellierten, und Siebner setzte den Psychologie-Professor Bintig auf die Fortsetzung unter neuer Pramisse an. Er habe neben den Grenzverletzungen auch die "Aufarbeitung der Aufarbeitung am Ako" seit Ausbruch des Skandals im Februar 2010 beleuchten wollen, erklarte Siebner gestern. Gerade da habe sich Bintig als "Glucksfall" fur das Fortschreiben des Aufklarungsprozesses erwiesen.

Tatsachlich beleuchtet der Bericht weit mehr als die geschilderten Taten, namlich die Strukturen, die genau diese Ubergriffigkeit innerhalb des Ako-pro-Scoutings ermoglichten. Hier liegt die Starke Bintigs, das Gefuge von den Machtmissbrauch begunstigenden Faktoren und fehlenden Korrektiven zu erklaren. Das Versagen sowohl einzelner Personen wie der Strukturen des Vereins und des Kollegs habe Bintig deutlich offen gelegt, lobte Siebner.

"Diese Tatsache erfullt mich mit Scham. Es wird beschrieben, wie sehr Kinder und Jugendliche zu Opfern von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch wurden - uber viele Jahre." Ausdrucklich betone er, dass sich die Ako GmbH in Verantwortungskontinuitat fur Kolleg und Verein befinde. "Es kann und darf da kein Wegducken geben und keinen Verweis auf die vermeintliche Selbststandigkeit des Ako-pro-Seminar e.V.". Der Bericht bestatige eindrucklich, dass die Frage nach der Verstrickung von Ako und Ako-pro richtig gestellt war.

Wobei Siebner, Bintig sowie Annette Haardt-Becker von der Hilfsorganisation "Innocence in Danger" durchaus zugaben, dass auch nach diesem Bericht noch viel Aufarbeitungsbedarf bestehe. Letztlich nenne er die fur die Jahre vor 2010 relevanten Verantwortungstrager fur Ako-pro im Bericht nicht, gab Bintig zu. Es habe aber bis in die Ordensspitze "Verantwortungsdefizite rund ums Ako" gegeben, sagte Thomas Busch, der Sprecher von Jesuitenprovinzial Stefan Kiechle. "Da gehort auch der damalige Rektor Pater Theo Schneider dazu."

Auch der Orden sei interessiert daran, dass Schneider sich zu Ako-pro au?ere. Es gebe "eine gewisse Verantwortung des Akos", dass der beschuldigte ehemalige Angestellte nicht mehr im Jugendbereich arbeiten moge, sagte Siebner. Und der neue Ako-pro-Vorsitzende Dirk Steuber fugte hinzu, vielleicht bewirke jetzt die Veroffentlichung des Berichts genau das: "Dass der Mann nicht mehr padagogisch tatig sein kann."

 

 

 

 

 




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