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Missbrauch Erschuttert St. Stephan

By Dominik Mai
Augsburger Allgemeine
April 10, 2013

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Missbrauch-erschuettert-St-Stephan-id24757056.html

Offensiv wollen Gymnasium und Kloster St. Stephan mit den Missbrauchsvorwürfen umgehen.

Internat und Gymnasium reagieren auf die Vorwürfe und wollen den Fall aufklären.

Ein Missbrauchsfall hat das Kloster St. Stephan und das angrenzende Gymnasium erschüttert. Der Komponist Wilfried Hiller hatte in einem Interview mit unserer Zeitung schwere Vorwürfe gegen zwei Patres des Internats erhoben – einer von ihnen habe ihn in den 50er Jahren mehrfach sexuell missbraucht, der andere körperlich gezüchtigt. Erst am Wochenende war dies bekannt geworden.

Den Direktor des Gymnasiums, Franz Lettner, haben die Vorwürfe überrascht: „Derzeit kann ich zu dem Fall keine Stellung nehmen, weil ich die Details nicht kenne und es um Dinge geht, die nicht in der Schule passiert sind“, sagt Lettner. Vielmehr hätten sich die Vorfälle im Internat ereignet, dessen Träger das Kloster ist und das somit nicht zum Gymnasium gehört.

Trotzdem habe er bereits am Wochenende den Elternbeirat und die Schülersprecher über die Vorfälle informiert, so Lettner, am Montagmorgen dann das Kollegium: In einer schriftlichen Stellungnahme, die nun im Lehrerzimmer aushängt, bedauert der Abt von St. Stephan, Theodor Hausmann, das, was Hiller erleiden musste, und verspricht, „die Sachverhalte weiter zu klären“.

In der Predigt ging es um die Vorwürfe

Auch in seiner Predigt am vergangenen Sonntag ging der Abt auf den Missbrauch ein: „Es fällt mir und meinen Mitbrüdern schwer, dieses Fehlverhalten zu erfassen.“ Das Handeln der verstorbenen Mitbrüder sei „verabscheuungswürdig“.

Auch Schulleiter Lettner will aufarbeiten: „Wir werden uns der Sache mit der nötigen Verantwortung stellen“, sagt der Direktor. Wenn Schüler Gesprächsbedarf hätten, stünde die Schulleitung jederzeit zur Verfügung. Bis Montagmittag habe sich jedoch noch niemand von Seiten der Schüler, Lehrer oder Eltern an ihn gewandt. Weitere Dinge seien derzeit nicht geplant – der Missbrauchsfall sei erst zu kurz bekannt.

Das Internat gibt es heute so nicht mehr

Das Internat des angrenzenden Klosters, in dem sich nach Hillers Angaben die Vorfälle ereignet haben sollen, gibt es in dieser Form nicht mehr: 2006 wurde es geschlossen, seither existiert nur noch ein Tagesinternat. Wie die Vorwürfe dort thematisiert werden, sei noch unklar, sagt Abt Theodor Hausmann.

Prävention spiele im Internat seit Jahren eine wichtige Rolle: Die Mitarbeiter seien für das Thema sexuelle Gewalt besonders sensibilisiert – unter anderem durch Fortbildungen, die sie nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg und im Kloster Ettal besucht hätten. „Sie haben zudem alle ein erweitertes Führungszeugnis“, sagt Hausmann.

Der Elternbeirat des Gymnasiums begrüßt die offensive Vorgehensweise der Schule und des Klosters. „Wir stehen in engem Kontakt“, sagt dessen Vorsitzender Michael Reo. „Es ist gut, dass Schule und Kloster die Sache aufklären wollen und nachforschen werden.“ Nach so vielen Jahren sei dies nicht einfach, zumal die betroffenen Patres nicht mehr leben.

Reo begrüßt zudem, dass die Schule seit drei Jahren einen externen Missbrauchsbeauftragten habe. Dessen Kontaktdaten sind auf der Internetseite des Gymnasiums veröffentlicht. „Damit geht die Schule einen geraden Weg und zeigt, dass sie sich solchen Dingen nicht verschließt“, sagt Reo.




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