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Merchandising Missbrauch

The Paperblog
April 11, 2013

http://de.paperblog.com/merchandising-missbrauch-559233/

Steven Spielberg mochte den „Missbrauchsskandal“ (also: das Bekanntwerden von Fallen sexuellen Missbrauchs in katholischen Einrichtungen und / oder durch katholische Priester) verfilmen. Das kann man – je nach Temperament – fur einen schlechten Scherz halten oder fur eine astreine Geschaftsidee, besonders kreativ ist es aber nicht, auch nicht, wenn man die zeitgema?e Bedeutung von „kreativ“ (eigentlich: „schopferisch“) zugrunde legt: „moglichst skurril und wenn’s irgend geht: religiose Gefuhle verletzend“. Nein, den Vogel abgeschossen hat langst die Firma RoundGames, die kleine Videospielchen fur den Computer und das Mobiltelefon feil bietet, Produkte, an und fur sich gedacht als netter Zeitvertreib zwischen zwei Meetings oder auch wahrenddessen.

Eines der Spiele thematisiert den Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen. In diesem Spiel besteht der Vatikan aus Kardinalen, die ausnahmslos Kinderschander sind, und aus Kindern, die sich ausnahmslos prostituieren. Fur jede erfolgreiche Vermittlung von Kirchenmann bzw. Kinderschander und Kind – im Spiel von Benedikt XVI. vorgenommen – erhalt der Spieler 1000 Punkte.

Ein solcher Umgang mit dem Thema mag fur einige Menschen mit ziemlich gro?en Scheuklappen und kleinem Informationsbedarf eine gewisse Ventilfunktion einnehmen, die psychologisch durchaus ihren Wert haben mag. Doch zum einen verhohnt ein solches Spiel nicht nur die Tater, sondern auch deren Opfer, da der sexuelle Missbrauch im Spiel willentlich geschieht bzw. „belohnt“ wird, der Spieler also gerade furs „Mitspielen“ seine Punkte erhalt; dass damit der kriminelle Akt des Missbrauchs dramatisch verharmlost wird, sollte klar sein.

Zum anderen nutzt die Pauschalisierung (Alle in der Kirche sind Kinderschander.) der Reduktionsrhetorik (Alle Kinderschander sind in der Kirche.). Auch wenn sich dies aus jenem nach den Regeln der Logik nicht herleiten lasst, entsteht auch hier wieder der (vollig falsche) Eindruck, als handle es sich bei Missbrauch um ein Problem der Kirche. Das Spiel reiht sich also in den medial geschickt gelenkten Diskurs ein, der das Klischee der Einsetzungsgleichheit von Kirche und Missbrauch befordert, soweit eben immer nur – gerade auch in Artefakten der Popularkultur (Filme, Spiele) – von Missbrauch in der Kirche die Rede ist.

Dahinter steht offenbar die Angst, das Thema konne auch fur Menschen au?erhalb der Kirche relevant und damit unbequem werden, fur Automechaniker, die Kinder missbrauchen, fur pensionierte Nachbarn, die wegschauen, fur Parfumeriefachverkauferinnen, die ihre Kinder an Rechtsanwalte vermieten. Daruber spricht man nicht, so lange man uber die Kirche sprechen kann. Tenor: Blo? nicht die gesellschaftliche Dimension des Missbrauchs beleuchten! Nur nicht am modernen Dogma rutteln, Missbrauch sei „irgendwas mit Kirche“! So hat die Gesellschaft ihren Sundenbock und zugleich ihre Ruhe. Das Problem ist: die Tater auch (so sie denn keine Priester sind). Und so konnen weiterhin weltweit taglich zehntausende Kinder missbraucht werden, ohne dass es irgendjemanden interessierte. Oder interessieren musste. Denn ein Videospiel herunterzuladen, das ist heutzutage bereits genug getan – im Kampf gegen Kindesmissbrauch. Oder gegen die Kirche.

Wer den Vertrieb des Videospiels stoppen will, kann bei Haz te oir eine entsprechende Petition unterzeichnen.

 

 

 

 

 




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