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Erzieher Sitzt Im Gefangnis

By Henrik Jacobs
Die Welt
April 18, 2013

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article115384313/Missbrauch-Erzieher-sitzt-im-Gefaengnis.html

Eine Anzeige aus Norderstedt, elf Anzeigen aus Schnelsen und mehrere Verdachtsfalle aus Winsen: In den vergangenen Wochen hauften sich die Vorwurfe gegen den Erzieher Stefan H. beinahe taglich. Jetzt sitzt der 29-Jahrige in Untersuchungshaft. Das bestatigte die Staatsanwaltschaft Hamburg. H. soll mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Am Montag wurde Haftbefehl gegen den 29-Jahrigen beantragt, am Mittwoch folgte der Haftbefehl. "Es besteht Wiederholungsgefahr", begrundete Carsten Rinio, Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, den Haftbefehl.

Stefan H. gilt in vier Fallen als dringend tatverdachtig. Ein Fall soll sich in Norderstedt ereignet haben, drei Falle in Schnelsen. Die Vernehmungen der betroffenen Kinder dauerten bis zur vergangenen Woche an. Dabei hatte sich der Tatverdacht verdichtet. Ob H. moglicherweise noch wegen weiterer Taten angeklagt wird, ist noch unklar. "Die Ermittlungen gehen noch weiter", sagte Rinio. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen federfuhrend auch fur den Fall in Schleswig-Holstein ubernommen.

An der kirchlichen Kita am Kriegerdankweg in Schnelsen herrscht trotz des Haftbefehls gedruckte Stimmung. "Wir sind nach wie vor erschuttert", sagt Propst Thomas Drope vom Kirchenkreis Hamburg-West/Sudholstein. "Wir hatten die Befurchtung, dass er wieder Kontakt zu den Kindern aufnimmt und ihnen weiteren Schaden zufugt", so Drope. Erleichterung sei an der Kita in Schnelsen aber weniger zu spuren. "Der Haftbefehl hat unsere schlimmsten Befurchtungen bestatigt. Unsere Sorge gilt den Kindern und Eltern."

Stefan H. war zwischen 2011 und Anfang 2013 an der Kita in Schnelsen angestellt. Im Februar wechselte der 29-Jahrige auf eigenen Wunsch in die evangelische Kindertagesstatte Glashutte und jobbte nebenbei auch als Babysitter. Dann entdeckte die Mutter eines vier Jahre alten Madchens Anzeichen auf einen Missbrauch bei ihrer Tochter. Sie erstattete Anzeige gegen Stefan H. - nur wenige Stunden spater wurde er fristlos entlassen. Seitdem hielt sich der Mann bei seinen Eltern auf.

Das Kirchenwerk informierte dann die Kita-Eltern in Schnelsen. Die Nachricht aus Norderstedt sorgte fur Entsetzen. Innerhalb weniger Tage gingen bei der Staatsanwaltschaft Hamburg elf Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs ein. Der Kirchenkreis Hamburg-West/Sudholstein veranstaltete drei Elternabende, um Panik zu vermeiden und die Eltern entsprechend zu beraten. Die Verantwortlichen wollen sich jetzt noch intensiver mit dem Thema Pravention von Missbrauch befassen. Der Betrieb in Schnelsen lauft unterdessen weiter. Die Situation sei aber belastend. "Wir mussen jetzt versuchen, wieder einen normalen Betrieb herzustellen", sagt Propst Drope.

Auch am kirchlichen Kindergarten Stove im Landkreis Harburg, an dem Stefan H. bis 2011 vor seiner Anstellung in Schnelsen arbeitete, gab es einen Verdachtsfall und eine Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs. Die Staatsanwaltschaft Luneburg hatte die Ermittlungen aber schnell wieder eingestellt.

An allen Kitas, an denen H. als Erzieher tatig war, galt er als beliebt - sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Er bot mehreren Eltern an, bei ihnen auch privat als Babysitter zu arbeiten. Einige beschaftigten ihn. Und sie vertrauten ihm - niemand schopfte Verdacht. "Er war ein ruhiger Mann mit einer sympathischen Ausstrahlung", sagte Uwe Buth, Geschaftsfuhrer des Kita-Werks Niendorf-Norderstedt. Genau das war offenbar die Strategie des Erziehers. "Viele Tater haben auf den ersten Blick ein gutes Handchen fur Kinder", sagte Christina Okeke vom Verein Zundfunke, der die Eltern in Schnelsen uber den richtigen Umgang in Missbrauchsfallen berat.

Erzieher Stefan H. wird nicht mehr an einer Kita arbeiten. Er sitzt nun hinter Gittern. Bei seiner Verhaftung hat er bereits erste Angaben uber den Tatvorwurf gemacht. Wie hoch die Strafe sein wird, hangt auch von seinen weiteren Aussagen ab. Werden ihm die vorgeworfenen Taten nachgewiesen, droht ihm eine mehrjahrige Haftstrafe.

 

 

 

 

 




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