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Christian Pfeiffer: Mehr Gewalt in Freikirchlichen Familien

Nw-News
April 24, 2013

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Stellte Studie vor

Kriminologe stellt Studie auf Präventionstag in Bielefeld vor

Bielefeld (sim). In freikirchlichen Familien erleiden Kinder nach Untersuchungen des Kriminologen Christian Pfeiffer mehr Gewalt als in anderen Familien. Je stärker christlich-fundamentalistische Eltern im Glauben verankert seien, desto mehr prügelten sie, sagte Pfeiffer beim Deutschen Präventionstag in Bielefeld.

In katholischen und evangelischen Elternhäusern sei es umgekehrt: "Je religiöser sie sind, desto seltener üben sie Gewalt aus." Grundlage der Befunde sind Befragungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in den Jahren 2008 bis 2011 unter 23.500 deutschen Jugendlichen aus Familien, die einer christlichen Gemeinde angehören. Pfeiffer war Schlussredner des Präventionstags der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe.

26 Prozent der Kinder – also gut ein Viertel – aus sehr religiös geprägten evangelisch-freikirchlichen Familien berichteten laut Pfeiffer von massiven Gewalterfahrungen, weitere 53 Prozent von zumindest leichter Gewalt. Umgekehrt schlagen laut Studie nur 12 Prozent der sehr religiösen katholischen Eltern ihre Kinder. Nach unterschiedlichen Typen freikirchlicher Gemeinden differenziert die Studie nicht, dafür seien die Fallzahlen zu gering gewesen.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Wustermark widersprach den Aussagen Pfeiffers. Gewaltfreie Erziehung sei Konsens in den Mitgliedskirchen. Präsident Ansgar Hörsting sagte, gewaltsame Erziehung sei "uns zutiefst fremd".

Für die Gesamtgesellschaft referierte Pfeiffer in Bielefeld erfreuliche Befunde. "Mehr Liebe, weniger Hiebe", fasste er die Entwicklung in deutschen Familien zusammen. Der Anteil von Menschen, die gewaltfrei aufgewachsen seien, habe sich in den vergangenen 19 Jahren von 26 Prozent auf 52 Prozent verdoppelt. Und weil gewaltfrei erzogene Menschen selbst weniger zu Gewalt neigen, zeige sich auch ein deutlicher Rückgang von Jugendgewalt.

In der "Bielefelder Erklärung", die die 3.000 Teilnehmer des Präventionstags zum Abschluss verabschiedeten, wird noch einmal die These betont, die sich durch die gesamte Expertentagung gezogen hat: "Kriminalprävention im Sinne einer Verhütung von Straftaten ist der beste Opferschutz." Die Forderungen zielen vor allem darauf, mehr Wissen über Verbrechensopfer zu sammeln. Kriminalstatistiken müssten erweitert, systematische Opferbefragungen in die Wege geleitet werden. Zudem wird kritisiert, dass in den vergangenen Jahren zwar zahlreiche Gesetze zum besseren Opferschutz erlassen wurden, ihre Wirkung und Umsetzung aber nie überprüft worden sei.

In zwei Bereichen fordert der Präventionstag eine stärkere Hinwendung zu Menschen, die unter Straftaten zu leiden haben: Zu wenig beachtet würden Opfer, denen keine körperliche Gewalt angetan worden sei, die beispielsweise "nur" unter den Folgen von Wohnungseinbrüchen zu leiden hätten. Zu wenig Aufmerksamkeit bekämen auch männliche Jugendliche und Heranwachsende als Opfer von Gewalt. Sie würden meist nur als Täter wahrgenommen, obwohl sie besonders Opfer seien.




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