BishopAccountability.org
 
 

Gelobt Und Gescholten: Die Klasnic-kommission

der Standard
June 12, 2013

http://derstandard.at/1369363547168/Gelobt-und-gescholten-Die-Klasnic-Kommission

Kirche hat bisher freiwillig 12, 2 Millionen Euro an Missbrauchsopfer ausbezahlt, mehrere Prozesse laufen

Graz/Wien – Um Misshandlungs- und sexuelle Missbrauchsfalle innerhalb der katholischen Kirche aufzuarbeiten, wurde vor drei Jahren die Unabhangige Opferschutzkommission (UOK) gegrundet. Als deren Leiterin hat Kardinal Christoph Schonborn die fruhere Landeshauptfrau der Steiermark, Waltraud Klasnic (OVP), eingesetzt. 1422 Personen haben sich gemeldet, 1289 davon erhielten Entschadigungen von 5000 Euro bis 25.000 pro Einzelfall.

MEHR ZUM THEMA

EURO:mPAY24 - Die Online-Zahlungslosung

Werbung

Bisher hat die Kommission 12,2 Millionen Euro an finanziellen und 34.000 Stunden an therapeutischen Hilfestellungen zuerkannt. In zwanzig Fallen wurden Schadenersatz und Wiedergutmachung abgelehnt. In 75 Fallen kam die Kommission zur Erkenntnis, dass die Kirche in die behaupteten Verbrechen nicht involviert sei.

Einige Opfer haben in der Zwischenzeit auch Gerichtsprozesse angestrengt. Ein ehemaliger Zogling beispielsweise hat das Stift Admont und zwei Patres zivilrechtlich auf Schadensersatz geklagt. Auch gegen das Stift Kremsmunster und gegen das Bregenzer Kloster Mehrerau laufen einige Klagen, in Balde muss sich ein 79-jahriger, mittlerweile ausgetretener Pater strafrechtlich verantworten.

Von Anfang an hatte es Kritik daran gegeben, dass sich die sogenannte Klasnic-Kommission als unabhangig bezeichnet. Der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Renzl hat deswegen sogar eine Klage eingebracht. Er verlangt von Waltraud Klasnic und deren Sprecher Herwig Hosele, die Verwendung des Namens zu unterlassen. Renzl ist der Auffassung, dass die Kommission eben nicht unabhangig sei, weil sie von der Kirche eingesetzt worden sei. Au?erdem trete die Kommission wie eine Behorde auf, was erst recht untragbar sei.

Die UOK wiederum forderte zuletzt die Regierung dazu auf, eine "Praventionsplattform zum Schutz vor korperlicher, seelischer und sexueller Gewalt" einrichten. Bei einem Symposion in Wien hat Klasnic darauf hingewiesen, dass die ehrenamtlichen Mitglieder der Kommission "an die Grenzen ihrer Moglichkeiten gegangen" seien.

Aus Parlament verbannt

Das Symposion im vergangenen Februar hatte ursprunglich im Parlament stattfinden sollen, was dann aber kurzfristig an Nationalratsprasidentin Barbara Prammer (SPO) scheiterte. Zuvor hatte es massive Proteste der "Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt" sowie der "Initiative Religion ist Privatsache" gegeben, weil die umstrittene Klasnic-Kommission selbst Veranstalterin des Symposions war. Prammer teilte schlie?lich mit, dass das fur eine Veranstaltung im Hohen Haus notige "Klima des Vertrauens" noch nicht gegeben sei und sagte ab. Die Veranstaltung fand im Haus der Industrie statt.

Vergangene Woche wurde Waltraud Klasnic gemeinsam mit der fruheren Zweiten Prasidentin des Nationalrates, Marga Hubinek, von Vizekanzler Michael Spindel­egger (VP) der Gro?e Leopold Kunschak Preis verliehen – unter anderem wegen ihrer Verdiente bei der Opferschutzkommission. In ihrer Rede schlug sie einen Praventionsbeirat vor, "der auch die Vorbereitung von Gesetzen begleitet, um alles Mogliche zur Verhinderung von Missbrauch zu tun". Vorschlage dazu lagen bereits in den Schreibtischen. (simo/DER STANDARD, 13.6.2013)

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.