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Ermittler Finden Hinweise Auf Mogliche Prugel-zimmer

Augsburger Allgemeine
September 6, 2013

http://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Ermittler-finden-Hinweise-auf-moegliche-Pruegel-Zimmer-id26885471.html

Bei den Durchsuchungen bei den Zwolf Stammen wurden nicht nur Ruten und Stocke gefunden. Ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft berichtet von speziellen Raumen. Von Ina Kresse und Anika Taiber

Gro?einsatz der Polizei bei der Glaubengemeinschaft "Zwolf Stamme" in Klosterzimmern (Kreis Donau-Ries) am 5. September 2013: Die Beamten nahmen alle Kinder der Gruppe mit.

Die Kinder der Glaubensgemeinschaft Zwolf Stamme sollen von Erwachsenen immer wieder mit Stocken und Ruten gezuchtigt, Babys streng gewickelt worden sein. In einem gro?angelegten Einsatz am fruhen Donnerstagmorgen haben Polizisten 28 Kinder im Alter zwischen sieben Monaten und 17 Jahren aus dem Schlaf geholt und von ihren Familien weggebracht.

Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt

Wie die Staatsanwaltschaft Augsburg gegenuber unserer Zeitung sagt, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Wir ermitteln wegen Misshandlung Schutzbefohlener und gefahrlicher Korperverletzung", sagt Christian Engelsberger, stellvertretender Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Verfahren richte sich derzeit gegen Unbekannt. Man musse ersteinmal herausfinden, wer die Beschuldigten seien. "Wir konnen nicht alle Mitglieder unter Generalverdacht stellen."

Raume gefunden, in denen wohl Kinder misshandelt wurden

Nun folgten Zeugenvernehmungen und die Auswertungen der Beweise, die bei gestrigen Durchsuchungen gefunden wurden. "Es wurden Stocke und Ruten gesichert, au?erdem wurden Raume gefunden, bei denen der Verdacht besteht, dass dort Misshandlungen stattgefunden haben", berichtet der stellvertretende Staatsanwaltschafts-Sprecher. Anhand der Ausstattung der Raume und der dort gefundenen Beweismittel liege dieser Schluss nahe.

Polizeiaktion bei Zwolf Stammen uberrascht Jugendamt

"Die alteren Kinder im Alter von 16 und 17 Jahren sind in offentlichen Pflegeheimen untergebracht. Die Jungeren in Pflegefamilien", sagt am Tag danach Gabriele Hoidn, Pressesprecherin des Landratsamtes Donau-Ries. Wie sie erzahlt, sei die Polizeiaktion fur das Jugendamt Donauworth selbst sehr uberraschend gekommen. Die 28 Kinder der Zwolf Stamme seien auf Pflegefamilien und offentliche Einrichtungen in den Landkreisen Donau-Ries, Augsburg, Gunzburg und Neu-Ulm verteilt worden.

Dabei habe man darauf geachtet, dass Geschwister nicht auseinandergerissen wurden. "Ich habe bislang noch keine Ruckmeldung, ob das geklappt hat. Es ging gestern drunter und druber", so die Pressesprecherin. Aber es konne durchaus noch nachgebessert werden.

Auf die Erfahrung der Pflegefamilien geachtet

Wie so schnell Pflegefamilien gefunden werden? Da gebe es eine entsprechende Liste, die dem Jugendamt vorliege, sagt Gabriele Hoidn. "Beim Verteilen wurde darauf geachtet, dass es sich um erfahrene Pflegefamilien handelt, die bereits Kinder hatten." Psychologisch betreut wurden die Kinder, die aus ihren Familien gerissen wurden, derzeit aber nicht. "Das ist jetzt die Aufgabe der Pflegefamilien. Die wissen schon, wie sie damit umzugehen haben."

Anfang nachster Woche werden vier Vormunde des Jugendamtes Donauworth, die Eltern und auch die Kinder der "urchristlichen Glaubensgemeinschaft" aufsuchen, sagt Gabriele Hoidn. Einiges musse da noch abgeklart werden. "Die Kinder haben ja nicht mal eine Krankenversicherung."

Dauer des Sorgerechtsentzugs nicht absehbar

Wie die Pressesprecherin berichtet, bleiben die Kinder und Jugendlichen der Zwolf Stamme erst einmal auf ungewisse Zeit bei ihren Pflegefamilien beziehungsweise in den Jugendeinrichtungen. Noch wei? niemand, wie lange der vorubergehende Entzug des Sorgerechts andauert. Das hange laut Gabriele Hoidn von den Anhorungsverfahren ab, die jetzt anlaufen.

Bei der Polizeiaktion gegen die Zwolf Stamme hatten sich die Eltern vollig schockiert gezeigt: "Wir haben unsere Kinder verloren und wissen nicht, wo sie sind", klagte etwa ein Vater. Der Leiter des Jugendamtes, Alfred Kanth, wunderte sich hingegen, wie gelassen die Kinder den Abschied von den Eltern hinnahmen: „Das habe ich in 40 Berufsjahren noch nicht erlebt.“

Der bayerische Kinderschutzbund hat derweil die Arbeit der Behorden im Falle der umstrittenen Glaubensgemeinschaft Zwolf Stamme gelobt. Gegenuber des Evangelischen Pressedienstes sagte Ekkehard Mutschler, Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes: "Wenn das Kindeswohl tatsachlich gefahrdet war, dann hat das Jugendamt da einen richtig guten Job gemacht."

Grundsatzlich gebe es kein Geheimrezept dafur, wann Kinder aus einer Familie genommen werden mussten. "Da gibt es keinen Katalog, den man abarbeiten kann", stellte Mutschler klar. Die zustandigen Behorden mussten daher sehr vorsichtig und sensibel vorgehen.

 

 

 

 

 




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