BishopAccountability.org
 
 

Zwischen Gott Und Mammon

Frankfurter Rundschau
September 9, 2013

http://www.fr-online.de/meinung/limburg-bischof-tebartz-van-elst-zwischen-gott-und-mammon,1472854,24251224.html

Limburgs Bischof, Franz-Peter Tebartz-van Elst, verliert den papstlichen Ruckhalt fur sein Leben im Pomp. Foto: dpa

Niemand kann zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon. Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat diesen Spagat dennoch probiert – und zerbricht gerade daran. An der harschen Reichtumskritik, die Jesus in der Bergpredigt formuliert, kommt kein Christ vorbei. Jeder muss sich seinen Reim darauf machen. Die bequemste, zugleich dummste Formel: Reich sind immer nur die, die mehr haben als ich.

Bischof Tebartz hat bislang einen anderen Weg eingeschlagen. „Zur gro?eren Ehre Gottes“ darf die Kirche es an nichts fehlen lassen. Was dabei an Extravaganzen fur einen bischoflichen Diener Gottes abfallt, ist Ausdruck fur die Wurde seines Amtes. Es ist kein Zufall, dass Tebartz mit dieser spirituellen Uberhohung des materiellen Luxus gerade jetzt aus der Bahn fliegt. Bis vor einem halben Jahr konnte er sich gegen die Kritik an liturgischem Geprange und prunkvoller Attitude auf den „Diener der Diener Christi“ berufen, wie einer der papstlichen Ehrentitel lautet. In Rom exerzierte Benedikt XVI. vor, was Tebartz in Limburg nachahmte.

Schluss mit papstlichem Pomp

Nun aber sitzt ein Mann auf dem Stuhl Petri, dem es schon weh tut, wenn er einen Priester mit einem neuen Auto herumfahren sieht. So steht Tebartz-van Elst unter besonderem Druck. In seiner Amtsfuhrung hat er sich namlich stets – so ergeben wie sonst nur noch Kolns Kardinal Meisner – auf den Papst berufen. Vom Heiligen Vater her bezog Tebartz jene Vorstellung von Autoritat, mit der er glaubt, sowohl seine personliche Lebensfuhrung als auch seinen selbstherrlichen Leitungsstil legitimieren zu konnen.

Dafur gibt es aber neuerdings in Rom keinen Ruckhalt mehr. Tebartz kommen die Korsettstangen abhanden, die ihm bislang Haltung gaben. Gut moglich, dass seine Kritiker diese Veranderung gespurt haben und darum mit ihrem „Frankfurter Appell“ fur mehr Offenheit und neues Vertrauen, unterschrieben von mehreren Tausend Glaubigen, genau jetzt an die Offentlichkeit gegangen sind.

Nun reist aus dem Vatikan eigens ein Gesandter nach Limburg. Fur den Bischof ist das – entgegen der von ihm bekundeten Freude uber den „bruderlichen Besuch“ – eine ausgesprochen prekare Visite. Nach allem, was Papst Franziskus an Idealbildern fur kirchliche Leitungsamter zeichnet, kann die Kritik an Tebartz‘ Gebaren den papstlichen Emissar kaum unbeeindruckt lassen.

Viele Bischofe sind besorgt bis zornig

Es gibt in der ganzen Affare aber noch eine zweite kirchenpolitische Ebene. Die Verdichtung der Vorwurfe gegen Tebartz fallt in die Endphase der Ara Meisner. Kein Zufall: Seit langem gilt Tebartz als Aspirant, ja als Wunschkandidat des Kolner Erzbischofs fur dessen Nachfolge. Eine intensive offentliche und kircheninterne Diskussion uber Qualitaten und Probleme in der Fuhrung des Bistums Limburg ist geeignet, diese Ambitionen zu durchkreuzen. Viele Bischofe sehen die Amtsfuhrung ihres Mitbruders besorgt bis zornig, haben aber keine direkte Einflussmoglichkeit. Weder Bischofskonferenz noch Laiengremien konnen einen Bischof stoppen, der aus dem Ruder lauft.

Weil der Institution das Korrektiv abgeht und weil es mit dem geordneten Konfliktmanagement in der Kirche hapert, kommt es fast zwangslaufig zu informellen Mechanismen der Krisenbewaltigung: von „offenen Briefen“ und Protestschreiben bis zu kolportierten Skandalmeldungen und Geruchten. Man mag das als Intrigantentum abtun und uber die „bosen Medien“ giften. Tatsachlich aber liegen Schuld und Versagen bei Kirchenfuhrern, die sich strukturierter Kritik ebenso entziehen wie der Delegation von Macht und Kompetenz. Insofern gilt fur die katholische Kirche: Limburg ist uberall.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.