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Jesus Platschert Nicht in Der Designerwanne

By Gernot Kramper
The Stern
October 13, 2013

http://www.stern.de/panorama/skandalbischof-franz-peter-tebartz-van-elst-jesus-plaetschert-nicht-in-der-designerwanne-2064268.html

Der Bischof von Limburg hat Geschmack - und den lasst sich er sich auch etwas kosten

Die Kirche bin ich - das selbstbewusste Motto Ludwig XIV. scheint abgewandelt auch fur den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu gelten: Kaum sass er in seiner Diozese sicher im Sattel, hat er gehandelt, wie es im behagte, und steht jetzt vor den Trummern seines Tuns. Ob hier alte Rechnungen beglichen wurden, ob gezielte Indiskretionen aus dem engsten Kreis dem Bischof schaden sollten, ist kirchenintern spannend. Fur Kritiker und Glaubige ist das ohne Belang, das Handeln des Bischofs ist nicht zu vermitteln.

Gebaude von Rang

Auch die Frage, ob hier sinnlos geprotzt oder aber ein architektonisches Kleinod geschaffen wurde, lost nicht die Frage der Akzeptanz. Fur den Kunstverstand des Bischofs spricht, dass sein Bau Qualitat hat, nur rettet guter Geschmack nicht die falschen Entscheidungen. Ob Beratungsgremien getauscht oder doch einbezogen wurden, ist juristisch bedeutsam. Sollte das der Fall sein, hat der Bischof nicht nur gefehlt, dann hat er sich sogar strafbar gemacht. Ist dies nicht der Fall, kann es den Bischof umgekehrt aber auch nicht retten.

Schluss mit der Protzkirche

Das Problem des Franz-Peter Tebartz-van Elst ist, dass er die Zeichen seiner Zeit nicht erkannt hat. Die Zeit einer triumphierenden Kirche, die obszone Goldschatze und Prachtbauten anhauft, ist Gott-sei-Dank abgelaufen. Dem Prassen der Jahrhunderte verdanken wir heute Kunstsammlungen und Baudenkmaler. Aber niemand sollte glauben, diese Bauten seien Zeugnisse der Opferbereitschaft des frommen Volkes. Der Prunk der Kirche ist immer aus dem unheiligen Bundnis des Glaubens mit den jeweils Machtigen entstanden. Den Armen wurde das Ihre mit Gewalt und der Androhung von Hollentrafen abgepresst - zur Not auch nur, um die Matressen der Kirchenfursten prunkvoll unterzubringen. Kunstgeschichtler mogen es bedauern, aber eine Kirche des Volkes ware ohne Petersdom und Sixtinische Kapelle ausgekommen.

Kirchensteuer verdirbt die Sitten

In anderen Landern hat man das langst schmerzlich begriffen, dort ist die Kirche auf die Spenden der Glaubigen angewiesen. In Deutschland leben die mittelalterlichen Verhaltnisse durch die Kirchensteuer in moderner Gestalt fort. Der Staat zieht den Kirchen-Zehnten einfach mit der Steuer ein. Darum sind die Kirchen in Deutschland immer noch die reichsten der Welt und nur darum kann ein kleines Bistum uberhaupt in die Versuchung kommen, Summen von 30 Millionen und mehr in ein reprasentatives Gebaude zu stecken.

Unkluges Vorgehen

Ein etwas sensiblerer oder auch nur gewitzterer Kirchenfurst als Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte vielleicht einen prachtigen Bischofssitz errichtet, den Ausbau der Privatraume aber bewusst karg ausfallen lassen. Hatte der Bischof, wie viele seiner Priester, privat mit altem Mobiliar, einer schlichten Bettstatt und einer einfachen Gebetsecke vorliebgenommen, ware ihm viel erspart geblieben. Die Trennung zwischen den Erfordernissen des Amtes und der eigenen Lebensfuhrung ware offenkundig gewesen, so aber vermischt sich beides auf das Unangenehmste.

Die heutige Kirche halt den Machtigen der Welt gerne die christliche Botschaft entgegen. Plakative Zuspitzungen sind dabei durchaus ublich. Jesus wurde die Migranten aus Afrika nicht im Mittelmeer ertrinken lassen, muss sich etwa die EU sagen lassen. Aber Jesus wurde sich wohl kaum kitschig-goldige Turdrucker anfertigen lassen und wurde auch nicht abends in einer edlen Designerwanne vor sich hin planschen.

Einkehr und Bescheidenheit

Anders als Sonnenkonig Ludwig IVX. hat ein Bischof zum Gluck zwei Instanzen uber sich: Gott und den Papst. Wenn Gott schweigt, kann der Papst reden. Um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden, wird es Zeit, dass der Stellvertreter seinem Bischof den Weg weist. Auch fur das Seelenheil des Franz-Peter Tebartz-van Elst ware es sicher richtig, das Amt zu verlassen, um in Abgeschiedenheit und deutlich bescheideneren Verhaltnissen Jesus' Weg wiederzufinden.




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