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Limburger Bischof Zu Gesprachen in Rom

The Zeit
October 13, 2013

http://www.zeit.de/gesellschaft/2013-10/limburg-bischof-baukosten

Zwei Schweizer Gardisten auf dem Petersplatz in Rom

Anders als angekundigt ist der umstrittene Bischof Tebartz-van Elst doch schon heute in den Vatikan gereist. Zuletzt hiess es, er hatte selbst den Kirchenstaat getauscht.

Der wegen seiner Amtsfuhrung seit Monaten umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nach Rom gereist. Nach Angaben von Bistumssprecher Martin Wind halt sich der Geistliche zu Gesprachen im Vatikan auf. Der genaue Zeitplan, so der Sprecher, sei ihm nicht bekannt. Auch wann der Bischof nach Limburg zuruckkehrt, konnte er nicht sagen. Tebartz-van Elst hatte angekundigt, er werde die Entscheidung uber sein Amt in die Hande von Papst Franziskus legen. In der katholischen Kirche mehren sich die Rucktrittsforderungen.

Der Bischof steht wegen des teuren Neubaus seiner Residenz in der Kritik. Die Kosten dafur sollen inzwischen auf mindestens 31 Millionen Euro angestiegen sein. Neuesten Presseberichten zufolge wird die Kirchenkasse sogar mit einer Summe von bis zu 40 Millionen Euro belastet. Ursprunglich waren 5,5 Millionen Euro fur den Bau veranschlagt.

Zuletzt hiess es, dass Tebartz-van Elst auch etwaige Prufungen durch den Vatikan bewusst umgangen und die wahren Baukosten uber Jahre hinweg gezielt verschleiert habe. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dass das Bistum Kosten in Hohe von 17 Millionen Euro in einer Vorlage fur den Vermogensverwaltungsrat in zehn Einzelprojekte gestuckelt haben soll. Damit fielen die einzelnen Posten unter die Grenze von funf Millionen Euro – und mussten so den Kontrollstellen des Kirchenstaats nicht angezeigt werden.

Ein Jahr spater soll der Vermogensverwaltungsrat dann eine Zwischenfinanzierung in Hohe von 15,7 Millionen Euro genehmigt haben. Der Kredit sei bei der Deutschen Bank aufgenommen worden und habe erstmals zu einem Konflikt zwischen dem Bischof und dem Rat gefuhrt, heisst es in dem Zeitungsbericht weiter. Tebartz-van Elst habe gegen den Rat des Gremiums verlangt, dass die Kosten niemals offentlich werden durften. Da die Buchfuhrung an die Wirtschaftsprufungsgesellschaft KPMG ausgelagert worden sei, hatten nur der Dombaumeister und der Architekt Rechnungen und Belege zu sehen bekommen. Die Zeitung bezieht sich auf interne Dokumente, die ihr vorliegen.

KPMG schickte nach Informationen des Spiegels jedes Jahr eine Kostenaufstellung an die Vertreter des Bischoflichen Stuhls. Die Wirtschaftsprufer sollten auch dafur sorgen, dass Handwerkerrechnungen bezahlt wurden.

Kostensteigerung war dem Bischof bekannt

Aus anderen internen Dokumenten geht laut dem Magazin hervor, dass es bereits 2009, also noch vor Baubeginn, eine grobe Kostenschatzung in Hohe von 17 Millionen Euro gab. 2011 war der Bischof den Unterlagen zufolge uber eine genauere Kalkulation in Hohe von 27 Millionen Euro informiert. Dennoch liess Tebartz-van Elst noch im Juni dieses Jahres auf einer Pressekonferenz ausrichten, die Kosten beliefen sich auf "nur 9,85 Millionen".

Erst Anfang Oktober dieses Jahres erhielt der Vermogensverwaltungsrat Einblick in die tatsachlichen Kosten, nachdem der Bischof auf Druck des Vatikans Mitte September einer Offenlegung der Baukosten zugestimmt hatte. Mit inzwischen 31,4 Millionen Euro beliefen sich die Ausgaben zu diesem Zeitpunkt laut FAS schon auf etwa ein Drittel des Vermogens des Bischoflichen Stuhls. Die drei Mitglieder des Rats hatten den Bischof sodann in einer Sitzung am 7. Oktober mit den Kosten konfrontiert.

Standige Umplanungen machten den Bau teuer

Unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen schreibt die Zeitung, dass ein Teil der Mehrkosten auf standige Umplanungen und anderungen wahrend der Bauphase zuruckzufuhren sei. Seit 2011 seien zum Beispiel mehrfach Raumplane und Bodenbelage umgeplant sowie Beleuchtungen, Elektroanschlusse und die Entwasserungsanlage vereandert worden.

Inzwischen liegen die Kosten des Baus wohl bei etwa 40 Millionen Euro, schreibt die Welt am Sonntag. Grund dafur sind Schaden in der unmittelbaren Umgebung der Residenz, die durch die Baumassnahmen entstanden sind.

Die Staatsanwaltschaft Limburg pruft inzwischen Vorwurfe der Untreue. Am Donnerstag beantragte zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen eidesstattlicher Falschaussage. Dabei geht es um Angaben des Bischofs im September 2012 zu einem Flug nach Indien.




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