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Der Papst Gewinnt Zeit Im " Fall Limburg"

RP
October 23, 2013

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/der-papst-gewinnt-zeit-im-fall-limburg-1.3766472


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Limburg/Rom (RPO). Aufgeschoben, nicht aufgehoben: Der Papst hat Bischof Tebartz-van Elst beurlaubt. Vor einem endgultigen Urteil will er Fakten auf dem Tisch haben. Damit gewinnt Franziskus zwar Zeit. Aber Frieden im Bistum herrscht deshalb noch lange nicht.

Der Papst setzt auf Zeit. Und er setzt auf die Kassenprufer, wenn es darum geht, im krisengeschuttelten Limburger Bistum fur Ruhe zu sorgen. Den seit Wochen schwer angeschlagenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schickt Franziskus in den unfreiwilligen Urlaub, er entzieht ihm angesichts der Vorwurfe um Verschwendung und Verschleierung die Fuhrung der Amtsgeschafte - und wartet ab.

Zunachst will Papst Franziskus schwarz auf weiss sehen, ob das, was den Bischof ins Wanken bringt und die deutsche Kirche in eine Krise um Transparenz und Anspruchsdenken sturzt, der Wahrheit entspricht.


Die Kassenprufer sollen es richten: Solange deren Bericht uber das Finanzgebaren des Bischofs und die Grunde fur die Kostenexplosion am Bau der Limburger Residenz nicht auf dem Tisch liegt, soll auch uber Tebartz-van Elst als Bischof nicht gerichtet werden.

Nun hangt Tebartz-van Elst in der Warteschleife: Nach der wochenlangen Schelte, den Vorwurfen sogar aus eigenen Reihen hatte er sich eigentlich Ruckendeckung aus dem Vatikan erhofft. Der Limburger Bischof ist jetzt abhangig. Vom Papst sowieso, von der Justiz auch, vor allem aber von den Kassenprufern, die die Bilanzen und Rechnungen, Beschlusse und Absprachen im Limburger Domkapitel kritisch unter die Lupe nehmen.

Der Papst wahlt einen eleganten Weg, um die hoch schlagenden Wellen im Bistum zu glatten und zu verhindern, dass sich die Glaubwurdigkeitskrise der Kirche weiter verscharft. Seine Entscheidung ist deshalb kein Rauswurf, wie er so oft gefordert wurde, und auch keine Versetzung, sondern nur ein Zwischenbescheid.


"Zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert", hat der Heilige Vater dem Limburger Oberhirten eine Auszeit verordnet. Das Oberhaupt der katholischen Weltkirche zieht mit seiner papstlichen Order vor allem Tebartz-van Elst aus der Schusslinie.

apst behalt das Heft in der Hand

Denn sie zeigt die Fursorge fur den Bischof, der ins Kreuzfeuer der Medien und der Glaubigen in seiner Diozese geraten ist. Franziskus demonstriert aber auch seine Fahigkeit zur schnellen Weichenstellung - auch wenn die Frage offen bleibt, wie lange diese Auszeit des Bischofs dauern soll und ob er seinen Sitz auf dem Limburger Domberg uberhaupt wieder einnehmen kann. Denn uber eine Ruckkehr des Bischofs schweigt sich der Vatikan aus, in seinem Bistum halt man sie fur ausgeschlossen.

Franziskus beweist zudem: Auch dieser Papst lasst sich, so wie sein Vorganger Benedikt, nicht so leicht zu raschen Kahlschlagen drangen. Er behalt das Heft von Rom aus in der Hand.

Der Heilige Stuhl durfte indes nicht nur gespannt warten auf das, was die Prufungskommission zu den Limburger Finanzen so alles herausfindet. Auch die deutsche Justiz durfte ein Wort mitzureden haben, wenn es um die Zukunft von Tebartz-van Elst geht: Sollte sich die juristische Schlinge enger um den Hals des 53-Jahrigen ziehen, durfte das in Rom bei der Beurteilung der Affare eine Rolle spielen.


Dem Bischof droht ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklarung, zudem konnte wegen Untreue gegen ihn ermittelt werden. Franziskus hat mit seinem Schritt Zeit gewonnen und der Kirche ein wenig Luft verschafft.

Das sehen die deutschen Bischofe ahnlich: Es werde nun "ein Raum eroffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zuruckzufinden und eine neue Gesprachsbasis zu schaffen", liess die Deutsche Bischofskonferenz uber ihren Vorsitzenden, Erzbischof Robert Zolitsch, mitteilen.

Der Fall Limburg ist damit, aus romischer Sicht, zunachst beigelegt. Im Bistum wird das nicht geteilt: "Belobigung und Unterstutzung sieht anders aus", heisst es im Domkapitel uber den Wortlaut des Bulletins aus dem Vatikan. Dennoch bleibe das Bistum durch die papstliche Entscheidung handlungsfahig, das sei ein Vorteil. Die Diozesanversammlung, immerhin Sprachrohr fur die rund 650.000 Katholiken im Bistum, ist alles andere als begeistert. "Das ist eine Entscheidung, mit der man erstmal leben kann. Oder zumindest kann man versuchen, erstmal damit zu leben", sagte die Prasidentin der Versammlung, Ingeborg Schillai. Ob der Bischof zuruckkehren konne? "Nein, das Vertrauen ist zerstort, komplett."




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