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DAS Katholische Weltbild

By Rainer Hank Und Georg Meck
Frankfurter Allgemeine
November 18, 2013

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/verlagsgruppe-in-der-krise-das-katholische-weltbild-12584257.html

Reinhard Kardinal Marx

Wie stets im Herbst kommen die katholischen Bischofe Deutschlands (und der Apostolische Exarch der Ukrainer) von Montag an in Fulda am Grab des heiligen Bonifatius zu ihrer viertagigen Vollversammlung zusammen. Besonders erbaulich sind die Themen nicht, die dieses Mal auf der Tagesordnung der nicht offentlichen Beratungen stehen. Da ist die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Dann gibt es mit dem Limburger Mitbruder Franz-Peter Tebartz-van Elst das ein oder andere ernste Wort zu wechseln wegen seiner Liebe zu gro?zugigen Bauvorhaben (und einigen anderen Dingen). Und dann sind die Bischofe auch noch in ihrer Eigenschaft als kapitalistische Unternehmer gefordert.

Denn die Verlagsgruppe „Weltbild“ (Umsatz 1,59 Milliarden Euro, 6800 Mitarbeiter), die den Bischofen gehort, will nicht zur Ruhe kommen und wird von ihren Eigentumern nur noch wenig geliebt. Das Unternehmen, das Filiale um Filiale eroffnet hat, steckt tief in der Suche nach einem Sinn im stationaren Buchhandel – die Online-Kaufhauser sind starker. Zuletzt musste „Weltbild“ einraumen, im vergangenen Geschaftsjahr Verluste gemacht zu haben (einen Abschluss gibt es nicht); auch fur das kommende Jahr sind die Aussichten nicht gut, „dauerhaft positive Ergebnisse“ werden fruhestens vom ubernachsten Jahr an erwartet, teilte die Geschaftsfuhrung mit.

Anfang September verlautete aus dem Verlag, man ringe um weiteres Eigenkapital von den Bischofen und Fremdkapital von den Banken (F.A.Z. vom 10. September). Dass die Banken zogerlich sind, ist kein Wunder. Denn die Eigentumerstruktur des Verlags ist kompliziert, und die Interessen sind verworren: Gesellschafter sind zwolf deutsche Diozesen, der Verband der Diozesen und die Soldatenseelsorge in Berlin. Mit 13,2 Prozent ist das von Reinhard Kardinal Marx gefuhrte Bistum Munchen und Freising gro?ter Einzelaktionar; dessen Generalvikar Peter Beer stellt den Aufsichtsratschef.

Diffuse, verfahrene Situation

Nachdem im Sommer 2012 nach langem Hin und Her (und der ewig debattierten Frage, ob erotische Literatur in das Sortiment eines religiosen Verlages gehore) beschlossen wurde, sich vom Unternehmen zu distanzieren und es in eine Stiftung umzuwandeln (eine Losung, die vor allem der Munchner Kardinal will), ist jetzt zu horen, einige Bischofe hatten die Lust verloren und favorisierten den kompletten Verkauf. Als Antipode von Marx gilt wieder einmal der Kolner Kardinal Joachim Meisner. Dass als Kaufer fur den Verlag, wenn uberhaupt, am ehesten ein Finanzinvestor (eine „Heuschrecke“) in Frage kommen durfte, schreckt Meisner offenbar nicht, falls er sich uberhaupt uber die Bietersituation Gedanken gemacht haben sollte.

Nicht nur die Banken, auch Verlagsleitung und Mitarbeiter sind beunruhigt von der diffusen und verfahrenen Situation, die Kardinal Marx feinsinnig als „organisierte Unverantwortlichkeit“ beschreibt. „Aus Sicht der Geschaftsfuhrung ist der Fortbestand von Weltbild sicher“, lie? das Unternehmen am vergangenen Donnerstag verlauten, verschwieg aber nicht, dass die Verhandlungen zur Refinanzierung noch lange nicht abgeschlossen sind. Als Zukunftsstrategie verkauft man den Umbau von Weltbild „zu einem Online- und Digitalgeschaft“.

Was das hei?t, ist uber Allgemeinplatze hinaus („Standpunkt, Inszenierung, Aktualitat und Auswahl“) nicht zu erkennen. Ebenfalls unklar ist, ob die ohnehin verschnupften Kirchensteuerzahler willens sind, ungefragt sich an der Finanzierung solcher Experimente zu beteiligen. Die Gewerkschaft Verdi jedenfalls beklagt die „nebulosen“ Au?erungen der Weltbild-Manager und sucht nun Trost bei den kirchlichen Eigentumern: „Wir erwarten den klaren Auftrag der Bischofe, den Umbau ohne Personalopfer zu bewerkstelligen.“

 

 

 

 

 




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