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Koblenz/trier: Missbrauch in Der Kirche? Pfarrer Ist Weiter Im Einsatz

By Hans Kung
The Der Standard
December 1, 2013

http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/koblenz_artikel,-KoblenzTrier-Missbrauch-in-der-Kirche-Pfarrer-ist-weiter-im-Einsatz-_arid,1074122.html

Kovac/Fotolia

Koblenz/Trier - Die Ubergriffe sollen fast 30 Jahre zuruckliegen - und eine strafrechtliche Klarung wird es nicht mehr geben. Aber fur die mutmasslichen Opfer des katholischen Priesters, der nach wie vor in Koblenz und im Kreis Altenkirchen tatig ist, ist der Fall keineswegs abgeschlossen.

Im Juli 2012 hatte sich ein heute 44-Jahriger Saarlander beim Bistum Trier gemeldet. Er sei im Jahr 1985 vom Pfarrer einer Gemeinde im Saarland sexuell missbraucht worden. Seitdem lauft das interne Verfahren der Kirche. Und seitdem lauft auch sein Antrag auf Entschadigung durch die Kirche. Wie die Sache ausgeht, ist offen. Klar ist nur: Der beschuldigte Pfarrer ist weiter im Amt, halt weiter Messen, nach Informationen unserer Zeitung auch regelmassig in Koblenz.

"Der Pfarrer ist zur Aushilfe tatig", bestatigt Andre Uzulis, Direktor fur Kommunikation und Medien im Bistum Trier, auf Nachfrage der RZ. "Der gegenwartige Erkenntnisstand rechtfertigt nicht ein offentliches Zelebrationsverbot." In welchem Umfang der Pfarrer eingesetzt ist, was genau seine Aufgaben sind: Nur zwei der Fragen, die Uzulis fur das Bistum pauschal wie folgt beantwortet: "Bitte haben Sie Verstandnis, dass ich weitergehende Auskunfte mit Rucksicht auf das laufende Verfahren nicht geben kann."

Staatsanwaltschaft: Fall ist verjahrt

16. Januar 2013: Mit diesem Datum wurde das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Saarbrucken registriert, wie Pressesprecher Thomas Reinhardt der RZ bestatigt. Zu tiefer gehenden Ermittlungen kam es aber nicht. Denn: Auch falls die Vorwurfe gegen den Pfarrer zutreffend gewesen sein sollten, waren diese aus strafrechtlicher Sicht jedenfalls verjahrt. Ein Verfahrenshindernis, wie Reinhardt betont. "Daher durften von Rechts wegen keine Ermittlungen aufgenommen werden." Die Sache war damit fur die Staatsanwaltschaft erledigt.

Die RZ steht mit dem 44-jahrigen mutmasslichen Opfer in Kontakt. 16 Jahre alt war er, als es zu den Ubergriffen gekommen sein soll. Uber Einzelheiten des Falls wurde er sprechen, kann es aber nicht. Nicht mehr: Bei einem mehrstundigen Gesprach im Bistum mit Offizial Georg Holkenbrink hat er jungst zusammen mit dem Protokoll der Sitzung auch eine Verschwiegenheitserklarung unterschrieben. Holkenbrink ist seit November 2012 Offizial, also Leiter des kirchlichen Gerichts im Bistum. Auch zuvor war er als Generalvikar unter anderem mit der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bistum befasst.

Das Gesprach Anfang November war erst das zweite fur das mutmassliche Opfer: Nachdem er sich vor eineinhalb Jahren gemeldet hatte, gab es ein Treffen mit den Missbrauchsbeauftragten des Bistums. Danach aber zog sich das Verfahren hin.

Im Juli dieses Jahres schrieb Holkenbrink in einer E-Mail, das Bistum ermittele noch. Das berichtete der "Trierische Volksfreund" (TV) im Oktober. "Es wird wohl noch etwas dauern, bis wir schliesslich auch mit Ihnen noch einmal das Gesprach suchen werden." Unterdessen gab das Bistum bekannt, alle Antrage auf Entschadigung, die bis Februar 2013 gestellt wurden, seien bewilligt worden. Fur das mutmassliche Opfer ein Schlag ins Gesicht, wie es dem TV berichtete. Er habe sich nicht ernst genommen, sondern ignoriert gefuhlt. "Genauso fuhlte ich mich vor 28 Jahren, als ich vielen Erwachsenen mein Erlebnis schilderte. Alle waren besturzt, doch niemand setzte sich fur mich ein", so der 44-Jahrige im TV.

Opferinitiative: Mauern ist typisch

Hermann Schell von der Opferinitiative "Schafsbrief" steht ihm zur Seite, hat ihn auch bei seinem Termin im Bistum Anfang November begleitet. Fur ihn ist die entscheidende Frage, warum der beschuldigte Pfarrer nach wie vor im Einsatz ist. "Es kann einfach nicht sein, dass er noch in der Seelsorge tatig ist." Zugegeben: Einen Automatismus zwischen Anzeige und Beurlaubung sehen die kirchlichen Leitlinien nicht vor. Aber zumindest der Verdacht, dass an den Vorwurfen etwas dran sein kann, sei auch im Bistum so stark gewesen, dass der Vorgang bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wurde. In vergleichbaren Fallen, so Schell, seien die mutmasslichen Tater sofort aus dem Dienst genommen worden. Warum nicht in diesem Fall? Wegen Personalknappheit? Schell versteht es nicht - und das Bistum will es nicht naher erklaren, verweist auf das laufende Verfahren. Das wiederum uberrascht Hermann Schell nicht. Wie da gemauert wird, sei absolut typisch.

Wie es jetzt weitergeht? Zunachst einmal wird im Bistum weiter ermittelt, werden weitere Zeugen gehort. Ob es dann Konsequenzen fur den beschuldigten Pfarrer und eine Entschadigung fur das mutmassliche Opfer geben wird, ist offen. Abgeschlossen ist der Fall fur den 44-Jahrigen jedenfalls nicht. Noch nicht.




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