BishopAccountability.org

Kurie Muss Nicht Zahlen

By Artur Oberhofer
The Tageszeitung
December 4, 2013

http://www.tageszeitung.it/2013/12/04/kurie-muss-nicht-zahlen/

Paukenschlag im Fall Don Giorgio Carli: Die Kurie muss vorerst nicht 700.000 Euro an das Opfer des sexuellen Missbrauchs zahlen. Das Oberlandesgericht hat die Vollstreckbarkeit des Urteils ausgesetzt.



Roland Riz will das Urteil nicht kommentieren, der Professor sagt nur: „Ich freue mich für die Kurie.”

Am Oberlandesgericht in Bozen hat es am Mittwoch einen Paukenschlag gegeben: Das Oberlandesgericht hat nämlich die Vollstreckbarkeit des Urteils im Fall Don Giorgio Carli ausgesetzt.

Um was geht es?

Die Erste Sektion der Abteilung für Zivilsachen am Landesgericht in Bozen hatte im August die Diözese Bozen-Brixen bzw. die Pfarrei San Pio X. zur Zahlung des Schadenersatzes im Fall Don Giorgio Carli verurteilt.

Es geht um rund 700.000 Euro.

500.000 Euro wurden dem Opfers des sexuellen Missbrauchs zugesprochen. Jeweils 100.000 Euro wurden den Eltern des Mädchens, das vor zehn Jahren den Missbrauch durch den Geistlichen angezeigt hatte, zuerkannt.

Zur Erinnerung:

Don Giorio Carli war im Juli 2003 wegen fortgesetzten sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen verhaftet worden. Das Mädchen hatte angegeben, dass der Geistliche sie über fünf Jahre hinweg im Pfarrhaus sexuell missbraucht habe. Den ersten Missbrauch habe es gegeben, als das Mädchen gerade mal neun Jahre alt war.

Don Giorgio Carli hatte immer seine Unschuld beteuert. Der Geistliche war in erster Instanz freigesprochen worden. Im Berufungsverfahren wurde der Geistliche dann allerdings zu sieben Jahren sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Der Kassationsgerichtshof hat Don Giorgio Carli schlussendlich wegen der inzwischen eingetretenen Verjährung freigesprochen.

Der Anwalt des Missbrauchsopfers, der Bozner Strafverteidiger Gianni Lanzinger, hatte die Zahlung des Schadenersatzes auf zivilrechtlichem Weg auf der Grundlage des zweitinstanzlichen Urteils erwirkt. Lanzinger sagte nach dem Urteilsspruch im August gegenüber TAGESZEITUNG Online: „Es handelt sich um ein Präzedenzurteil in Italien, für meine Mandantin ist dies zumindest ein moralischer Schadenersatz.”

Die Diözesanleitung hatte sich „überrascht und enttäuscht” von den Urteil gezeigt.

Doch nun sieht alles wieder anders aus:

Das Oberlandesgericht hat am Mittwoch einem Antrag der Verteidigung auf Aussetzung der Vollstreckbarkeit des Urteils angenommen.

Die Kurie muss die 700.000 Euro also vorerst nicht zahlen. Die meritorische Entscheidung ist noch ausständig.






.


Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.