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Katholische Kirche Zahlt 665 000 Euro an Missbrauchsopfer

Allgemeine Zeitung
December 29, 2013

http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/rheinland-pfalz/katholische-kirche-zahlt-665-000-euro-an-missbrauchsopfer_13741377.htm

Die Missbrauchsfalle schadigten den Ruf der Kirche schwer. Foto: F. Kastle/Symbol (Bild: dpa)

Die Bistumer Mainz, Speyer und Trier haben bislang mindestens 665 000 Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche gezahlt. Insgesamt 113 Antragsteller seien bis dato entschadigt worden, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Vor knapp vier Jahren hatte ein Missbrauchsskandal die katholische Kirche in Deutschland erschuttert. Die sexuellen Ubergriffe von Priestern und Geistlichen lagen Jahrzehnte zuruck, wurden dann aber erst aufgedeckt. Seitdem haben sich deutschlandweit rund 1300 Opfer bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gemeldet, sie wurden mittlerweile mit mehreren Millionen Euro entschadigt.

Als die katholische Kirche im Marz 2011 den Startschuss fur «materielle Leistungen in Anerkennung des Leids der Opfer» gab, turmten sich die Antrage bei der DBK aus allen Bistumern. Knapp drei Jahre spater ist die Antragsflut vorbei. «Die Zahl der Antrage ist massiv zuruckgegangen», sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann.

Dennoch: «Naturlich gibt es noch aktuelle Falle. Das Problem bleibt.» Aber es sei «kein Vergleich zu dem, was wir vor zwei, drei Jahren hatten». In den meisten Fallen hat die Koordinierungsstelle der DBK eine Geldzahlung empfohlen, die uber die jeweiligen Bistumer oder Orden erfolgt, hie? es. Im Durchschnitt flossen pro Fall rund 5000 Euro.

Im Bistum Mainz sind insgesamt 201 000 Euro an Missbrauchsopfer ausgeschuttet worden. Die Betrage lagen zwischen 1000 und 13 000 Euro, sagte Sprecher Tobias Blum. 38 Antrage von Opfern gingen ein: 33 wurden bewilligt, 3 abgelehnt und 2 seien noch in Prufung. Eine Auswertung der Personalakten seit dem Zweiten Weltkrieg habe 60 Verdachtsfalle von Missbrauch ergeben, von denen 40 dokumentiert weren konnten.

«Nach wie vor wird jeder Verdachtsfall, der im Bistum Mainz bekannt wird, unverzuglich der zustandigen Staatsanwaltschaft mitgeteilt und zwar unabhangig davon, ob der Fall verjahrt ist oder nicht», sagte Blum. Von rund 755 000 Katholiken im Bistum sind etwa 205 000 Rheinland-Pfalzer. Die Mehrheit wohnt in Hessen, eine Minderheit von knapp 2000 Menschen in Baden-Wurttemberg.

Im Bistum Speyer (570 000 Katholiken) gingen bislang insgesamt 184 000 Euro an Missbrauchsopfer. Die Summen beliefen sich je nach Fall zwischen 3000 und 15 000 Euro, sagte Sprecher Markus Herr. Bisher seien 39 Falle angezeigt worden. In 24 Fallen sei bereits gezahlt worden, sechs Falle wurden bearbeitet. Acht Falle seien abgeschlossen worden, ohne dass das Opfer einen Antrag auf eine materielle Leistung gestellt habe.

Das Bistum Trier (1,5 Millionen Katholiken) hatte im Februar 2013 insgesamt 56 Antrage von Opfern sexueller Ubergriffe bewilligt und mehr als 280 000 Euro bezahlt. Die hochste bekannte Summe an ein Opfer habe sich auf 18 000 Euro belaufen, sagte damals ein Sprecher in Trier. Aktuelle Zahlen lagen nicht vor.

Das Bistum Limburg, das sich auch uber Teile von Rheinland-Pfalz erstreckt, hat nach fruheren Angaben mindestens 91 000 Euro an Entschadigungen bezahlt. Die einzelnen Betrage lagen zwischen 3000 und 15 000 Euro, wie Bistumssprecher Stephan Schnelle sagte. 28 Antrage wurden gestellt. In 24 Fallen davon seien Zahlungen geleistet worden. Das Bistum Limburg machte keine Angaben zur Zahl der Verdachtsfalle von sexuellem Missbrauch.

Die deutschen Bischofe hatten Ackermann Anfang 2010 mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals betraut. Er sehe seine Aufgaben nahezu als abgearbeitet an, sagte er: Eine Telefon-Hotline fur Opfer, Entschadigungszahlungen, ein umfassendes Praventionskonzept und uberarbeitete Leitlinien. Nun stehe noch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Skandals aus. Nachdem die Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer Anfang 2013 gescheitert war, solle das Forschungsprojekt in einem zweiten Anlauf Anfang 2014 «unter Dach und Fach» sein, sagte Ackermann.

 

 

 

 

 




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