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Missbrauchsvorwurf: Beschuldigter Priester Wehrt Sich öffentlich

The Saarbruecker Zeitung
January 10, 2014

http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/lokalnews/Missbrauch-Priester-Bistum-Trier;art27857,5090714

Ein Priester wehrt sich nach Missbrauchsvorwürfen jetzt sogar in der Öffentlichkeit.

Ein Priester, der 1985 im Kreis Saarlouis einen damals 16-Jährigen missbraucht haben soll, geht mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit: Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen und fordert vom Bistum Trier endlich Aufklärung. Auch das mutmaßliche Opfer fühlt sich vom Bistum im Stich gelassen. (Veröffentlicht am 10.01.2014)

Trier. Damit hatten die Gottesdienstbesucher nicht gerechnet: Am dritten Adventssonntag verteilte der Priester nach einer Messe im Dekanat Koblenz „Flugblätter“ an die Gläubigen. Es waren die Kopien eines Schreibens, das der Geistliche ursprünglich wohl nur an den Generalvikar des Bistums Trier, Georg Bätzing, gerichtet hatte. In dem Brief schreibt der Priester, dass er des sexuellen Vorwurfs beschuldigt wird. Weiter heißt es, dass es im Januar 2013 ein „längeres Gespräch“ mit dem Offizial gegeben habe und er sich zwei forensischen Gutachten unterzogen habe. „Der Vorwurf des Missbrauchs wiegt schwer.Aus meiner Sicht habe ich mir gegenüber Herrn (…) nichts zuschulden kommen lassen. Selbst wenn dies zuträfe, glaube ich als unmittelbar Betroffener und Mitglied des Presbyteriums eine zügige Aufklärung und einen baldigen Bescheid meines Bischofs erwarten zu dürfen“, heißt es in dem Schreiben. Der Geistliche bemängelt „das zögerliche Verhalten der Verantwortlichen“.

Dies habe dazu geführt, dass er inzwischen einem Stigmatisierungsprozess ausgesetzt sei, der an die Grenzen seiner psychischen und physischen Belastbarkeit gehe. „Ich fühle mich von den Verantwortlichen hingehalten und im Stich gelassen, aus welchen Gründen auch immer“, schreibt der Geistliche. Bistumssprecherin Judith Rupp will sich zu dem Vorgehen des Priesters nicht äußern. Der Geistliche selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Im Stich gelassen fühlt sich auch Tobias D. (Name geändert). „Ich bin wütend und ohnmächtig“, sagt der heute 45-Jährige. Vor rund eineinhalb Jahren hatte er beim Bistum Trier angezeigt, in einer Pfarrei im Kreis Saarlouis von dem Priester, der sich nun öffentlich wehrt, sexuell missbraucht worden zu sein. Mehrere Zeugen hätten dem Bistum von weiteren sexuellen Übergriffen des Pfarrers berichtet, sagt D. Er habe sich nun erneut mit einem Schreiben an das Bistum gewandt.

Sowohl das Bistum als auch das mutmaßliche Opfer hatten den Fall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Aus strafrechtlicher Sicht ist der Fall verjährt. Die Dekanatskonferenz Koblenz hat sich im November mit dem ungelösten Fall beschäftigt. Dechant Thomas Hüsch erklärt, er habe das Thema „Beurlaubung des Priesters bis zur Klärung der Missbrauchsvorwürfe“ im Gespräch mit der Bistumsleitung erwähnt. In der nächsten Konferenz möchte er über den Stand der Gespräche informieren. Laut Bistumssprecherin rechtfertigt der gegenwärtige kirchenrechtliche Erkenntnisstand weder ein Zelebrationsverbot noch eine Beurlaubung.

„Die kirchenrechtlichen Ermittlungen dauern noch an, über den Zeitpunkt des Abschlusses können wir keine Angaben machen“, sagt Rupp. „Das gesamte Vorgehen des Bistums in diesem Fall lädt zu heftigen Spekulationen ein“, meint Hermann Schell von der Opferinitiative Schafsbrief.





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