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Uno Verlangt Mehr Informationen

News@ORF
January 17, 2014

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Mitglieder des UNO-Kinderrechtskomitees (CRC) haben den Vatikan wegen mangelnder Transparenz im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche scharf kritisiert. Am Donnerstag stellte sich der Vatikan erstmals den Fragen des CRC in Genf. Dabei ging es u. a. um die unzahligen Missbrauchsskandale in der Kirche und Ma?nahmen, um Kinder besser zu schutzen.

Der Kirchenstaat weigere sich nach wie vor, die von der UNO geforderten genauen Angaben zum Umfang des Skandals und zu den Tatern zu machen, bemangelte das CRC. Die Expertin Sara de Jesus Oviedo Fierro verlangte, dass der Vatikan mehr Informationen uber die getroffenen Ma?nahmen zur Pravention von Kindesmissbrauch herausgebe. „Welche Anderungen beim Verhaltenskodex wurden getroffen, um sexuellen Missbrauch zu verhindern? Welche Strafen wurden gegen Priester verhangt, deren Verhalten unangemessen war?“, fragte Oviedo Fierro.

Vertuschung oder Opferschutz?

Der Vatikan hatte es im Dezember 2013 abgelehnt, dem UNO-Ausschuss auf im Juli ubermittelte Fragen zu antworten, in welchen Missbrauchsfallen die Glaubenskongregation des Vatikans derzeit ermittelt. Insgesamt wurden laut dem emeritierten US-amerikanischen Kurienkardinal William Joseph Levada in den vergangenen Jahren rund 4.000 Falle von den Diozesen an die Glaubenskongregation weitergeleitet. Kritiker warfen dem Vatikan vor, mit seinem Schweigen die Missbrauchsvorwurfe gegen Kirchenmitarbeiter vertuschen zu wollen, doch der Vatikan erklart, dadurch Zeugen und Opfer schutzen zu wollen.

Der Vatikan hatte die Weigerung, konkrete Angaben zu Tatern vorzulegen, auch damit begrundet, dass er keine staatliche Verantwortung fur Kircheninstitutionen und deren Angestellte in anderen Landern habe. Komiteemitglieder erwiderten, der Vatikan habe jedoch sehr wohl eine „moralische Verantwortung“. Sie au?erten auch Kritik daran, dass manche Geistliche trotz Missbrauchshandlungen nicht aus dem Kirchendienst entfernt worden seien.

Vatikan verteidigt sich

Vor dem Ausschuss in Genf beteuerte der Gesandte des Heiligen Stuhls bei der UNO, Erzbischof Silvano Tomasi, der Vatikan gehe mit aller Kraft gegen den Missbrauch von Kindern vor. So habe Papst Franziskus eigens die Bildung einer Kommission fur den Schutz von Minderjahrigen veranlasst. Sie werde Ma?nahmen zur Gewahrleistung der Sicherheit von Kindern in der Obhut der Kirche sowie zur Fursorge fur Missbrauchsopfer vorschlagen. Fur die katholische Kirche gelte, was bereits Papst Johannes Paul II. erklart habe: Der Vatikan betrachte Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter als Verbrechen und „entsetzliche Sunde vor den Augen Gottes“ - mehr dazu in religion.ORF.at.

Erzbischof Silvano Tomasi (l.) und Bischof Charles Scicluna bei der UNO-Anhorung

Der Vatikan habe alle relevanten internationalen Vertrage zum Schutz von Kindern ratifiziert und setze sie um - darunter das UNO-Protokoll zur Bekampfung von Kinderprostitution und Kinderpornografie, sagte Tomasi weiter. Zugleich trat der Apostolische Nuntius dem Eindruck entgegen, Kindesmissbrauch sei besonders stark in Kreisen von Geistlichen verbreitet: „Kinderschander findet man selbst bei den am meisten geachteten Berufsgruppen der Welt, darunter beim Klerus und anderen kirchlichen Berufen.“

Papst-Sprecher Federico Lombardi sagte am Donnerstag dem Sender Radio Vatikan, es sei zwischen staatlichem Recht und dem Kirchenrecht zu unterscheiden. Der Vatikan sei gema? der von ihm ratifizierten UNO-Kinderrechtskonvention nicht angehalten, auf Anfragen zu Ermittlungen auf der Grundlage des Kirchenrechts zu antworten. Vorwurfe, die Kirche wolle die Ermittlungen der Justiz beeinflussen oder behindern, wies Lombardi zuruck.

Nur selten Justiz eingeschaltet

Die Mitglieder des Komitees wollten sich mit diesen Aussagen jedoch nicht zufriedengeben. Der Vatikan musse genaue Daten zum Umfang des sexuellen Missbrauchs in den Kirchen aller betroffenen Lander vorlegen, forderte das CRC-Mitglied Hiranthi Wijemanne aus Sri Lanka. Zugleich bemangelte sie, dass Untersuchungen oft lediglich innerhalb der Kirche und dann auch nur streng vertraulich gefuhrt wurden. „Warum werden nur einige wenige Falle an die Justizbehorden gemeldet, warum werden sie nicht offentlich gemacht?“, fragte sie.

Einschatzungen zum Umgang des Kirchenstaates mit dem Kindesmissbrauch sowie Empfehlungen fur Verbesserungen will das CRC bis Anfang Februar erarbeiten und dann veroffentlichen. Die Anhorung wurde von Aktivisten begleitet, die fur die Aufklarung aller Skandalfalle eintreten und umfassende Entschadigungen fur die Betroffenen fordern.

Franziskus: „Schande“ fur die Kirche

Franziskus bezeichnete die Skandale als „Schande" fur die Kirche. Dazu komme es dann, wenn die Menschen keine lebendige Beziehung zu Gott hatten, sagte der Papst am Donnerstag in seiner Fruhmesse laut Radio Vatikan. „Haben wir uns denn geschamt uber solche Niederlagen von Priestern, Bischofen und Laien?“, fragte der Papst. Die Ersten, die die Folgen der vielen Skandale ausbaden mussten, seien die Glaubigen - mehr dazu in religion.ORF.at.

Bei der Befragung handelte es sich zwar um eine turnusma?ige Prufung, zu der sich alle 193 Unterzeichnerstaaten der UNO-Kinderrechtskonvention (UNCRC) verpflichtet haben - der Vatikan, der 1990 die Konvention unterschrieben hatte, stellte sich dennoch erst jetzt das erste Mal in der Offentlichkeit solchen Fragen. Neben Tomasi wurde der Heilige Stuhl von Bischof Charles Scicluna aus Malta vertreten. Er war zehn Jahre lang Strafverfolger bei der romischen Glaubenskongregation und fur die Aufklarung von Missbrauchsvorwurfen gegen Kleriker verantwortlich.

 

 

 

 

 




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