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Zu Sehr Den Tater Im Blick

By Henri Kramer
PNN
March 18, 2014

http://www.pnn.de/potsdam/837654/

Der Potsdamer Stefan Luttke wurde Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Kaplan und hat jahrelang geschwiegen. Als Erwachsener erlebte er den Umgang der Kirche mit seinem Schicksal als Demutigung. Kardinal Woelki bedauert den Fall. Auch der Vatikan ist eingeschaltet

Stefan Luttke traute seinen Augen nicht, als er im April 2013 die Mitteilung des Berliner Erzbistums las. Da stand tatsachlich, dass die „staatlichen und kirchlichen Untersuchungen“ gegen seinen fruheren Kaplan aus Potsdam und heutigen Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu Stefan M. in Berlin-Tegel „ergebnislos eingestellt“ wurden. „Der Wiederaufnahme seines priesterlichen Dienstes steht nichts mehr entgegen. Damit ware auch seine Ruckkehr in die Aufgaben des Pfarrers dieser Gemeinde moglich.“

Wie bitte? Die Untersuchungen haben nichts ergeben? „Fur mich als Opfer war diese Meldung wie ein zweiter Missbrauch“, sagt der in Potsdam geborene Stefan Luttke heute. Denn im April 2013 wusste das Erzbistum schon seit drei Jahren, dass sich der Gemeindepfarrer sehr wohl schuldig gemacht hatte. Es gab sogar ein Gestandnis. Warum aber verlas der Generalvikar am 28. April 2013 in der Gemeinde Herz Jesu eine Erklarung, die sich wie ein Freispruch anhorte? Noch heute findet sich die Mitteilung dazu auf der Internetseite des Erzbistums.

Stefan Luttke, heute lebt er in Suddeutschland, war 15 Jahre alt und Firmling in der Gemeinde der katholischen Sankt-Peter-und- Paul-Kirche am Bassinplatz. An einem Sommertag 1997 traf sich die Firmgruppe bei Kaplan M., dem angehenden Pfarrer, zu Hause. Nach dem Treffen fragte ihn der Kaplan, ob er ihn nach Hause begleiten konne. In einer abgeschiedenen Allee sprach der Geistliche auf einmal davon, dass doch nichts dabei sei, wenn man sich nackt voreinander zeige. Irgendwann hatte er den 15-Jahrigen so weit, dass er ihn anfassen konnte. Es sei zur gegenseitigen Masturbation gekommen, so Luttke. Auch habe es spater weitere Annaherungsversuche seitens des Kaplans gegeben – die habe er aber abgeblockt. Der Jugendliche sprach mit niemandem daruber und versuchte zu vergessen, was geschehen war. 2010 kam aber alles wieder hoch. Luttke wurde krank. Damals war bekannt geworden, dass Priester uber Jahre Schuler im Berliner Canisius-Kolleg missbraucht hatten. Luttke rief bei der Hotline der Deutschen Bischofskonferenz an und erzahlte, was er erlebt hatte. Er nannte seinen Namen nicht, bat aber darum, dass man seine Schilderung an das Berliner Erzbistum weiterleitet. Das wurde auch gemacht.

Der damalige Berliner Kardinal Georg Sterzinsky suspendierte den Priester vom Dienst, informierte die Gemeinde Herz Jesu in Tegel uber den Vorwurf gegen ihren Pfarrer. Er leitete eine kirchliche Untersuchung ein und informierte auch die Staatsanwaltschaft und die Presse. Die Kirche schien alles richtig zu machen. Doch dann lief einiges schief.

 

 

 

 

 




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