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Verfahren Gegen Pater G. Eroffnet

The Merkur
March 28, 2014

http://www.merkur-online.de/lokales/garmisch-partenkirchen/oberammergau/kloster-ettal-verfahren-gegen-pater-eroeffnet-3441098.html

Was ist damals hinter der Mauern des Klosters Ettals passiert? Ganz wird man diese Frage nie beantworten konnen. Ein letzter Fall im Missbrauchsskandal zumindest soll nun juristisch aufgearbeitet werden. Foto: dpa

Die Anklage allein schnurt einem die Kehle zu: In uber 20 Fallen soll Pater G. Schutzbefohlene unter 14 Jahren am Kloster Ettal sexuell missbraucht haben. „Die Missbrauchsvorwurfe sind relativ massiv“, fasst Margarete Notzel, Sprecherin am Oberlandesgericht Munchen, die Anklage der Staatsanwaltschaft zusammen. Damit wird sich bald die Erste Jugendstrafkammer des Landgerichts Munchen II intensiv befassen. Der Vorsitzende Richter Thomas Bott hat die Anklageschrift unverandert zur Hauptverhandlung zugelassen. Damit wird ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Kloster Ettals noch einmal aufgerollt - um es dann endgultig zu schlie?en. Denn juristisch geht es nur noch um Pater G. und die Frage, was er getan oder nicht getan hat.

15 Patres und weitere weltliche Erzieher sollen Schutzbefohlenen am Kloster korperliche Gewalt zugefugt oder sie sexuell missbraucht haben. Dies besagt der Abschlussbericht von Thomas Pfister, den er im April 2010 vorlegte. Ein Unrecht, das vor allem zwischen 1960 und 1990 geschehen sein soll. Das bedeutet auch: Einige Beschuldigte sind tot, viele Taten sind verjahrt. Fur Pater G. gilt das nicht. Die Vorwurfe gegen ihn beziehen sich auf die Jahre 2001 bis 2005. Als Prafekt und Religionslehrer war er damals am Kloster Ettal tatig. Er habe sich Buben „mit sexueller Disposition genahert“, gibt Notzel sinngema? aus der Anklageschrift wider. 2005 waren die Vorwurfe bekannt geworden. Doch ein externer Gutachter, den das Kloster beauftragt hatte, entlastete Pater G.: Er sah keine Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch. Anders die Staatsanwaltschaft. Und anders offenbar auch die Jugendstrafkammer.

Vor einer Woche hat sie beschlossen, das Hauptverfahren zu eroffnen. Ein Schritt, den Pater G.s Anwalt verhindern wollte. Am Mittwoch erfuhr Dr. Rudiger Deckers in seinem Buro in Dusseldorf von der Entscheidung - und nahm sie nach eigener Aussage gelassen hin. „Das ist ein erwartbares Ergebnis.“ Wie entspannt Pater G. die Angelegenheit sieht, konnte Deckers nicht beantworten: Er hatte bis gestern noch nicht mit seinem Mandanten gesprochen. Dieser war 2005 in die Ettaler Zweigstelle Wechselburg in Sachsen versetzt worden. Unklar ist, ob die Ettaler Benediktinerabtei noch Kontakt zu ihm halt: Dort war gestern niemand fur eine Stellungnahme zu erreichen.

Seit uber drei Jahren steht eine Verhandlung gegen den Monch im Raum. Im November 2010 reichte die Staatsanwaltschaft Munchen II Klage ein. Doch die Prufung bei der Jugendkammer zog sich hin. Deckers bezweifelte die Aussage des Hauptbelastungszeugen und vermeintlichen Opfers, eines ehemaligen Ettaler Schulers, und beantragte ein Glaubwurdigkeitsgutachten. Im Herbst 2013 prasentierte der Jurist einen neuen Zeugen. Doch der Mitte 20-Jahrige, ebenfalls ein ehemaliger Schuler, entlastete den Pater offenbar nicht.

Deckers Ziel hat sich nicht geandert: Er will den Freispruch. Sein Mandant werde die Vorwurfe weiter bestreiten. Es steht Aussage gegen Aussage. Pater G. gegen das vermeintliche Opfer.

Ein Verhandlungstermin steht noch nicht. Notzel zufolge wird er so bald wie moglich festgesetzt.

 

 

 

 

 




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