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Beschuldigter Priester Wehrt Sich Offentlich

Sol
April 10, 2014

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Trier. Ein Priester, der 1985 im Kreis Saarlouis einen damals 16-Jahrigen missbraucht haben soll, geht mit einem Schreiben an die Offentlichkeit: Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen und fordert vom Bistum Trier endlich Aufklarung. Auch das mutma?liche Opfer fuhlt sich vom Bistum im Stich gelassen.

Ein Priester wehrt sich nach Missbrauchsvorwurfen jetzt sogar in der Offentlichkeit. Foto: dpa

Damit hatten die Gottesdienstbesucher nicht gerechnet: Am dritten Adventssonntag verteilte der Priester nach einer Messe im Dekanat Koblenz „Flugblatter“ an die Glaubigen. Es waren die Kopien eines Schreibens, das der Geistliche ursprunglich wohl nur an den Generalvikar des Bistums Trier, Georg Batzing, gerichtet hatte. In dem Brief schreibt der Priester, dass er des sexuellen Vorwurfs beschuldigt wird. Weiter hei?t es, dass es im Januar 2013 ein „langeres Gesprach“ mit dem Offizial gegeben habe und er sich zwei forensischen Gutachten unterzogen habe. „Der Vorwurf des Missbrauchs wiegt schwer.Aus meiner Sicht habe ich mir gegenuber Herrn (…) nichts zuschulden kommen lassen. Selbst wenn dies zutrafe, glaube ich als unmittelbar Betroffener und Mitglied des Presbyteriums eine zugige Aufklarung und einen baldigen Bescheid meines Bischofs erwarten zu durfen“, hei?t es in dem Schreiben. Der Geistliche bemangelt „das zogerliche Verhalten der Verantwortlichen“.

Dies habe dazu gefuhrt, dass er inzwischen einem Stigmatisierungsprozess ausgesetzt sei, der an die Grenzen seiner psychischen und physischen Belastbarkeit gehe. „Ich fuhle mich von den Verantwortlichen hingehalten und im Stich gelassen, aus welchen Grunden auch immer“, schreibt der Geistliche. Bistumssprecherin Judith Rupp will sich zu dem Vorgehen des Priesters nicht au?ern. Der Geistliche selbst war fur eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Im Stich gelassen fuhlt sich auch Tobias D. (Name geandert). „Ich bin wutend und ohnmachtig“, sagt der heute 45-Jahrige. Vor rund eineinhalb Jahren hatte er beim Bistum Trier angezeigt, in einer Pfarrei im Kreis Saarlouis von dem Priester, der sich nun offentlich wehrt, sexuell missbraucht worden zu sein. Mehrere Zeugen hatten dem Bistum von weiteren sexuellen Ubergriffen des Pfarrers berichtet, sagt D. Er habe sich nun erneut mit einem Schreiben an das Bistum gewandt.

Sowohl das Bistum als auch das mutma?liche Opfer hatten den Fall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Aus strafrechtlicher Sicht ist der Fall verjahrt. Die Dekanatskonferenz Koblenz hat sich im November mit dem ungelosten Fall beschaftigt. Dechant Thomas Husch erklart, er habe das Thema „Beurlaubung des Priesters bis zur Klarung der Missbrauchsvorwurfe“ im Gesprach mit der Bistumsleitung erwahnt. In der nachsten Konferenz mochte er uber den Stand der Gesprache informieren. Laut Bistumssprecherin rechtfertigt der gegenwartige kirchenrechtliche Erkenntnisstand weder ein Zelebrationsverbot noch eine Beurlaubung.

„Die kirchenrechtlichen Ermittlungen dauern noch an, uber den Zeitpunkt des Abschlusses konnen wir keine Angaben machen“, sagt Rupp. „Das gesamte Vorgehen des Bistums in diesem Fall ladt zu heftigen Spekulationen ein“, meint Hermann Schell von der Opferinitiative Schafsbrief.

 

 

 

 

 




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