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Fliegende Pressekonferenz nach Nahost-Reise: Papst nennt Kindesmissbrauch

piegel
May 27, 2014

http://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-nennt-kindesmissbrauch-satanische-messe-a-971867.html


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Überraschend deutlich hat sich Papst Franziskus zu Fällen von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche geäußert. Auch der Zölibat und ein möglicher Rücktritt kamen bei einer Fragerunde über den Wolken zur Sprache.

Rom/Jerusalem - Nach seiner dreitägigen Nahost-Reise hat Papst Franziskus während des Rückflugs nach Rom zu einigen kontrovers diskutierten Themen der katholischen Kirche Stellung bezogen. Ungewohnt deutlich äußerte er sich unter anderem zu Fällen von Kindesmissbrauch durch Geistliche. Zur Sprache kamen auch der Zölibat sowie der Rücktritt seines Vorgängers Benedikt XVI.

Pädophile Übergriffe seien ein großes Problem, bei dem es für die Kirche nur eine Null-Toleranz gebe, bekräftigte er. "Sexueller Missbrauch ist ein schreckliche Straftat, weil ein Geistlicher, der so etwas tut, Verrat begeht am Leib des Herrn. Das ist wie eine satanische Messe", sagte Franziskus.

Gegen drei Bischöfe werde derzeit wegen pädophiler Übergriffe ermittelt, einer sei bereits verurteilt worden. Es gebe für die Beschuldigten "keine Privilegien". Der Papst kündigte außerdem für die kommende Woche eine Messe an, die er im Vatikan gemeinsam mit acht Missbrauchsopfern feiern wolle. Zwei davon sind Deutsche, andere Betroffene kommen aus England und Irland. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst wolle er sich mit ihnen in privaten Gesprächen über ihre Erfahrungen unterhalten, sagte Franziskus.

"Tun, was der Herr mir aufträgt"

Auch über seinen Vorgänger Benedikt XVI. sprach der Papst. Benedikt habe mit seinem Rücktritt ein Zeichen für kommende Päpste gesetzt, sagte Franziskus. "Er hat eine Tür geöffnet für emeritierte Päpste, die es zuvor nicht gegeben hat." Nur Gott wisse, ob es weitere Fälle dieser Art geben werde, "aber die Tür ist offen". Auch für sich selbst schloss Franziskus einen Rücktritt nicht aus. So müsse sich ein Papst dieselben Fragen stellen wie Benedikt, wenn er fühle, dass seine Kräfte schwinden. Wenn die Zeit gekommen sei, "werde ich tun, was der Herr mir aufträgt, ich werde beten und versuchen, seinen Willen zu ergründen. Aber ich glaube, dass Benedikt XVI. kein Einzelfall bleiben wird."

Den umstrittenen Zölibat verteidigte Franziskus während seiner Fragerunde. Unverheiratete Priester seien ein Geschenk an die Kirche, das er schätze, und kein Glaubensdogma. Zwar seien die Türen für eine Diskussion offen, derzeit stünden jedoch für die Kirche andere Themen mehr im Mittelpunkt.

Auch zu weltlichen Fragen äußerte sich das Kirchenoberhaupt. So lobte Franziskus die Präsidenten Israels und der Palästinenser für ihren Mut. Dabei bezog er sich auf ein geplantes gemeinsames Gebet für Frieden im Nahen Osten, nachdem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatschef Schimon Peres eine entsprechende Einladung des Papstes in den Vatikan angenommen hatten.

Brandanschlag nach Papstbesuch

Abbas und Peres hätten den "Mut, einen Schritt nach vorn zu gehen", sagte Franziskus, stellte allerdings klar, dass es bei dem geplanten Treffen nur darum gehe, gemeinsam zu beten. Es handle sich nicht um einen Vermittlungsversuch im Nahost-Konflikt; auch Diskussionen werde es keine geben. Franziskus hatte seine Einladung für das gemeinsame Gebet Anfang Juni am Sonntag überraschend bei einer Messe unter freiem Himmel in Bethlehem ausgesprochen.

Am Montag hatte das Kirchenoberhaupt in Jerusalem seine mehrtägige Nahost-Reise beendet. Zuvor hatte der Papst Jordanien und Bethlehem in den Palästinensergebieten besucht. Franziskus setzte sich bei seinen Auftritten vor allem für die Zusammenarbeit der drei Weltreligionen ein.

Getrübt wurde Franziskus' Aufenthalt in Jerusalem am Montagabend von einem Brandanschlag auf eine der wichtigsten katholischen Kirchen der Stadt, der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg. Nur kurz zuvor hatte Franziskus in der Nähe eine Messfeier zelebriert.

Auf dem Flug von Tel Aviv nach Rom plauderte er rund 40 Minuten lang mit Journalisten. Über Warnungen seines Sprechers Federico Lombardi, sich doch besser zu schonen, ging der Papst damit hinweg. Ohnehin ist die Fragestunde über den Wolken für ihn inzwischen fast eine Tradition. Bereits im vergangenen Jahr hatte Franziskus eine stundenlange "fliegende Pressekonferenz" gegeben - damals auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro.




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