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Missbrauch Lastet Weiter Auf Katholischer Kirche

Saarbruecker Zeitung
May 30, 2014

http://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/themen/Missbrauch-lastet-weiter-auf-katholischer-Kirche;art2825,5294775

Der Missbrauchs-Skandal sorgt fur Kontroversen auf dem Katholikentag in Regensburg. Die Opfer machen Druck und werfen der Amtskirche Inkonsequenz vor. Und der Trierer Bischof Stephan Ackermann lost Irritationen aus. (Veroffentlicht am 31.05.2014)

Regensburg. „Wer sich an Kindern vergangen hat, sollte nicht mehr Priester sein durfen“, sagt Matthias Katsch. Dieser Satz klingt aus dem Mund eines Mannes, der in einer katholischen Schule jahrelang sexuell missbraucht wurde, logisch und folgerichtig. Nicht so fur die Amtskirche: Hier durfen Geistliche, wenn sie sich „einsichtig“ zeigen, nicht selten weiterarbeiten. Was fur Opfer eine neue Demutigung ist, illustriert auf besondere Weise, dass die katholische Kirche bei der Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals, der sie vor vier Jahren in den Grundfesten erschutterte, noch einen langen Weg vor sich hat.

„Das Thema ist nicht vorbei und muss prasent bleiben“, sagt Stephan Ackermann, Bischof von Trier und Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz. Und prasent ist es beim Katholikentag in Regensburg. Ackermann stellt sich dort einer Podiumsdiskussion und gerat in die Defensive, als er von null Toleranz gegenuber den Taten spricht, aber nicht gegenuber den Tatern, deren individuelle Schuld man differenziert betrachten musse. „Wenn Sie hier nicht klar sind, desavouieren Sie all das, was an der Basis an Aufklarung und Pravention geleistet wird“, entgegnet Katsch, Mitbegrunder der Opfervertretung „Eckiger Tisch“.

Tatsachlich war die katholische Kirche nach dem beispiellosen Skandal nicht untatig. Sie zahlte mehr als 1000 Opfern im Schnitt 5000 Euro Entschadigung und bot andere individuelle Hilfen an, erlie? Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch, setzte Praventionsbeauftragte in jedem Bistum ein. Sie schult alle Mitarbeiter bis hin zu den Bischofen, damit Missbrauch schneller erkannt und angezeigt werden kann. Zudem startete sie nach einigem Hin und Her ein Forschungsprojekt, mit dem Ursachen und Konsequenzen des jahrzehntelangen Missbrauchs sowie der Vertuschung analysiert werden sollen.

„Wir sind weiter als vor vier Jahren“, sagt Ackermann. So sieht es auch der Jesuit Klaus Mertes, der Missbrauchsfalle am Berliner Canisius-Kolleg aufdeckte und damit 2010 die Enthullungswelle ausloste, die den Kreislauf aus Verschweigen und Vertuschen durchbrach.

Angriff auf die Mannerkirche

Allerdings gibt es im Klerus teils erhebliche Widerstande. Das mag daran liegen, dass das Thema gerade fur die Kirche grundlegender Natur ist und uber die Missbrauchsfalle hinausreicht. Denn es ruhrt auch an ihr Selbstverstandnis als Institution, beruhrt Fragen der kirchlichen Autoritat und Tradition, der Mannerkirche, der aus Sicht vieler uberkommenen Sexualmoral, ihrer Spiritualitat.

Katsch wunscht sich, dass die Bischofe das Problem mehr aus der Perspektive der Opfer angehen. Und nicht primar darauf schauen, welche Folgen der Skandal fur die Kirche hat. Und: „Die Bischofskonferenz sollte einen Gesprachsfaden mit den Opfern knupfen.“ Das will nun zunachst Papst Franziskus tun, der sexuellen Missbrauch durch Geistliche jungst mit drastischen Worten als „schwarze Messe“ verurteilte. Hier konne es nur null Toleranz geben, versprach Franziskus. Uber die genaue Bedeutung dieser Formulierung gibt es offensichtlich aber unterschiedliche Vorstellungen in der Kirche.

 

 

 

 

 




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