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Irland: Kirche fordert Aufklärung bei Fund von Kinderleichen

Tiroler Tageszeitung
June 10, 2014

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Dublin (APA) - Der katholische Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, hat eine „vollständige Untersuchung“ von Heimen für ledige Mütter und deren uneheliche Kinder in Irland gefordert. „Wenn in Tuam etwas passiert ist, dann ist es wahrscheinlich auch in anderen Mutter-und-Baby-Heimen im Land passiert“, sagte der Erzbischof laut Kathpress in einem Interview mit dem irischen Nachrichtensender RTE.

In Tuam in der Grafschaft Galway war vor kurzem bekanntgeworden, dass 800 Kinderleichen aus einem Massengrab aus einem Mutter-Kind-Heim stammten, das von katholischen Ordensfrauen geleitet worden war.

Man müsse die „gesamte Kultur der Mutter-und-Baby-Heime“ erfassen, so Erzbischof Martin weiter. Auch die Adoptionspolitik der Heime und Angaben über medizinische Experimente müssten genau untersucht werden, forderte der Bischof. Es handle sich um eine „sehr komplizierte und sehr sensible Angelegenheit“, doch der einzige Weg, diesen Teil der Geschichte zu verarbeiten, sei das „Finden der Wahrheit“.

Auch ehemalige Bewohner des Bessborough-Heims für unverheiratete Mütter und deren uneheliche Kinder in Cork forderten am Wochenende eine Inspektion des dortigen Friedhofsgeländes. Das Heim war das größte seiner Art in Irland. Es wurde von den Herz-Jesu- und Marien-Schwestern geleitet. Der Orden erklärte, er begrüße eine unabhängige Untersuchung der Angelegenheit.

Das irische Justizministerium hat unterdessen die Polizei mit dem Zusammentragen von Dokumenten wie Todesurkunden und Sterberegistern in Tuam beauftragt. Zudem sollen weitere Tests auf dem Friedhofsgelände durchgeführt werden. Das Massengrab in Tuam war bereits in den 70er Jahren entdeckt worden. Anwohner glaubten aber lange Zeit, bei den Leichen handle es sich um Opfer der irischen Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Erst kürzlich hatte eine Historikerin aufgedeckt, dass es sich um die sterblichen Überreste unehelicher Kinder lediger Mütter aus dem Heim handelt. Die Kinder sollen zwischen 1925 und 1961 gestorben sein.

Die irische Regierung will zudem die Geschichte von Heimen für ledige Mütter und deren uneheliche Kinder landesweit aufarbeiten. Die Todesfälle in den umstrittenen Heimen seien „ein weiterer Teil der Geschichte unseres Landes“, der untersucht werden müsse, wird Premierminister Enda Kenny von der Tageszeitung „Irish Times“ zitiert.




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