Irland:
Kirche fordert Aufklärung bei Fund von Kinderleichen
Tiroler Tageszeitung June 10, 2014 http://www.tt.com/home/8492579-91/irland-kirche-fordert-aufkl%C3%A4rung-bei-fund-von-kinderleichen.csp
Dublin (APA) - Der katholische Erzbischof von Dublin,
Diarmuid Martin, hat eine „vollständige
Untersuchung“ von Heimen für ledige Mütter und
deren uneheliche Kinder in Irland gefordert. „Wenn in Tuam
etwas passiert ist, dann ist es wahrscheinlich auch in anderen
Mutter-und-Baby-Heimen im Land passiert“, sagte der
Erzbischof laut Kathpress in einem Interview mit dem irischen
Nachrichtensender RTE.
In Tuam in der Grafschaft Galway war vor kurzem
bekanntgeworden, dass 800 Kinderleichen aus einem Massengrab aus
einem Mutter-Kind-Heim stammten, das von katholischen
Ordensfrauen geleitet worden war.
Man müsse die „gesamte Kultur der
Mutter-und-Baby-Heime“ erfassen, so Erzbischof Martin
weiter. Auch die Adoptionspolitik der Heime und Angaben
über medizinische Experimente müssten genau untersucht
werden, forderte der Bischof. Es handle sich um eine „sehr
komplizierte und sehr sensible Angelegenheit“, doch der
einzige Weg, diesen Teil der Geschichte zu verarbeiten, sei das
„Finden der Wahrheit“.
Auch ehemalige Bewohner des Bessborough-Heims für
unverheiratete Mütter und deren uneheliche Kinder in Cork
forderten am Wochenende eine Inspektion des dortigen
Friedhofsgeländes. Das Heim war das größte
seiner Art in Irland. Es wurde von den Herz-Jesu- und
Marien-Schwestern geleitet. Der Orden erklärte, er
begrüße eine unabhängige Untersuchung der
Angelegenheit.
Das irische Justizministerium hat unterdessen die Polizei
mit dem Zusammentragen von Dokumenten wie Todesurkunden und
Sterberegistern in Tuam beauftragt. Zudem sollen weitere Tests
auf dem Friedhofsgelände durchgeführt werden. Das
Massengrab in Tuam war bereits in den 70er Jahren entdeckt
worden. Anwohner glaubten aber lange Zeit, bei den Leichen
handle es sich um Opfer der irischen Hungersnot des 19.
Jahrhunderts. Erst kürzlich hatte eine Historikerin
aufgedeckt, dass es sich um die sterblichen Überreste
unehelicher Kinder lediger Mütter aus dem Heim handelt. Die
Kinder sollen zwischen 1925 und 1961 gestorben sein.
Die irische Regierung will zudem die Geschichte von Heimen
für ledige Mütter und deren uneheliche Kinder
landesweit aufarbeiten. Die Todesfälle in den umstrittenen
Heimen seien „ein weiterer Teil der Geschichte unseres
Landes“, der untersucht werden müsse, wird
Premierminister Enda Kenny von der Tageszeitung „Irish
Times“ zitiert.
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