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Massengrab für unerwünschte Kinder

By Von Teresa Dapp
Mittelbayerische
June 10, 2014

http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/panorama/artikel/massengrab-fuer-unerwuenschte-kinder/1075833/massengrab-fuer-unerwuenschte-kinder.html

Foto aus der Abtei Sean Ross in Irland. Irland steht ein weiteres Kapitel schwieriger Vergangenheitsbewältigung bevor. Diesmal geht es um Heime für unverheiratete Mütter und die dort geborenen Babys.

Dublin. Missbrauchte Kinder in Schulen und Heimen, ausgebeutete Frauen in Arbeitshäusern, und nun auch noch Massengräber voller Kinderknochen: Irland steht ein weiteres Kapitel schwieriger Vergangenheitsbewältigung bevor. Diesmal geht es um Heime für unverheiratete Mütter und die dort geborenen Babys. „Die Kinder-Sterberate lag dort bei über 50 Prozent“, sagt Susan Lohan von der Initiative „Adoption Rights Alliance“. Zu Tausenden wurden die kleinen Leichen anonym verscharrt. Der Fall, der derzeit Schlagzeilen macht, ist besonders grausam. Fast 800 Skelette liegen in einer Jauchegrube in Tuam, einem Örtchen im Westen des Landes.

„Gefallene Mädchen“ eingesperrt

Das sogenannte Mutter-Kind-Heim dort betrieben katholische Schwestern der Bon Secours von 1925 bis 1961. Es war eines von zehn Heimen dieser Art auf der grünen Insel. Das Massengrab ist spätestens seit den 70ern bekannt, als zwei zwölfjährige Jungen es zufällig entdeckten. Längst bekannt sind auch ähnliche Fälle, etwa ein Grab in Dublin, in dem mehr als 220 Kinder aus dem protestantischen Bethany-Heim heimlich anonym begraben wurden. Auf etwa 4000 wird die Zahl der so „entsorgten“ Kinderleichen insgesamt geschätzt.

„In solche Heime wurden „gefallene Mädchen“ vorübergehend eingesperrt, damit die Gesellschaft ihre Sünden nicht sehen muss“, erklärt Lohan. Historiker schätzen, dass es in den zehn Heimen insgesamt 35 000 waren. Schwanger werden ohne Ehemann – das war im tiefkatholischen Irland eine Schande, die vor den neugierigen Augen der Nachbarn und Verwandten verborgen werden musste.

Der Beginn der Vergangenheitsbewältigung

Nachdem sich lange kaum jemand für das Grab in Tuam interessierte, sah sich der irische Kinder- und Jugendminister Charlie Flanagan diese Woche gleich zweimal genötigt, Stellung zu beziehen. „Viele Erkenntnisse sind zutiefst verstörend und eine schockierende Erinnerung an eine dunklere Vergangenheit in Irland, als unsere Kinder nicht so wertgeschätzt wurden, wie es hätte sein sollen“, teilte er mit, verwies aber auch darauf, dass Irland nicht alleine dastehe mit dieser Vergangenheit. Mehrere Regierungsstellen prüften, wie man damit umgehe. Auch die Schwestern von Bon Secour meldeten sich zu Wort. Sie seien schockiert und bestürzt über die Berichte.




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