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Warum Soviel Kleinglaube? - Zur Situation Der Kirche Heute

Bistum Mainz
October 2, 2014

http://www.bistummainz.de/bistum/aktuell/nachrichten.html?f_action=show&f_newsitem_id=44292

Zuversicht aus der Kraft des Glaubens: Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

Es fing nach der Jahrtausendwende an mit einigen Fallen des sexuellen Missbrauchs. Ein Jahrzehnt spater wurde von diesen Vergehen noch mehr aufgedeckt, auch wenn es relativ wenige Tater waren. Aber jeder ist einer zu viel. Die Affare um den fruheren Limburger Bischof kam hinzu und hat zusatzlich Vertrauen erschuttert. Von manchen, die der Kirche eher feindselig gegenuberstehen, wurde dies oft in unverschamter Weise ausgeschlachtet, Transparente unter dem Titel „Limburg ist uberall!" waren zu sehen. Wir durften uns nicht viel beklagen, denn die Ursache fur die harte Kritik lag bei uns selbst. Wenn die Angriffe pauschal gegen die Kirche und die Bischofe im Ganzen gerichtet wurden, war es dennoch nicht so einfach, diese Angriffe zu ertragen, wenn man selbst uberhaupt nicht beteiligt und verantwortlich war.

In der Zwischenzeit ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Vieles ist aufgearbeitet worden, wie z.B. Gesprache mit Betroffenen, Wiedergutmachung in vieler Hinsicht und zahlreiche Praventionsma?nahmen, um nur an den sexuellen Missbrauch anzuknupfen. Wir haben zehntausende Menschen, die vom Kindergarten bis zur Jugendarbeit taglich auf allen Ebenen Kinder und Jugendliche begleiten, denen man nichts vorwerfen kann. Auch dies gehort zur Wahrheit.

Es war auch klar, dass diese Welle von Kritik nicht rasch endet, sondern gerne wurde die Geschichte z.B. von der Limburger Badewanne immer wieder hervorgezogen. Wir werden noch eine Weile damit zu tun haben. Es war auch zu erwarten, dass eine gewisse Depression die Einstellung vieler in der Kirche erfasst. Wir werden immer wieder von schlechten Nachrichten eingeholt, die diese Stimmungen am Leben erhalten, so z.B. die hohe Zahl der Kirchenaustritte, der immer schwacher gewordene Gottesdienstbesuch usw.

Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass wir selbst diese negative Stimmung auch pflegen. Manche konnen nicht oft genug wiederholen, die Kirche ware am Ende. Niemand wisse, was in zehn Jahren sei, darum sei es geradezu unmoglich, die Kirche der Zukunft zu organisieren. Selbstqualerisch hort man immer wieder die Frage: Warum kommen wir nicht an!?

Diese Selbstzweifel findet man nicht nur im Volk Gottes, sondern auch bei vielen in Amt und Diensten. Die Alternative besteht nicht darin, dass man den Kopf in den Sand steckt und nicht genau wissen will, was los ist. Wir mussen der Wirklichkeit schonungslos in die Augen sehen.

Aber dies geht nur anders mit den „Augen des Glaubens". Wir sollten doch gerade in unseren Tagen nicht ubersehen, wo uberall Kirche gebraucht wird und wo sie durch eine gro?e Zahl von Glaubigen, besonders der Laien und des Ehrenamtes, in den Noten unserer Tage unterstutzt wird. Dies gilt z.B. auch fur die Sorge um die Migranten und um die Fluchtlinge aus aller Welt, besonders auch fur die vielen „unbegleiteten Kinder", die ohne Eltern und Verwandte, ohne Mittel und ohne Sprachkenntnisse bei uns stranden - und Gott sei Dank so viele eindrucksvolle Helferinnen und Helfer finden. Es sind gerade in den Kirchen viel mehr, als wir in den Medien erfahren.

Wir erfahren buchstablich jeden Tag weltweit, wie die Gewalt, oft besonders grausam, in den gro?en Krisengebieten unserer Welt, die geradezu aus dem Boden geschossen sind, herrscht und zerstorerisch wirkt. Sehen wir nicht handgreiflich das Elend, aber auch die Chancen der Gewaltlosigkeit und der Solidaritat mit den bedrangten Menschen? Geht uns nicht dadurch noch deutlicher auf, wie dringend die Welt die biblische Botschaft vom Frieden, das Evangelium Jesu Christi braucht?

Warum trauen wir so wenig dieser Botschaft? Warum kommen wir uber viel Missmut und Depressionen nicht hinaus? Warum wiederholen wir oft nur die schlechten Botschaften von gestern? Der christliche Glaube kann Berge versetzen. Warum zeigen sich bei den Glaubenden heute so viel Zweifel? Der Evangelist Matthaus nennt dies in seinem Evangelium „Kleinglaube". Er wei?, dass nicht nur die Glaubenslosigkeit und ein militanter Atheismus lahmen, sondern dieser Kleinglaube. Er ist der Unglaube der Junger. Dabei geht es nicht um eine grundsatzliche Verweigerung des Glaubens, sondern um Mangel an Vertrauen und fehlendes Durchhalten des Glaubens. Auch dafur braucht es Umkehr und Erneuerung.

 

 

 

 

 




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