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Privilegien Von Kardinalen: Nehmet Und Genie?et

Der Spiegel
October 11, 2014

http://www.spiegel.de/panorama/vatikan-kardinaele-erhalten-zigaretten-und-benzin-verguenstigt-a-996509.html



Ach, was waren das fur schone Zeiten fur einen Kardinal! Im Vatikan und rundherum! Man traf sich mit Freunden in den Bars und Restaurants und teilte, was man hatte. Geld hatten die Kirchendiener zwar nicht viel, aber zum Beispiel Eintrittskarten fur das Kirchenreich, wo die Freunde steuerfrei tanken und einkaufen konnten. Auch die Vatikanbank mit ihren verschwiegenen Konten stand weltlichen Kunden offen, wenn sie mit einer Empfehlung aufwarteten.

Dann kam Jorge Mario Bergoglio, und mit der Lebensqualitat der Eminenzen ging es bergab.

Etwa hundert Dienstwagen standen im Fuhrpark des Kirchenstaats, als Bergoglio am 13. Marz vorigen Jahres zum Papst gekurt wurde und sich bezeichnenderweise Franziskus nannte, nach dem heiligen Franz von Assisi, dem Weltverbesserer und Armutsprediger. Bald konnte man keine Mercedes-Limousine mehr besteigen, ohne gleich negativ aufzufallen.

Und erst die neue Kleiderordnung! Herrliche Seidengewander pflegten die Eminenzen zu tragen, Outfits fur 10.000 Euro und mehr. Dann kam er mit seinen Arbeitsschuhen und dem Franziskus-Einheitsdress, und keiner wagte mehr, in Gold und Purpur zu glanzen.

"Dem Papst gefallt kein Goldschmuck"

Ganz offen lie? der Papst uber seinen langjahrigen engen Mitarbeiter, den heutigen Rektor der Katholischen Universitat in Argentinien, Victor Manuel Fernandez, verbreiten, wie er sich die Kirchenmanner nicht vorstellt: "Dem Papst gefallen keine Priester, die teure Ferien und Essen in Spitzenrestaurants lieben", sagte der in Interviews, "die Gold- und Silberschmuck zur Schau stellen und Umgang mit machtigen Personen pflegen." Wen, wenn nicht die etwa 200 Kardinale, kann er damit meinen?

Nun steht auch noch das letzte kleine Privileg fur die Stutzen der romisch-katholischen Kirche infrage: Die Kontingente fur alles das, was Kardinale zum Leben brauchen, sich aber mit einem Gehalt von etwa 3000 Euro monatlich nicht so leicht leisten konnen.

Deshalb sind schon ihre Wohnungen im Vatikan spottbillig, auch wenn sie riesig und herrlich sein mogen. Und deshalb gibt es im vatikaneigenen Supermarkt, wo ohnehin fast alles steuerfrei verkauft wird, fur die einstigen Purpurtrager noch einen zusatzlichen Rabatt von 15 Prozent auf Lebensmittel. Und 20 Prozent auf Kleidung.

Alle diese Vergunstigungen hat das vatikanische Governatorat in einem Brief an den neuen Wirtschaftsprafekten, den eisenharten australischen Kardinal George Pell, aufgelistet. Das Schreiben stammt vom 26. Marz dieses Jahres. Dass es jetzt an die Offentlichkeit kommt, bedeutet laut kirchenstaatlicher Dramaturgie: Pell, vom Papst zum drastischen Sparen angehalten, wird die Privilegien in Kurze abraumen.

Zigaretten fur 80 Cent pro Packung

Vor allem der gunstige Zigaretteneinkauf der Kardinale wirft Fragen auf. 500 Packchen im Monat durfe jeder erwerben, umsatz- und tabaksteuerfrei allesamt, und die ersten 200 Packchen noch einmal um 20 Prozent verbilligt. Die kosten somit kaum mehr als 80 Cent, die restlichen etwa einen Euro. Nicht alle, aber manche Kardinale - so hei?t es, naturlich anonym und ohne Namen zu nennen - schopfen das Kontingent voll aus.

Doch kann man soviel rauchen? 10.000 Zigaretten im Monat, uber 300 am Tag? Das schafft kein Kardinal, da hilft auch gottlicher Beistand nicht. Er verschenke die an Arme und Bedurftige, sagen manche. Er verhokere sie, sagen andere.

Auch um den Verbleib der Benzin-Gutscheine fur die Kardinale gibt es Gemunkel. 60 Prozent des Benzinpreises machen normalerweise Steuern und Abgaben aus. Kommt man ohne sie an den Stoff, kostet der Liter Super nicht 1,70 Euro, sondern nur rund 70 Cent. Und einem Kardinal im Vatikan stehen Gutscheine fur 400 Liter im Monat zu, teils fur die Zapfsaulen im Kirchenstaat, teils furs Tanken au?erhalb der vatikanischen Mauern. Da gibt es statt Steuerfreiheit einen Zuschuss. Nur, wo und wie verfahren die im Schnitt uber 70 Jahre alten Herren geschatzte 4000 Kilometer im Monat? Oder verschenken sie auch diese Gutscheine an Bedurftige?

In keinem Land der Welt, das stellte das kalifornische Wein-Institut fest, ist der Pro-Kopf-Verbrauch von vergorenem Traubensaft so hoch wie im heiligen romisch-katholischen Kirchenreich: 74 Liter trank statistisch jeder Vatikaner im Jahre 2012.

Eine erstaunliche Menge, der statistische Durchschnittskonsument im Weinland Italien kommt nur auf 37,6 Liter. Und selbst die vermeintlichen "heavy drinker" auf dem Balkan schaffen nur knapp mehr als 40 Liter (gut, die trinken Sliwowitz dazu). Auch der Messwein, das hat jeder Katholik selbst erfahren, wird nicht in Stromen verteilt. Wer trinkt also solche Mengen? Die Diplomaten am "Heiligen Stuhl", die dort ebenfalls einkaufen durfen?

Oder hangt der hohe Weinkonsum im Vatikan womoglich damit zusammen, dass dort auch Spitzenweine weitgehend steuerfrei und somit viel gunstiger verkauft werden als in den Weinhandlungen rundherum? Immerhin waren auch damit schone Geschenke zu machen. Oder gute Geschafte.

 

 

 

 

 




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