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Missbrauchsvorwürfe gegen "Das Werk"

News.at
November 09, 2014

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Zwei ehemalige Mitglieder der direkt dem Papst unterstellten katholischen Gemeinschaft "Das Werk" in Bregenz haben schwere Vorwürfe gegen die geistliche Familie erhoben. Sie sprachen von Missbrauchsfällen und der Einschränkung der persönlichen Freiheit innerhalb der Gemeinschaft, berichtete der ORF Radio Vorarlberg. Der Vatikan soll "Das Werk" ein Jahr lang intensiv untersucht haben.

Einer der beiden Aussteiger, ein heute 35-jähriger Brite, lebte laut ORF ab seinem 18. Lebensjahr sechs Jahre lang in der Gemeinschaft in einem ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster in Bregenz-Thalbach. Seit 1983 ist dies der Hauptsitz der geistlichen Familie "Das Werk", rund 100 Schwestern und 30 Brüder und Priester sollen derzeit in dem Gebäude leben. Er sagte, er sei sich zum Schluss vorgekommen, wie in einer Sekte, ständig überwacht und sogar von seinem Beichtvater durchleuchtet. Selbst zur Beerdigung seines Großvaters habe er nicht gehen dürfen, so der Brite im Radio-Interview.

Ein ehemaliger Werkpriester berichtete von mehreren Missbrauchsfällen seiner ehemaligen Mitbrüder an "Werk"-Schwestern. Eine Stellungnahme der Leitung von "Das Werk" gab es in diesem Zusammenhang nicht. Allerdings äußerte sich die Gemeinschaft gegenüber der APA zu einer am Samstag erschienenen Biografie der ehemaligen "Werk"-Schwester Doris Wagner mit dem Titel "Nicht mehr ich: Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau". Sie schildert in dem Buch kontrolliert, manipuliert, sexuell missbraucht und unter Druck gesetzt worden zu sein.

"Wir bedauern es sehr"

Zwar werde "Das Werk" in dem Buch nicht explizit genannt, laut dem Regionalverantwortlichen der Gemeinschaft, Pater Georg Gantioler, sei aus dem Kontext aber leicht zu entnehmen, dass es sich um die geistliche Familie "Das Werk" handle. In der Stellungnahme heißt es etwa: "Wir bedauern es sehr, dass sie (Anm. Doris Wagner) in einer derartig negativen Weise auf die Jahre in unserer Gemeinschaft zurückblickt und viele positive Dinge, die sie erlebt hat, ausblendet." Der Inhalt des Buches gebe subjektive Darstellungen und Empfindungen der Autorin wieder, Elemente des Gemeinschaftslebens und unserer Lebensordnung seien aus dem Kontext gerissen.

Vergewaltigung zurückgewiesen

Die Gemeinschaft bedaure sehr, "dass ein Priester der Gemeinschaft eine kurze intime Beziehung mit der damals 24-Jährigen unterhalten hat". Eine diesbezügliche Anzeige wegen Vergewaltigung sei jedoch sowohl in Deutschland als auch in Österreich zurückgewiesen worden. "Der Priester war stets zu rechtlicher, kirchlicher und persönlicher Klärung des Vorfalls und zu persönlicher Buße bereit", so Gantioler.

Der Regionalverantwortliche der Gemeinschaft räumte in seiner Stellungnahme auch ein, dass es eine "Apolstolische Visitation" zur Klärung der Vorwürfe gegeben habe. Der abschließende Bericht der Kongregation sei jedoch noch ausständig.

"Das Werk" räumt Fehler ein

Die katholische Gemeinschaft "Das Werk" mit Hauptsitz in Bregenz hat nach den am Samstag öffentlich gewordenen Anschuldigungen von zwei ehemaligen Mitgliedern, die von sexuellem Missbrauch und Einschränkung der persönlichen Freiheit berichteten, Fehler eingeräumt. Diese gehörten aber der Vergangenheit an, sagte Sprecher Georg Gantioler im ORF.

Gantioler bestätigte etwa, dass die Leitung früher persönliche Briefe noch vor dem Adressaten gelesen und abgefangen habe. Auch sei es vorgekommen, dass dem geistlichen Begleiter persönlich Anvertrautes weitererzählt worden sei. "Da sind die Grenzen manchmal fließend gewesen", sagte der Sprecher von "Das Werk". Heute kämen solche Vorfälle in der geistlichen Familie nicht mehr vor. Explizit als Fehler bezeichnete der Geistliche die Praktiken etwa der Verletzung des Briefgeheimnisses aber nicht. "Man kann das jetzt Fehler nennen. Ich würde sagen, dass waren Entwicklungsschritte", so der Geistliche. Diese hätten aus der "pubertären" Gemeinschaft eine "reife" Gemeinschaft gemacht, "auch durch schmerzliche Erfahrungen hindurch."

 




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