BishopAccountability.org
 
 

"Mitwisser Werden Zu Mittatern"

RBB
January 30, 2015

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2015/01/fuenf-jahre-nach-missbrauchsskandal-canisius-kolleg-berlin.html

Vor funf Jahren wurden etliche Missbrauchsfalle am Berliner Canisius-Kolleg bekannt. Der damalige Rektor hatte sich in einem Brief bei den Opfer entschuldigt, die Bundesregierung richtete daraufhin die Stelle eines Missbrauchsbeauftragten ein. Dessen Bilanz lautet nun: Vor allem die Katholische Kirche hat noch viel aufzuarbeiten. Von Ulrike Bieritz

Matthias Katsch war einer der Manner, die in ihrer Schulzeit am Berliner Canisius-Kolleg systematisch missbraucht wurden. Er war auch einer derjenigen, der sich 2010 traute an die Offentlichkeit zu gehen und die Lawine ins Rollen brachte. Die Opfer haben damals Aufarbeitung, Hilfe und eine Entschadigung gefordert. Doch was sie laut Katsch erhielten war "wenig Aufklarung, wenig Hilfe und keine Entschadigung, sondern eine so genannte Anerkennungszahlung."

Der ehemalige Canisius-Schuler Matthias Katsch

Es waren 5.000 Euro, zu denen sich der Jesuitenorden freiwillig verpflichtet. Andere Einrichtungen zahlten noch weniger oder gar nichts. Was auch fehlt, so Katsch, ist eine systematische, nachhaltige und gesellschaftliche Aufarbeitung. "Denn Aufarbeitung ist die beste Pravention", sagt Katsch.

Das sind Aufgaben fur eine unabhangige Aufarbeitungskommission, die ab 2016 ihre Arbeit aufnehmen konnte. Die Signale aus der Politik seien positiv, berichtet der Unabhangige Missbrauchsbeauftragte, Johannes-Wilhelm Rorig. Am Freitag will der Bundestag uber einen entsprechenden Antrag der Regierungsfraktionen beraten.

Fehlende Anderungen im Strafrecht

Der Missbrauchsbeauftragte zieht eine ernuchternde Bilanz. Die Sensibilitat sei zwar gro?er geworden, auch gabe es Anderungen beim Strafrecht. Aber viel zu wenige Einrichtungen hatten umfassende Schutzkonzepte entwickelt. Hinzu kamen Eltern, die nicht genug uber die Gefahren wissen, die durch das Internet hinzugekommen sind. "Fur die kommenden Jahre gilt", dass der Schutz vor Missbrauch gelebter Teil unseres Allltags werden muss", so Rorig. "Kindesmissbrauch darf nicht mehr zum Grundrisiko einer Kindheit in Deutschland gehoren."

Fur Pater Klaus Mertes, der vor funf Jahren an die Offentlichkeit gegangen war, ist der gro?te Gewinn, dass in der Kirche und der Gesellschaft die Sprachlosigkeit bei Opfern, Tatern und Mitwissern aufgebrochen wurde. "Missbrauch ist ein gesellschaftliches Thema, auch mit Hinblick auf die Verantwortung fur die Aufarbeitung", sagte Mertes. Diese Verantwortung durfe man nicht einfach "in den juristischen Diskurs abschieben".

Der Whistleblower: Pater Mertes, inzwischen Trager des Zivilcourage-Burgerpreises

Mertes beklagt, dass sich immer noch zu wenige Menschen vor Ort einmischen und die Taten zur Anzeige bringen. Oft gehe immer noch der Schutz der Tater vor dem Schutz der Opfer.

Opfer kritisieren die katholische Kirche

Auch der ehemaliger Odenwald-Schuler Adrian Koerfer fordert Betroffene auf sich einzumischen. "Ohne die - leider plausible -

Kritik uben die Missbrauchsopfer an der katholischen Kirche: Es gabe keine ausreichende Aufarbeitung, es fehle an angemessener Entschadigung und die Bischofe weigerten sich, das Gesprach mit den Opfern zu suchen.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.