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Kardinal Woelki verteidigt Vorgehen im Fall Jansen

Kolnische Rundschau
February 23, 2015

http://mobil.rundschau-online.de/rhein-erft/missbrauchsvorwuerfe-gegen-liblarer-pfarrer-kardinal-woelki-verteidigt-vorgehen-im-fall-jansen,23794586,29925652.html

Mehr als 60 Messdiener kamen zum „Solidaritätsgottesdienst“ für den Geistlichen.

[Cardinal Rainer Woelki has defended the actions of the Archdiocese of Cologne in the case of abuse allegations against priest Winfried Jansen. He said the archdiocese checked everything carefully.]

Kardinal Rainer Woelki hat das Vorgehen des Erzbistums Köln im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen den Erftstädter Geistlichen verteidigt. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte Woelki, das Bistum habe alles sorgfältig geprüft.

Köln –

Im Fall des wegen Missbrauchsvorwürfen vom Dienst beurlaubten Pfarrers Winfried Jansen hat Kardinal Rainer Woelki das Vorgehen des Erzbistums Köln gegen den Erftstädter Geistlichen verteidigt. „Wir haben sehr sorgfältig und in Ruhe geprüft“, sagte der Erzbischof dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Woelki verwies darauf, dass sich nach dem Bekanntwerden erster Vorwürfe Anfang Februar inzwischen weitere Betroffene gemeldet hätten und Jansen mittlerweile einsehe, „dass er sich ihnen gegenüber damals – ich formuliere das in aller Zurückhaltung – nicht korrekt verhalten hat“.

In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme wandte sich der Kardinal vehement gegen Vorwürfe, das Erzbistum habe den Pfarrer abstrafen oder fertigmachen wollen. „Das ist völlig abstrus.“ Die Anschuldigungen machten ihn aber auch „sehr betroffen“, bekannte Woelki. Entscheidend sei für ihn, dass die Bistumsverantwortlichen „nach bestem  Wissen und Gewissen“ gehandelt hätten. Der Erzbischof hob hier besonders auf den Vorrang des Opferschutzes ab. „Wir konnten mit Rücksicht auf die Opfer nicht alles offenlegen, was wir über die damaligen Vorgänge wissen. Das hätte vielleicht zu einem größeren Verständnis der Gemeinde für unser Vorgehen beigetragen. Es hätte aber für die Opfer die Belastung noch vergrößert, die schon allein das öffentliche Aufsehen für sie bedeutet.“ Vor diesem Hintergrund müsse er es „dann eben aushalten, dass ich beispielsweise wegen Verleumdung oder Rufmord angezeigt werde“. Die Staatsanwaltschaft Köln hatte in der vorigen Woche den Eingang mehrerer Strafanzeigen bestätigt. Es werde nun geprüft, ob ein Anfangsverdacht besteht. Nach Woelkis Ansicht hat die Anwendung der bischöflichen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch das Verfahren „transparent und nachprüfbar gemacht“.

Verständnis für heftige emotionale Reaktionen

Der Kardinal äußerte Verständnis für die teils heftigen emotionalen Reaktionen in Jansens Pfarrei, wo sich viele Gemeindemitglieder hinter Jansen gestellt und das Erzbistum teilweise heftigst kritisiert hatten. „Es berührt mich, wie sehr die Gemeinde zu ihrem Pfarrer gestanden hat. Das zeigt, welch gute, engagierte Arbeit er über die Jahre dort als Seelsorger geleistet hat.“ Viele hätten sich „einfach nicht vorstellen können, dass es eben auch diese andere Seite in seinem Leben gegeben hat“. Er spüre den Zwiespalt und Zerrissenheit vieler Gemeindemitglieder. „Ihr Schmerz tut mir auch persönlich sehr weh“, bekannte Woelki.

Einen Besuch in der Gemeinde habe er erwogen.  „Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt, glaube ich, ist es wichtiger, die Geschehnisse dort mit externer Beratung in Ruhe aufzuarbeiten.“ Statt seiner komme der für die Region zuständige Weihbischof Manfred Melzer im März und April zweimal nach Erftstadt, so dass – wie Woelki sagte – „ein Hirte des Bistums schon sehr bald dort präsent sein wird“.

Der heute 73 Jahre alte Jansen ist seit Anfang Februar vom priesterlichen Dienst beurlaubt. Er soll sich nach Angaben einer Betroffenen in den 70er Jahren gegenüber dem damals etwa neunjährigen Mädchen über mehrere Jahre hinweg in schwerwiegender Weise sexuell übergriffig verhalten haben. Nach dem Bekanntwerden dieser Anschuldigung berichteten zwei weitere Betroffene von ähnlichen Vorkommnissen. Jansen räumt die sexuellen Grenzverletzungen inzwischen ein. Der Fall wurde vom Erzbistum Köln an den Vatikan weitergeleitet, der nun über alle weiteren Schritte zu befinden hat. 




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