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Pater Gesteht Missbrauch

By Heiner Effern
Sueddeutsche
February 26, 2015

http://www.sueddeutsche.de/bayern/kloster-ettal-pater-gesteht-missbrauch-1.2369779

Der des sexuellen Missbrauchs angeklagte Pater Georg aus dem Kloster Ettal hat am vierten Prozesstag uberraschend ein weitgehendes Gestandnis abgelegt. Seine Verteidiger erklarten vor dem Landgericht Munchen II, dass ihr Mandant den Missbrauch von zwei Schulern und einen Versuch bei einem weiteren Jungen einraume. Zuvor hatte der dritte Belastungszeuge unter Ausschluss der Offentlichkeit alle Vorwurfe gegen den 44 Jahre alten Geistlichen bestatigt. Daraufhin entschuldigte sich Pater Georg bei ihm. Er muss nun mit einer Bewahrungsstrafe zwischen einem Jahr und neun Monaten und maximal zwei Jahren rechnen. Daruber hinaus sagte er zu, eine ambulanten Sexualtherapie zu absolvieren. Das geht aus einer Mitteilung des Gerichts vom Donnerstag hervor.

Pater wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor Gericht

Die Entschuldigung des Angeklagten muss einen hektischen Nachmittag an der Jugendkammer ausgelost haben. Der Vorsitzende Richter Thomas Bott wies nach der Aussage des Zeugen in der wieder offentlichen Verhandlung ausdrucklich darauf hin, dass eine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs nun im Raum stehe. Daraufhin baten die Verteidiger von Jurgen R., wie der Benediktiner-Pater burgerlich hei?t, um ein vertrauliches Beratungsgesprach mit dem Gericht. Daran nahmen auch die Staatsanwaltschaft und die Vertreterin des einzigen Nebenklagers teil. Die Beteiligten einigten sich laut einer Sprecherin des Landgerichts hinter verschlossenen Turen auf einen Deal: Bei einem Gestandnis soll der Angeklagte nicht mehr als maximal zwei Jahre Haft auf Bewahrung als Strafe erhalten. Seine Anwalte folgten der Absprache. Die Verhandlung wird wie geplant am 5. Marz mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. Ungeklart ist noch ein weiterer angeklagter Versuch von Pater Georg, einen vierten Jungen zu missbrauchen.

Er habe sich als Mutter und Vater der Schuler gesehen

Mit der Entschuldigung bei seinem ehemaligen Schuler gab Pater Georg sein striktes Leugnen aller Vorwurfe auf. Der etwa drei Stunden dauernde Vortrag, mit dem er zum Prozessauftakt jeden Missbrauch und auch jeden Versuch dazu bestritten hatte, war als Lugenkonstrukt enttarnt. Pater Georg hatte darin mehrmals betont, dass alle Vorwurfe gegen ihn "unzutreffend" seien. Mit demonstrativer Selbstsicherheit hatte er eingeraumt, in manchen Situationen nicht die notige Distanz gewahrt zu haben, sich Schulern jedoch niemals in sexueller Absicht genahert zu haben. Er raumte lediglich Streicheleinheiten und Zuwendungen ein, die strafrechtlich nicht relevant waren. Er habe sich als Mutter und Vater der Schuler gesehen, sagte er aus.

Beim dritten Belastungszeugen der Staatsanwaltschaft brach seine Strategie zusammen. Der junge Mann wurde wegen eines versuchten Missbrauchs als Zeuge vernommen, doch seine Anschuldigungen sollen weit daruber hinaus gegangen sein. Schon der erste Zeuge hatte alle in der Anklage angefuhrten Vorwurfe bestatigt. Er habe seine Angaben in ebenfalls nicht offentlicher Sitzung ruhig und differenziert gemacht, sagte die Sprecherin. Laut Anklage griff der Prafekt im Jahr 2001 diesem damals noch 13 Jahre alten Jungen in seinem Dienstzimmer abends unter die Boxershorts und streichelte ihn minutenlang. Bei der Ubernachtung auf einer Berghutte hatte er dieses Vorgehen wiederholt. Diese Taten sind nun bestatigt. Das gilt auch fur die Vorwurfe, Pater G. habe einem 14 Jahre alten Jungen immer wieder unter die Hose gefasst, als er bei ihm auf dem Scho? vor dem Computer sa?.

15 Ettaler Patres sollen etwa 100 Schuler missbraucht haben

Der Geistliche nutzte fur die Taten seine Vertrauensstellung aus: Er war zwischen 2001 und 2005 im Internat des Ettaler Gymnasiums als Prafekt tatig. Als sich Beschwerden hauften, wurde er von der Klosterleitung von seinen Aufgaben entbunden. Hinweise auf sexuellen Missbrauch sollen damals noch nicht vorgelegen haben. Als 2010 bekannt wurde, dass 15 Ettaler Patres bis 1990 uber Jahrzehnte hinweg etwa 100 Schuler mit Schlagen und sexuell missbraucht hatten, geriet auch Pater Georg in den Fokus der Ermittler.

Am ersten Prozesstag deutete der Angeklagte noch an, dass ihn der damalige Schulleiter Pater Maurus Kra? zu Unrecht angeschwarzt habe. Mit Spannung wird deshalb erwartet, was dieser und auch der Ettaler Abt Barnabas Bogle zu den Vorgangen um Pater Georg aussagen. Sie sind an einem der nachsten Termine als Zeugen geladen. Das Urteil der Kammer wird am 26. Marz erwartet.

 

 

 

 

 




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